Weval - Remember

Technicolour / Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 03.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Wohlig warm

Warum immer nur nach vorn schauen, wenn Inspiration auch im Vergangenen liegen kann? Für die Entstehung ihres dritten Longplayers, welcher auch gleich auf den passenden Titel "Remember" hört, begaben sich Harm Coolen und Marijn Scholte Albers dahin, wo es ihnen gemütlich schien. Nostalgie, euphorisiertes Zurückblicken, etwas in den Erinnerungen schwelgen. Aus der Rückschau, wie und wieso das Duo als Weval anfing, Musik zu erschaffen, zehren nun die elf neuen Tracks, die trotz dieser klaren Orientierung eines nicht sind: altbacken. Weval knödeln weder auf alten Gitarren dem AOR hinterher, noch lassen sie trotz Fokus auf elektronische Sounds musikalische und modische Verbrechen der Achtzigerjahre wieder aufleben. Nein, das, was die beiden hier heranzitieren, steht mit beiden Beinen in diesem Jahrtausend, als Referenzen kommen etwa Four Tet, Moderat, Mount Kimbie, Bonobo und vor allem ein Künstler in den Sinn: Caribou.

Der titelgebende Opener etwa würde bei einem Caribou-Ähnlichkeitswettbewerb mindestens den zweiten Platz belegen. Seichte, etwas verzerrte Gesangsintonation, sorgsam aufbauende Elektronica-Strukturen, leicht verwaschener Sound, wohlbekannte Effekthaschereien. Der Blick in die Jugend wird oft positiv verklärt, die Erinnerung hängt vor allem an den guten Zeiten. Die schönen Sommer, die ausgelassenen Tanzabende, eine gewisse Unbeschwertheit. Alles Dinge, die Weval hier aufgreifen und ins Jetzt transportieren. "Everything went well" lautet die Ansage. Unverschämt nach vorn groovend, das Tempo jedoch wohldosiert. Idealer "Melt-Elektro": Es ist Juni/Juli, hinter dem Gremminer See senkt sich langsam die Sonne, die Strandbühne lädt mindestens zu zweierlei ein – mit passendem Getränk in der Hängematte verweilen oder doch schon langsam in den Abend tänzeln.

"Remember" lebt vor allem von diesem transportierten Vibe, ist aber dennoch klug genug an den Kanten geschärft, um nicht beiläufig zu stranden. Manche Momente wie in "Where it all leads" bestechen durch leicht schiefe Beats, während andere einfach unverschämte Hits sind: "Changed for the better" etwa benötigt nur kurzen Anlauf für die Tanzfläche, zieht zwischendrin jedoch einmal kurz den Stecker. In der eigenen Vergangenheit sprangen Weval manchmal etwas zu wild umher – "Are you even real" etwa hieß 2019 ein astreiner Radiohead-Klon, welcher jedoch völlig allein in dieser Art auf dem dazugehörigen Album "The weight" stand. "Remember" hingegen präsentiert sich nun als feingliedrig homogenes, DJ-Set-artiges IDM-Werk.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Everything went well
  • Changed for the better

Tracklist

  1. Remember
  2. Everything went well
  3. Losing days
  4. Where it all leads
  5. Don't lose time
  6. Never stay for love (feat. Efje De Visser)
  7. Day after day
  8. Changed for the better
  9. I saw you
  10. Is that how you feel it
  11. Forever
Gesamtspielzeit: 50:15 min

Im Forum kommentieren

foe

2023-03-06 18:20:11

Schliesse mich dem Vorredner gerne an. Schöner Albumfluss.

Autotomate

2023-03-04 22:44:27

Schön von vorn bis hinten, passt wunderbar in den Samstagabend und ist mit seinem ganzen Melodie- und Ideenreichtum ein sicherer Kandidat für weitere Dates. Spontane Highlights: "Never Stay for Love" mit Eefje de Visser und "Changed for the Better" und "I Saw You".

peter73

2023-02-24 11:43:54

"the weight" war klasse, wird notiert!

Armin

2023-02-22 19:22:42- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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