We Are Scientists - Lobes
Grönland / Rough TradeVÖ: 20.01.2023
Mit Dir sind wir hier
Gehen die Leute auf der Straße eigentlich absichtlich so langsam? Diese Frage trieb nicht nur einst Tocotronic um. Auch für Keith Murray von We Are Scientists sind das Nervigste an New York die Menschen, die meist aus touristischen Gründen den Big Apple mit sich vollmachen und um die er immer herumlaufen muss, wenn er überhaupt irgendwo ankommen will. Vorzugsweise im Studio, um das innerhalb eines Jahres bereits zweite und insgesamt achte Album seiner Band einzuspielen, dessen Songs zeitgleich mit denen von "Huffy" entstanden. Was will man auch groß anderes machen während so einer Pandemie, wenn der "Megaplex" geschlossen ist und man das "TV en français" längst leergeguckt hat? Vom Vorgänger unterscheidet sich "Lobes" allenfalls durch die elektronischere Schlagseite – We Are Scientists sind hier also so etwas wie ihr eigener Remix. Hoffen wir, dass sie das nicht lesen, denn wer weiß, was sie dann in einem ihrer künftigen Videos wieder Ruinöses mit der Küchenmaschine anstellen.
Vorerst jedoch sind noch alle Gliedmaßen dran, sodass einer weiteren Platte mit aufgekratzt nach vorpreschendem, hyperaktivem Indie-Rock inklusive keckem Schulterblick Richtung Achtzigerjahre nichts im Wege steht. Und abgesehen von den extra fiepsigen Keyboards zu Beginn von "Operator error" und vereinzelten rhythmischen Klöppeleien hat sich im Grunde gar nicht so viel getan, während Murray kehlig darüber sinniert, ob er im Alltag bei bestimmten Themen lieber die Klappe halten oder das Maul aufreißen soll – egal, ob er sich damit unter Umständen höchst unbeliebt macht. Wenigstens mit diesem kleinen Hit aus dem Pop-Setzkasten liegen We Are Scientists allerdings goldrichtig. Spätestens, wenn sich "Human resources" ungeachtet des halb von Mental As Anythings Heuler "Live it up" stibitzten Plastik-Intros zu ähnlich leichtgängigem Uptempo und dem ersten vorlauten Jaul-Riff aufschwingt, ist die Veranstaltung gerettet. "Lucky just to be here" sozusagen – auch wenn sich das gleichnamige Stück danach eher behäbig gibt.
Nur eine kurze Verschnaufpause vor dem mit feinen Sound-Details und Handclaps gewürzten Drive von "Turn it up", dem wir seinen unoriginellen Titel gerne nachsehen wollen, solange es zu einem unwiderstehlichen Refrain nur kräftig sprotzt und wuselt im Synthie-Gebälk. Auch Bassist Chris Cain ist mittlerweile voll im Thema, lässt sein Instrument frech zwischen den Beats hervorlugen, was vor allem inmitten der angespitzten Nu-Rave-Licks und der federnden Sequenz des herausragenden "Settled accounts" für besonders funky Shit sorgt. Und damit auch die Rocker weich fallen, kommen in "Parachutes" und dem Rausschmeißer "Miracle of 22" genau die Gitarren zum Einsatz, dank derer sich We Are Scientists nach wie vor neben Franz Ferdinand oder The Killers pudelwohl fühlen. Natürlich erst, nachdem "Less from you" kurz vor Schluss noch einmal alle Stärken von "Lobes" gebündelt hat: catchy, tanzbar, idiotensicher. Da fällt das bisschen gelegentliche Altbackenheit kaum auf. Dass dieses Duo nach wie vor weiß, was es tut, umso mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Turn it up
- Settled accounts
- Less from you
Tracklist
- Operator error
- Dispense with sentiment
- Human resources
- Lucky just to be here
- Turn it up
- Settled accounts
- Here goes
- Parachute
- Less from you
- Miracle of 22
Im Forum kommentieren
jo
2023-01-22 22:09:11
@didz:
Ach so - das war hier der Sponsor ;).
@Earl Grey:
Ich finde es wieder ziemlich ordentlich, aber ich denke, "Huffy" mochte ich etwas mehr.
Earl Grey
2023-01-22 21:50:07
Ich finde gerade das Video/ den Visualizer zu -Operator Error- sehr gut. Das erinnert mich daran wie man früher mit dem Auto der Eltern die Kumpels abgeholt hat, und vorbereitend zu was auch immer man vor hatte, hymnische Songs mit voller Lautstärke gehört hat… der Rest des Albums packt mich leider bisher weniger.
didz
2023-01-19 22:24:46
ja, ne mischung. und bei den killers zählt dann auch nur das debut.
willst wohl nich verraten, wo man cds schon 2 tage vor vö bekommt? :-D
jo
2023-01-19 20:51:42
Ja, aber wenn dann irgendwie ne Mischung aus beiden. Für Killers waren sie (damals) zu wenig 80s, für Franz Ferdinand zu wenig Post New Wave (oder was auch immer :D). We Are Scientists hatten schon immer eher nen typischen New Yorker Indie-Einschlag.
didz
2023-01-19 01:36:06
@jo
ja, das war damals beim debut definitiv so, aber eigentlich schon lange nicht mehr.
waaas, na sowas ;-) wo hast du denn bestellt?
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- We Are Scientists - Brain thrust mastery (22 Beiträge / Letzter am 21.07.2024 - 01:21 Uhr)
- We Are Scientists - With love and squalor (85 Beiträge / Letzter am 07.08.2023 - 16:29 Uhr)
- We Are Scientists - Lobes (18 Beiträge / Letzter am 22.01.2023 - 22:09 Uhr)
- We Are Scientists - Huffy (26 Beiträge / Letzter am 29.09.2022 - 22:20 Uhr)
- We Are Scientists - Megaplex (9 Beiträge / Letzter am 04.07.2018 - 16:45 Uhr)
- We Are Scientists - Helter Seltzer (6 Beiträge / Letzter am 03.06.2016 - 23:35 Uhr)
- We Are Scientists - Barbara (18 Beiträge / Letzter am 02.04.2015 - 20:30 Uhr)
- We Are Scientists - TV en Français (10 Beiträge / Letzter am 09.05.2014 - 20:31 Uhr)
- We Are Scientists - Live in Rostock (3 Beiträge / Letzter am 25.04.2007 - 15:07 Uhr)
- We Are Scientists - Crap attack (6 Beiträge / Letzter am 07.12.2006 - 18:24 Uhr)