Power Plush - Coping fantasies
Beton Klunker / BertusVÖ: 10.02.2023
Beziehungsstatus: fasziniert
"Between affection and confusion": Der gemütliche Jangle-Popper "Butterfly" beschreibt im Pre-Chorus bereits hinreichend die Irrungen und Wirrungen, die das Chemnitzer Quartett Power Plush antreiben. Zwischenmenschliche Beziehungen, mentale Verfassung all ihrer Beteiligten und wie sich beides unweigerlich beeinflusst, bilden die inhaltliche Grundlage der zwölf weitestgehend entspannt-zurückgelehnten Song-Kleinode zwischen Indie-Pop und -Rock auf dem Debütalbum "Coping fantasies". Mal klingen die Gitarren-Licks nach Sechziger-Pop, dann wieder den Achtzigern, meist aber nach den allmächtigen, dabei eher verschlurften Neunzigern ohne Getöse – die Band hat ihre Hausaufgaben im Wahlpflichtfach Musikgeschichte gemacht und keinen Bock, sich zu sehr auf einen möglichen Stil zu beschränken. Darüber hinaus glänzen Power Plush mit gleich drei Sängerinnen, zahlreichen verspielten Hooks und jeder Menge Charme.
"All I see is a giant mess": Mit einer ordentlichen Schippe Surf, vereinzelten Dreampop-Anwandlungen und immer ohne Not-Aus an den Emotionsreglern legt sich das Quartett gehörig ins Zeug, ohne dabei jedoch seine charakteristische Leichtigkeit aus den Augen zu verlieren. Was nicht heißen will, dass "Coping fantasies" seicht daherkommt: "Leave me alone" rockt gut gelaunt über donnernden Bass und würde die Playlist jeder Indie-Disco veredeln, während das unfassbar eingängige und schon beinahe an Dover erinnernde "Emergency // Freeze" sich zum Schluss fast in ekstatische Rage steigert. "Girl, he toxic" rechnet mit missbräuchlichen Beziehungen und narzisstischen Partnern ab und findet dabei mehr als klare Worte, die aber noch immer in zuckersüße Musik verpackt werden. Bewerft sie so lange mit Watte, bis sie bluten! "Make me happy" thematisiert als nicht nur geistiger Nachfolger dann Co-Abhängigkeit, bevor "Trash can" das gesamte Schlamassel mit der Selbstliebe und Schlaflosigkeit auf den Punkt bringt.
"We all got a little something up our sleeves" heißt es abschließend in "Utopia", egal wie hart der Weg dorthin auch gewesen sein mag: Power Plush haben bereits mit zahlreichen renommierten Acts der deutsch(sprachig)en Musikszene wie Kraftklub oder Beatsteaks auf der Bühne gestanden und lenken mit "Coping fantasies" nun die volle Aufmerksamkeit auf sich. Selbst wenn sie musikalisch ein winziges Bisschen Gefahr laufen, von manchen vielleicht bloß in die Kategorien "niedlich" und "tut nicht weh" einsortiert zu werden, haben sie eine Menge zu sagen und sprechen dabei Themen an, die nicht nur für eine befindlichkeitsfixierte Generation Z von äußerster, vielleicht gar existenzieller Wichtigkeit sind. Und, so ganz unter uns: Wer einen locker-flockigen Über-Hit wie "Heavenly" verbuchen kann, der schon im Januar verdienterweise für die Jahresbestenlisten vorgemerkt werden sollte, hat allein dafür jegliches Lob verdient.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Heavenly
- Emergency // Freeze
- Girl, he toxic
- Utopia
Tracklist
- Butterfly
- Heavenly
- Leave me alone
- Nothing left to lose
- She changed
- All I see
- Emergency // Freeze
- Girl, he toxic
- Make me happy
- Trash can
- Goodybe
- Utopia
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Armin
2023-01-31 20:35:50- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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