
Tuvaband - New orders
Passions FlamesVÖ: 20.01.2023
Die Stimmung ist im Keller
Draußen tobt ein Sturm. Der Wind peitscht durch die Bäume, wirbelt Dinge umher und die dunkelgrauen Wolken fletschen ihre Zähne. Doch Tuva Hellum Marschhäuser bekommt von alldem nichts mit. Sie hat es sich mutterseelenallein in ihrem Studio in Berlin bequem gemacht, das zumindest der Rezensent sich wie eine Sturmunterkunft in den Kellern amerikanischer Filme vorstellt. Ab und zu rumpeln die Holzklappen vielleicht ein wenig, aber ansonsten steht die Zeit hier still. Denn für ihr viertes Album als Tuvaband hat Marschhäuser alles selbst übernommen: Songwriting, Recording, Mix und Master. Und mit "New orders" flüchtet man sich zu ihr in den Raum und fühlt man sich sehr sicher, bis der Sturm vorbei ist.
Das liegt in erster Linie daran, dass der hallige Indie-Pop der Norwegerin unaufgeregt sein (Pilzrahm-)Süppchen kocht. Die Highlights in den 14 Stücken auszumachen, ist gar nicht so einfach, weil ähnliche Versatzstücke wie Gitarre, Keyboard und kleine Synthie-Spielereien wie von Licht getroffene Partikel im Raum existieren, ohne dass man sie die meiste Zeit wahrnimmt. Marschhäusers warme Stimme ist selbst in den druckvollen Momenten wie dem heimwehigen "Lost in translation" auffallend geerdet. Und auch, wenn sie im Titelsong "Please don't let this crisis go to waste" fleht, kommt nie das Gefühl von Nervosität auf. Die umfängliche Kontrolle führt zu einer knappen Dreiviertelstunde heilsamen Zusammenseins. In diesem Rahmen kann sie selbst einfache Dinge artikulieren, ohne dabei banal zu wirken: "I believe that something good is gonna happen."
Nur einmal kurz wundert man sich etwas über das Pfeifen und Blasen, für das Tuvaband sich am Ende von "Your ride to be free" entschieden hat. Aber dieser Moment ist so schnell vorbei, das man ihn leicht mit der Achsel beiseite zuckt. Und schon wird man wieder von einem liebenswürdig grummeligen Basslauf oder kumpelhaften Drums an der Schulter gefasst und beruhigt. Wenn Marschhäuser im letzten Song der Platte gemeinsam mit den Hörer*innen ausatmet, dann traut man sich das erste Mal, vorsichtig die Holzklappen einen Spalt zu öffnen. "Und? Wie ist es draußen?", fragt die Wahlberlinerin dann vielleicht und man antwortet: "Lass uns ruhig noch einen Moment hier bleiben."
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rejuvenate
- Something good
- Lost in translation
Tracklist
- Rejuvenate
- Something good
- Full bloom
- Karma is a beach
- A liquid matter
- A liquid matter/Attenborough
- By the time you hear this
- Miss haze
- Cross my fingers
- Your ride to be free
- Lost in translation
- New orders
- Breathe in
- Breathe out
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MickHead
2025-06-20 10:00:46
"Galloping Chest" (06.06.)
https://tuvaband.bandcamp.com/track/galloping-chest
"Hello Universe" (25.04.)
https://tuvaband.bandcamp.com/track/hello-universe-2
"Seven Ways Of Floating" (14.03.)
https://tuvaband.bandcamp.com/track/seven-ways-of-floating
Deaf
2023-11-01 08:20:57
Ich mag sie auch. Hat übrigens gerade ein Album gemacht mit New Age Doom, konnte aber noch nicht reinhören.
https://pitchfork.com/reviews/albums/new-age-doom-tuvaband-there-is-no-end/
Sick
2023-02-16 22:48:05
Was für ein toller sphärischer Sound.
Eine Entdeckung für mich.
Armin
2023-02-08 20:48:48- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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Referenzen
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