Helge Schneider - Torero

Railroad / Broken Silence
VÖ: 03.03.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bei den Hörnern

Helge Schneider hat sich auf seinem neuen Album "Torero" Mühe gegeben. Es gibt ein Konzept, komplett auskomponierte Songs und Texte, die wirken, als hätte er sie sich vorher überlegt. Aber vielleicht hat er das Album auch einfach nur mal eben improvisiert, weil ihm danach war. Dass man nicht genau weiß, wie viel Anstrengung hinter seiner Kunst steckt, ist das Geheimnis des Mülheimers. Aber ist es noch ein Geheimnis, wenn jeder weiß, dass da ein Genie bewusst Blödsinn betreibt? Und was ist Blödsinn überhaupt? Fragen, die auf "Torero" natürlich nicht beantwortet werden. Sollen doch die anderen sich den Kopf über so einen Quark zerbrechen, der Helge hat was Besseres vor.

Wie eingangs schon erwähnt werden die acht Songs von einem losen Konzept zusammengehalten: Es geht um Menschen, Tiere und das staubige Zeug dazwischen. Ein Hauch von Morricone weht durch das Album. Die Sonne steht hoch über der Arena und Helge schwitzt. "Ich bin der letzte Torero", verkündet er in "The last torero". Irgendwie hat er ja Recht damit. Es gibt keinen anderen wie ihn, er ist ein Frau vom Wurstfach. Jazzige Akkorde treffen auf beseeltes Trompetenspiel, während die Rhythmussektion an Mariachi-Bands erinnert. "Horses" beschwört indessen Bilder einsam dahinreitender Cowboys herauf. Die Hufe trappeln dem Horizont entgegen, während Helge die Gitarre bedient. Diese bedankt sich artig für den Service. Manieren muss man haben.

Apropos: Helge isst gerne. Das weiß man schon länger, war er es doch, der ein für alle Mal klargestellt hat, welche Qualität ein Käsebrot besitzt. In "The eater" zählt er nun weitere Speisen auf, die ihm das Leben versüßen. Die Musik dazu? Feinster Charleston-Swing, Scat-Gesang inklusive. Da ist sie wieder: die Zweisamkeit von Quatsch und Qualität. Diese kennzeichnet auch "The guilty doctor", ein tiefschürfendes Lied, das die Inkompetenz der Ärztezunft anprangert. Finger gehören sich in die Wunde, sonst merkt man ja nix davon. Nur nicht zu viel rumpulen, weil sonst gibt es Entzündungen und das kann auch keiner wollen.

Natürlich gibt es auch wieder diese besonderen melancholischen Momente, die seit jeher zur Helge-Experience dazugehören. "The wizard" ist so einer. Leise und bedächtig tröpfeln die Akkorde, die Gedanken schweifen dahin. Plötzlich eine Stimme. Da muss jemand aufs Klo, groß. Doch die Toilette ist besetzt, sodass der Protagonist sich gedulden muss. Zum Glück wird sie dann doch noch frei. Ist das jetzt lustig? Man weiß es nicht. Es gibt genug Menschen, die mit Schneiders Kunst überhaupt nichts anfangen können. Aber es gibt auch Leute, die Hubert Aiwanger für einen fähigen Politiker halten. Helge ist das alles sowieso egal, denn er ist traurig. "She's gone" ist eine Hymne an die Mutter, wie sie nur ein Helge Schneider schreiben kann. "Komm zurück!", ruft er ihr hinterher und plötzlich merkt man, dass man ergriffen ist. Denn der meint das ernst. Ein Schlingel, dieser Schneider.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Horses
  • The guilty doctor
  • She's gone

Tracklist

  1. The last torero
  2. American bypass
  3. Horses
  4. The wizard
  5. The guilty doctor
  6. The eater
  7. L.O.T.C.
  8. She's gone
Gesamtspielzeit: 38:44 min

Im Forum kommentieren

Hierkannmanparken

2023-03-08 10:50:09

Ich bin kein Zauberer!

Z4

2023-02-22 22:47:00

Gute Rezension.

Enrico Palazzo

2023-02-22 21:36:18

Dat is ja n Dingen.

Klaus

2023-02-22 19:27:47

Wenn da nicht eine Typo irgendwo drin ist - grundsätzlich stimmt die, auch wenn sie ungewohnt ausschaut :)

Armin

2023-02-22 19:27:31

Dürfte Konzept sein.

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