Chase Rice - I hate cowboys & all dogs go to hell

Dack Janiels / Broken Bow
VÖ: 10.02.2023
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Carolina Crusher

Was auch immer das Amerikanischste war, das Ihr in letzter Zeit gehört habt, Chase Rice übertrifft es wahrscheinlich. Als ehemaliger Football-Linebacker in North Carolina, Teil der Boxencrew eines NASCAR-Teams und Finalist in einer Staffel des Reality-Formats "Survivor" hat Rice schon mal die ersten Punkte abgehakt. Mit seinem Mitwirken an der schlimmen Bro-Country-Hymne "Cruise" von Florida Georgia Line und eigenen Songs wie "Drinkin' beer, talkin' God. Amen." macht er die Liste voll. Doch trotz früherer oberflächlicher Songs über alkoholgetränkte Partynächte mit Frauen auf dem Beifahrersitz, die nicht mal eine Backgroundstory spendiert bekamen, hat der 37-Jährige mit Album Nummer sechs die Überraschung geschafft: "I hate cowboys & all dogs go to hell" ist ein liebenswürdiges Album. Natürlich vorausgesetzt, man hat eine hohe Toleranz gegenüber cheesy Gitarrensongs, breitkrempigen Hüten und überartikulierten Vokalen. Und selbst innerhalb der Country-Szene ist Rice nicht unumstritten. Purist*innen ist der poppige und glatte Ansatz des Songwritings und der Produktionen ein Dorn im Auge. Einschlägige Magazine zählen ihn zumindest künstlerisch nicht zur ersten Garde. Also was steht dann eigentlich auf der Habenseite?

Allen voran erst mal die emotionale Single "Bench seat", die von mentaler Gesundheit erzählt, ein Piano dazuholt und eigentlich eine Hymne auf den besten Freund des Menschen ist. Denn hier erzählt Rice aus der Hundeperspektive, ohne es auf die Nase zu binden, beziehungsweise sogar mit geschickten falschen Fährten: "You were pretty beat up when I took you in." Allgemein erlauben sich die Songs Zeit für Introspektion, die dargestellte Männlichkeit erlaubt Fragilität. Ein paar "Baby"s weniger hätten es zwar getan, aber Rice erinnert daran, seine Mutter regelmäßig anzurufen, während sein verstorbener Vater das Cover ziert. Manchmal rutscht er dabei vom Country in den (Stadion-)Rock und klingt wie Jon Bon Jovi. Und ganz eindeutig kommt sowas wie staubtrockene Johnny-Cash-Coolness nie auf. Doch auf "I hate cowboys & all dogs go to hell" sind sogar die sonst eher stumpfen Alkoholhymnen den Ticken augenzwinkernder, wenn Rice nach der Zwölf-Stunden-Schicht pünktlich in den Feierabend geht und singt: "But come five o'clock I'm the hell out of here / Man, it's a bad, bad day to be a cold, cold beer."

Sicher kann man auch naserümpfend sagen, dass das alles gar nicht so weit weg von Tom Astor ist. Man kann das Romantisieren von langen, ziellosen Autofahrten in Zeiten der Klimakrise kritisieren. Man kann auch den provokativen Titel des Albums als plumpe Effekthascherei verstehen, wenn im Song "I hate cowboys" am Ende aufgeklärt wird, dass Rice die Männer in ihren Wranglers nur hasst, weil sie die Frauen bekommen, die er von der Bar anschmachtet. Man kann aber auch für knapp 50 Minuten neben diesem All-American-Man in seinem Truck Platz nehmen und mit ihm darüber sprechen, wie die letzten 15 Jahre vom Football über NASCAR bis zum Country-Star ihm mitgespielt haben. Während der ziellosen Fahrt dürfte sicher eine Menge bei rumkommen.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Way down yonder
  • Bench seat
  • Oklahoma (feat. Read Southall Band)

Tracklist

  1. Walk that easy
  2. All dogs go to hell
  3. Way down yonder
  4. Key West & Colorado
  5. Bench seat
  6. Life part of livin'
  7. Bad day to be a cold beer
  8. Oklahoma (feat. Read Southall Band)
  9. I walk alone
  10. Sorry momma
  11. If I were Rock & Roll
  12. Goodnight Nancy (feat. Boy Named Banjo)
  13. I hate cowboys
Gesamtspielzeit: 49:34 min

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Emil.Sinclaire.

2023-03-10 20:30:11

Das Cover find ich cool und seit „american heartbreak“ bin ich dem american alternative country sehr offen gegenüber, auch wenn mir zach bryan noch ne gute Spur besser gefällt.

Armin

2023-03-08 21:14:08- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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