Can't Swim - Thanks but no thanks

Pure Noise
VÖ: 03.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Im Zweifel für den Zweifel

Als Can't Swim im Jahr 2017 ihr Debüt "Fail you again" vorlegten, gab es einiges an warmem Applaus und viele freundliche Worte für die Band aus New Jersey. Danach gaben die Herren dann Vollgas, stürzten sich in einen Live-Marathon und ließen innerhalb kurzer Zeit gleich zwei weitere Veröffentlichungen folgen. Was bei all dieser Betriebsamkeit ein wenig zu kurz kam, war der musikalische Fokus. Wohlmeinend darf von Findungsphase gesprochen werden, scharfzüngig aber auch von einer gewissen Orientierungslosigkeit. Punk, Rock, Emo: Von allem etwas ist nicht immer die stimmige Mischung. "Thanks but no thanks", die mittlerweile vierte Langstrecke des Quartetts, bringt die Qualitäten nun aber tatsächlich auf den Punkt.

"Nowhere, Ohio" führt die Hörerschaft zunächst einmal ins buchstäbliche Niemandsland. Ein zweifelnder Erzähler sinniert vor sich hin: "Highways and subway grates / The dotted lines and tiles / Are you alone tonight?" darf dabei auch als Frage an sich selbst verstanden werden, erzählt Sänger Chris LoPorto hier doch über seinen zwischenzeitlichen Job als Tourbusfahrer für andere. LaPorto ist übrigens eines von nur noch zwei Gründungsmitgliedern, auch Greg McDevitt am Bass ist von Anfang an dabei. Musikalisch liefert der Auftakt direkt das, was auf allen zehn Songs im Mittelpunkt steht: eher flott eingespielter Alternative Rock mit deutlichem Emo-Einschlag. Ins Jahr 2008 nimmt LaPorto uns mit, wenn er in "Can you help me?" in Erinnerungen schwelgt, die Unerfreuliches andeuten: "Crushed up pills and surgery / Blood in your mouth tar on the ceiling / Handcuffed for bag of weed locked in a cell / Can't find the meaning."

Und dann ist da immer wieder der Zweifel am eigenen Tun. Der Sänger zitiert in "Me vs me vs all y'all" The Cure, Eddie Vedder und Evan Dando, die ihn durch seinen musikalischen Kreativprozess begleitet haben, und singt: "It's not what I intended / No holidays or wedding vows / Cousins turned to teenagers / Send me back if you know how." Was spätestens hier deutlich wird: Es macht einen besonderen Reiz des Albums aus, dass inhaltliche Düsternis in eher launigem Soundgewand vorgetragen wird. Packt einen "I heard they found you face down inside your living room" sofort mit seinem Klangbild? Aber ja! Nur: Dahinter steckt der Umgang mit dem viel zu frühen Tod eines noch jungen Menschen. "They held the service on a Sunday in the afternoon / The candles burning were reminding me of your perfume / Sad to say we never got those damn tattoos / I begged you go see somebody but you always refused."

Diese spannende Gegensätzlichkeit zieht die Band durch bis zum Schluss der nur gut halbstündigen Vorstellung. "It won't be long until i'm gone / Don't read through the lyrics don't sing to this song / It won't be long until i'm done / I've been keeping it from you but secrets get hard to hide", heißt es im finalen "Thx but not thx", dieser nach eigenem Bekunden programmatischen Abkehr von all jenen, die mit gut gemeintem und doch oft toxischem Rat am Wegesrand stehen und es besser zu wissen glauben. Das Album zeigt, dass Can't Swim inzwischen tatsächlich ganz genau selbst erkennen, wohin die musikalische Reise geht – trotz all des Zweifelns, das durch die Texte schimmert.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nowhere, Ohio
  • Yer paradox I'm paradigm
  • I heard they found you face down inside your living room

Tracklist

  1. Nowhere, Ohio
  2. Can you help me?
  3. Me vs. me vs. all of y'all
  4. Met u the day the world ended
  5. Yer paradox I'm paradigm
  6. I heard they found you face down inside your living room
  7. Eliminate
  8. I've never paid a toll on the garden state parkway
  9. Even my anger has issues
  10. Thx but no thx
Gesamtspielzeit: 31:04 min

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Armin

2023-03-02 11:13:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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