Downfall Of Gaia - Silhouettes of disgust

Metal Blade / Sony
VÖ: 17.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Strobolicht im Dunkeln

In 15 Jahren des Bestehens haben sich Downfall Of Gaia in mehrfacher Hinsicht einen exzellenten Ruf erarbeitet. Nicht nur als hervorragender Live-Act, verbunden mit sehr viel Stroboskop-Einsatz, sondern auch als eine der führenden deutschen Bands in ihrer besonderen Nische. Die da wäre: oberflächlich extremer Metal, mit einem Fuß im Crustpunk verwurzelt, dem anderen im Sludge, und als Resultat entsteht daraus zackiger Black Metal. "Silhouettes of disgust", immerhin Album Nummer sechs im Backkatalog, ist nun wenig überraschend keine Neuerfindung, weder des Genres, noch der Band selbst, überzeugt jedoch abermals und fügt interessante neue Nuancen hinzu.

Die zwei auffälligsten: die eingestreuten Gastvocals von Lulu Black, die mit dem Schlagzeuger Michael Kadnar ein Gothic-Nebenprojekt hat, sowie die Verwendung von Synthesizern. Genre-Puristen mögen die Nase rümpfen, zum richtig harten Kern des sturen Black Metal gehören Downfall Of Gaia allerdings ohnehin nicht, und dass eine Sonderpressung dieses Werkes auf Alerta Antifacista Records erscheint, passt ins Bild. Neben Neuerungen adressiert "Silhouettes of disgust" laut Eigenaussage den Blick allerdings ein Stück weit nach hinten: "Back to the roots" sei der Aufnahmeprozess gewesen, was sowohl den gewünschten Crust-Sound angeht, als auch den Wiedereinstieg des Gründungsmitglieds Peter Wolff.

"Silhouettes of digust" hat einen thematischen Überbau. Die acht Stücke sollen die Geschichten von acht Menschen einer fiktionalen Metropolis erzählen. Natürlich vor allem mit Fokus auf deren Probleme, denn, so Frontmann Dominik Goncalves dos Reis, "die letzten Jahre haben gezeigt, was grundsätzlich von der Menschheit zu erwarten ist – nicht viel". Was allerdings während der acht Songs von diesen Lyrics zu verstehen ist – nicht viel. Natürlich bellen, keifen, schreien Downfall Of Gaia diese vor allem in die Welt. Kurze cleane Einspieler und Lulu Blacks Spoken-Word-Passagen einmal ausgenommen. Dass zudem die Double-Bass rattert, als gäbe es nun wirklich kein Morgen mehr und sich die Saiteninstrumente finster um die Wette duellieren, versteht sich ebenfalls von selbst.

Die Rückbesinnung auf die Crust-Punk-Szene bezeugen auch die Spieldauern. Statt mit epischen Strukturen kommen Downfall Of Gaia schnell, kurz und schmerzhaft angeritten – weniger doomig als im exzellenten Vorgänger "Ethic of radical finitude". Der Opener "Existance of awe" etwa ballert erst einmal kompromisslos los. Auf ein vorangestelltes Intro wird verzichtet, stattdessen mäandert es zwischendurch. Das Prinzip, langsame Aufbauten zu einem Finale hin zu kreieren, drehen Downfall Of Gaia oft kurzerhand um, es sind die Mittelteile, beziehungsweise Enden, in denen sich wie in "While bloodsprings become rivers" das eine oder andere Post-Rock-Solo beweisen kann oder sich beispielsweise in "Bodies as driftwood" ein kurzer Synthie-Flächen-Sound wie der Nebel des Coverbildes über die durchweg lebensfeindliche Atmosphäre legen darf.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • While bloodsprings become rivers
  • Bodies as driftwood

Tracklist

  1. Existence of awe
  2. The whir of flies
  3. While bloodsprings become rivers
  4. Bodies as driftwood
  5. Eyes to burning skies
  6. Final vows
  7. Unredeemable
  8. Optograms of disgust
Gesamtspielzeit: 45:14 min

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kiste

2023-03-22 16:00:01

Wow, mein Highlight bisher dieses Jahr! Quasi jedes Lied ein Hit. Auch wenn die Mittel zunächst limitiert erscheinen mögen steckt doch in jedem Stück ein gewisser Kniff. Die Produktion knallt schön, das Schlagzeugspiel zaubert mir ein Grinsen ins Gesicht und die Idee mit dem thematischen Überbau (ist das dann ein Konzeptalbum?) ist auch sehr fein. Mit den Lyrics habe ich mich jedoch noch nicht beschäftigt. Vielleicht schaffe ich es auch auf die Tour! Ich wünsche der Truppe viel Erfolg mit dem Album!

Armin

2023-03-15 22:24:11- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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