The Brian Jonestown Massacre - The future is your past

A / Cargo
VÖ: 10.02.2023
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die ewige Wiederkehr des Gleichen (Kurzfassung)

Anton Newcombe haut gerne mal einen raus. Nein, die wilden Anfangstage, als der so genialische wie wahnsinnge Kopf hinter The Brian Jonestown Massacre seine Mitmusiker bei Auftritten auf der Bühne verdrosch, sind zum Glück lange passé. (Wer sich für die Frühphase der Band und Newcombes Rivalität zu The Dandy Warhols interessiert, dem sei Ondi Timoners ausgezeichneter Dokumentarfilm "Dig!" empfohlen.) Gemeint sind Songs. Songs, die Newcombe dann auch abseits der regulären Releases einfach so auf YouTube hochlädt, versehen mit schlichten Beschreibungen wie "written, performed and recorded today". Der seit einigen Jahren in Berlin lebende Multi-Instrumentalist ist ausgesprochen produktiv. So produktiv, dass einem mitunter schwindelig werden kann. Denn auch in Sachen offizieller Veröffentlichungen legen The Brian Jonestown Massacre ein beachtliches Tempo an den Tag. "Don't get lost" lautete da treffenderweise der warnend-vielsagende Titel eines Albums, das irgendwann nach dem sehr guten Album "Revelation" und vor dem ebenfalls ziemlich guten selbstbetitelten Album "The Brian Jonestown Massacre" erschien. Dazwischen erblickten noch einige weitere Platten das Licht der Welt, doch der Rezensent hat offen gesagt den Überblick verloren. Und auch "Fire doesn't grow on trees" aus dem Sommer 2022 ging irgendwie unter. Passiert, trotzdem schade.

Jetzt also "The future is your past", der zwanzigste (!) Longplayer der Bandgeschichte und eine Art Jubiläumsgeschenk mit Cover zum Selbstausmalen samt passenden Buntstiften dazu. Wenn die zehn Songs auf "The future is your past" bekannt vorkommen, kann das daran liegen, dass Newcombe seit eh und je einen musikalischen Trip fährt, der bei allen Umwegen und Schlingerkursen doch keinen Zweifel daran lässt, wer am Steuer sitzt. Die psychedelischen Soundlandschaften, die überbordende Instrumentierung mit zig Gitarrenspuren, die sich übereinander türmen, und der dezent nölige, mitunter leicht schiefe Gesang – das ist alles in etwa wieder so, wie man es erwarten darf. Die Vertrautheit kann aber auch schlicht daher rühren, dass eben alle Songs bereits auf YouTube veröffentlicht wurden – siehe oben. Wirklich neu im buchstäblichen Sinne ist hier also nichts, hörenswert dafür schon. Auch wenn The Brian Jonestown Massacre weiterhin keine Band sind, deren kreatives Schaffen sich auf einige griffige Hits reduzieren lässt, schickt "The future is your past" doch gleich eine ganze Reihe an Kandidaten für künftige Setlists und Best-of-Sammlungen ins Rennen.

Dabei unterschlägt diese Betrachtungsweise, dass die Songs in der Dramaturgie des Albums erst zur Gänze aufblühen – eben weil Klangfarben und Stimmungen produktiv in Beziehung gesetzt sind, sich übereinander schieben und einander kontrastieren. Das enervierende Orgel-Riff von "Nothing can stop this sound" reißt einen etwa nach dem sympathisch-schleppenden Opener "Do rainbows have ends" aus der wohligen Lethargie, woraufhin "The light is about to change" mit Verve weiter nach vorn stampft. Eine Weile später folgt auf das erhabene Finale von "Cross eyed gods" das locker-verstrahlte "As the carousel swings", auf dieses wiederum das treibende "The mother of all fuckers", dessen Wall-of-sound mit wilden Schlagzeug-Salven unterlegt ist. Kurzweilig und ergiebig gestaltet sich auch die Suche nach Verwandtschaften und Ähnlichkeiten im Werkkontext: Lassen die federnden Twang-Gitarren in "All the feels" nicht das großartige "Straight up and down" wieder aufleben? "The future is your past" hat keinen einzigen wirklichen Ausfall zu verzeichnen und es tut der Platte hörbar gut, dass sie mit einer Spielzeit von knapp unter 40 Minuten für Newcombes Verhältnisse erneut eher kurz geraten ist. Und wenn sich mit "Stuck to yous" dann schlussendlich doch noch so etwas wie Hit einschleicht, kann man nur hoffen, dass die Produktivität so schnell nicht erlahmt.

(Markus Huber)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The light is about to change
  • As the carousel swings
  • Stuck to yous

Tracklist

  1. Do rainbows have ends?
  2. Nothing can stop this sound
  3. The light is about to change
  4. Fudge
  5. Cross eyed gods
  6. As the carousel swings
  7. The mother of all fuckers
  8. All the feels
  9. Your mind is my cafe
  10. Stuck to yous
Gesamtspielzeit: 39:19 min

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fuzzmyass

2023-03-07 22:29:11

Grandioses Album.... ihr bestes seit langem... nichts neues, aber einfach nur schön mit tollen Arrangements und Melodien...

fuzzmyass

2023-01-31 20:46:38

Der Vorgänger war gut, die hier ist ja noch nicht draussen... Albumtitel ist aber schon mal großartig

Armin

2023-01-31 20:33:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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