Steel Panther - On the prowl

Steel Panther
VÖ: 24.02.2023
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ausgelutscht

Eines muss man Steel Panther ja lassen – man kann ihnen noch nicht einmal wirklich böse sein. Die Optik, die einst als überzogenes Abziehbild der Heydays des Hair Metal begann, trat gar eine regelrechte Welle von Retro-Glam-Bands los. Und während Die Ärzte ihr "Elke" als "misogynistisch" und "Fat shaming" brandmarken und gar selbst canceln, hauen die Amerikaner unverdrossen Lyrics raus, die dermaßen überzogen sind, dass man schon ein sehr gestörtes Humorzentrum benötigt, um die triefende Satire nicht zu erkennen. Wenn man jedoch so monothematisch unterwegs ist, dass selbst das ach so skandalöse "Layla" dagegen wie Hochlyrik wirkt, könnte möglicherweise irgendwann ein gewisser Abstumpfungseffekt entstehen. So geschehen beim letzten Album "Lower the bar", das selbst bei erfahrenen Niveau-Limbo-Artisten zu ungesunden Verrenkungen führte.

Der größte Fehler jedoch, den man bei dieser Ausgangssituation machen kann, wäre es, Steel Panther und insbesondere deren Frontmann Michael Starr zu unterschätzen, hat sich Starr doch schon mehrfach als profunder Kenner der Szene der späten Achtziger erwiesen. Die direkt anklingen, wenn "Never too late (To get some pussy tonight)" mit Keyboard-Intro und für die damalige Zeit üblichen Big Drums abmarschiert. Und siehe da: Das klingt entschlossen, durchaus härter (die Musik, nicht diverse Körperteile) als auf den letzten Alben. Kleines Manko dabei – während das mit dem Headbangen abhängig vom Resthaar bleibt, sollte der Refrain vielleicht nicht ganz so laut mitgegrölt werden. Zumindest wenn die Nachbarn noch ein intaktes Bild vom mentalen Zustand behalten sollen.

Apropos headbangen: Das funktioniert auch beim folgenden "Friends with benefits" gar prächtig, man könnte gar meinen, die Kalifornier hätten bei ihren seit jeher metallischer agierenden schwäbischen Kollegen von Kissin' Dynamite sehr genau zugehört. Genau genommen zeigen sich Steel Panther hier so heavy wie lange nicht – und verpassen es, diesen Weg weiter zu gehen. Klar, "Put your money where your mouth is" kann noch mit einer schönen Hook aufwarten, doch schon "1987" versäumt es, den wehmütigen Rückblick auf jene Zeit mit mehr zu würdigen als einer stinkgewöhnlichen Powerballade. "Is my dick enough?" hingegen amüsiert vor allem durch einen Gastauftritt von Dweezil Zappa und einem feist stampfenden Groove, während die Stalker-Phantasie von "Pornstar" wohl auch für Anhänger extrem schrägen Humors zu weit geht.

Doch das ist noch nicht einmal das größte Manko von "On the prowl". Viel schwerer wiegt, dass die Platte nicht mehr aufregt. Ja, die zwischenzeitliche Rückbesinnung darauf, dass selbst "Hair Metal" das Wort "Metal" enthält, zeigt noch ein bisschen Hunger bei Steel Panther. Doch gegen Ende werden selbst die härteren Songs lust- und belanglos, wirken wie abgespult. Und das, was die Band bislang immer noch rettete, nämlich die Lyrics, wirkt nach der längeren Pause auserzählt. Oder glaubt im Ernst jemand, ein Liedchen wie "Magical vagina" könnte im Ernst neben "17 girls in a row" bestehen? Zumal bei letzterem Bandklassiker traditionell wagemutige Damen das T-Shirt lupfen, während dieser Gedanke bei ersterem Song dann doch eher abwegig scheint, es sei denn, Steel Panther träten plötzlich auf der "Venus" oder ähnlichen Veranstaltungen auf. In dieser Form jedenfalls steht die Band kurz vor der Höchststrafe – nämlich der Belanglosigkeit.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Never too late (To get some pussy tonight)
  • Friends with benefits

Tracklist

  1. Never too late (To get some pussy tonight)
  2. Friends with benefits
  3. On your Instagram
  4. Put my money where your mouth is
  5. 1987
  6. Teleporter
  7. Is my dick enough (feat. Dweezil Zappa)
  8. Magical vagina
  9. All that and more
  10. One pump chump
  11. Pornstar
  12. Ain't dead yet
  13. Sleeping on the rollaway
Gesamtspielzeit: 47:28 min

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Armin

2023-02-15 21:41:16- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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