Isobel Campbell - Amorino

Snowstorm / Cargo
VÖ: 01.12.2003
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schmetterlinge im Bauch

Kann denn das sein? Gut, vielleicht hatte er einfach zuviel Kamillentee intus. Oder ihm waren die Füße eingefroren. Wäre ja auch kein Wunder, wenn man selbst im Spätherbst noch in Birkenstock-Latschen durch die Gegend schlurft. Glauben wollte man das jedenfalls nicht so recht, als Stuart Murdoch im Zuge seiner Promo-Tour zum jüngsten Belle & Sebastian-Album "Dear catastrophe waitress" kräftig über seine Ex-Kollegin Isobel Campbell ablästerte. Ausgerechnet diese honigsüße, über jedes vernunftbegabte Maß hinaus liebenswerte Dame soll irgendjemandem ein Dorn im Auge gewesen sein? Man kann sich das nicht vorstellen. Schon gar nicht, wenn man mal ihr Soloalbum gehört hat.

"Amorino" ist Süßholzraspeln pur. Zuckerbrot und noch mehr Zuckerbrot. Ohrenschmalz für drei Großfamilien. Und ganz gewiß das kitschigste Album, das sich Belle & Sebastian nie getraut haben. Das geht aber nicht nur in Ordnung, sondern auch als ziemlich tolle Platte durch. Weil gleich der Titelsong das beste Cembalo auspackt, seit Mozart zwei Etagen tiefer komponiert. Weil sich Geigen, Trompeten und all die anderen Luxus-Instrumente hier so frei von der Leber weg austoben dürfen. Oder weil die gelernte Cellistin selbst jene Sachen hinbekommt, die ihr kein Mensch zugetraut hätte.

Isobel Campell kann nämlich zwar nicht singen, aber das dafür ziemlich gut. Es ist schon von regelrechter Putzigkeit, wie sie in der geflügelten Zirkusnummer "The cat's pyjama" außer Atem gerät, während die Bläser im Wohnzimmer einen ganzen Rummelplatz aufbauen. Es kitzelt an den richtigen Stellen, wenn sie zum sanftmütigen Klavier die Tonleiter streichelt. Und es ist zum Knutschen schön, was sie da im selbstvergessenen "The breeze whispered your name" gegen den Wind haucht. Aber die komischen Geräusche, die der Song plötzlich macht, haben sich doch bestimmt in der Tür geirrt. Oder?

Wissen wir leider auch nicht. Können dafür aber feststellen, daß Isobel schon mal gern die Fingernägel ausfährt, wenn keiner hinguckt. Was natürlich fast nie passiert. Aber trotzdem. Wenn ihr im "Monologue for an old true love" ein tapferer Mariachi den Hof macht, und im Beinahe-Instrumental "October's sky" kaum hörbar gedumdidumt wird, dürfte Mademoiselle ruhig auch mal ein verschmitztes Grinsen aufsetzen. Schelmisch in sich hineinlachen. Oder wenigstens hinter vorgehaltener Hand ein Schulmädchenkichern andeuten. Würde ihr bestimmt gut stehen. Und wir würden natürlich auch versprechen, keine heimlichen Fotos davon zu machen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The breeze whispered your name
  • Monologue for an old true love
  • The cat's pyjama
  • Song for baby

Tracklist

  1. Amorino
  2. The breeze whispered your name
  3. Monologue for an old true love
  4. October's sky
  5. The cat's pyjama
  6. Why does my heart hurt so?
  7. Johnny come home
  8. Poor butterfly
  9. Love for tomorrow
  10. There is no greater gold
  11. This land flows with milk
  12. Song for baby
  13. Time is just the same
Gesamtspielzeit: 44:13 min

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peppey paloma

2009-02-03 14:05:32

hab mir das album neulich geholt und muss sagen, dass ich es brilliant finde. besser als die alben mit mark lanegan.

amorino erzeugt bei mir eine wahnsinns-stimmung. absolut beruhigend und herzerwärmend ohne dabei langweilig zu sein. wunderschöne voluminöse instrumentierung auch, die perfekt mit isobels heller stimme harmoniert.

nach bisher bestimmt schon 50 durchläufen nutzt sich das album immer noch kein bisschen ab. ich würd ne 9/10 hergeben.

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