Shana Cleveland - Manzanita
Hardly Art / CargoVÖ: 10.03.2023
Im Geiste vereint
In einem Teil des beliebten Horror-Franchises "The conjuring" wird die klassische Geschichte des Spukhauses clever auf den Kopf gestellt: Was, wenn nicht das Haus heimgesucht wird, sondern ein Familienmitglied und so quasi jeder neue Wohnsitz wieder zum Spukhaus wird? Das neue Album von Shana Cleveland wird ebenfalls heimgesucht. Überall, wo man es mit hinnimmt, wird man von ätherischen Gitarrenmelodien begleitet. Aber auch von einer drückenden subtilen Schwere, die im Hintergrund schwelt. Mit was für einem Geist haben wir es hier zu tun?
Denn dass es sich um einen Geist handelt, stellt Cleveland, die auch als Gitarristin und Sängerin bei der Surf-Rock-Band La Luz bekannt ist, schon unmissverständlich im Opener klar: "I am a ghost and I'm trying / To show you what I do / Can I come through? / Through you?" Ihr elegantes Fingerpicking bleibt auf "Manzanita" meist hintergründig. Stattdessen drängeln in "Faces in the firelight" wohl als Streicher verkleidete Synthesizer in den Vordergrund. Unter diesen übergeworfenen Decken wird erst nicht klar, ob man sich vor den Gesichtern im Feuer fürchten muss. "I was watching you", singt Cleveland zu schauderhaft-schöner Klaviermelodie über ihr "Babe". Erst ganz langsam schöpft man Vertrauen zu diesem verwunschenen Begleiter, mit dem man die Westküste bereist, wo auf sonnige Tage manchmal überraschend kalte Nächte folgen.
"Evil eye" gibt sich in so einer Nacht besonders verwunschen, slidet hörbar die Saiten hoch und runter und wirkt mit seiner nervösen Perkussion und dem stumpfen Basslauf wie eine Beschwörung. Das darauffolgende "Mayonnaise" gibt sich dann vollends der Wild-West-Ästhetik hin und ist eine verschmitzte Hymne: "Now I am a Californian / I never wanna leave this state again." Wenn man nicht aufpasst, lässt Cleveland einen vielleicht nie mehr gehen. Dass sie nach erfolgreich behandelter Brustkrebsdiagnose und zeitweise unwirklich wirkender Schwangerschaft und Geburt auf "Manzanita" in einer Zwischenwelt wandelt, macht die geerdete Instrumentierung umso wichtiger: Kleine Nuancen von Hackbrett, Cembalo und Glockenspiel wirken wie die Verbindungen zwischen Dies- und Jenseits. Clevelands Album fungiert als Ouijabrett, das uns den Kontakt ermöglicht. Und uns letztendlich überzeugt, dass dieser Geist uns nichts Böses will.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A ghost
- Faces in the firelight
- Evil eye
- Mayonnaise
Tracklist
- A ghost
- Bloom
- Faces in the firelight
- Mystic mine
- Light on the water
- Quick winter sun
- Bonanza freeze
- Gold tower
- Babe
- Ten hour drive through west coast disaster
- Evil eye
- Mayonnaise
- Sheriff on the Salton Sea
- Walking through morning dew
Im Forum kommentieren
myx
2023-12-02 16:06:05
Zählt zu meinen Lieblingsalben des Jahres. Sonst von niemandem gehört und gemocht?
Hat zwar nur wenige, dafür durchs Band gute bis sehr gute Reviews gekriegt.
myx
2023-03-11 13:22:35
Ganz zauberhaftes, entspanntes und durchwegs organisch klingendes Psych-Folk-Album. Die Stimme ist ein Traum, und auch die reinen Instrumentaltracks sind allererste Sahne. Passt perfekt in diesen verschlafenen Samstag.
Ich zücke spontan eine 8/10.
Armin
2023-03-02 11:13:59- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Shana Cleveland - Manzanita (3 Beiträge / Letzter am 02.12.2023 - 16:06 Uhr)
- Shana Cleveland - Night of the worm moon (1 Beiträge / Letzter am 28.03.2019 - 20:37 Uhr)