Shitney Beers - This is pop
Zeitstrafe / Grand Hotel Van Cleef / IndigoVÖ: 09.12.2022
Schall und Rauch
"Maxi, was ist Dein Punker-Name?" - "Shitney Beers!" Tönt zumindest auf Papier fast nach Deutsch-Punk-Kapelle. Aber ist im Falle der Songwriterin, die man bürgerlich auch Maxi Haug nennen darf, unterm Strich nicht so nah dran an der Wahrheit. Respektive nicht an einer solchen, welche die Bandbreite ihrer Musik abbildet. Nun gut, dieses "Hun so low" ist ein Garage-Punk-Feger von internationalem Format. Who-hoo! Hinzu kommt: Hier geschieht (fast) alles nach dem so bewährten wie Akribie einfordernden DIY-Konzept. Auch in der Entstehung von Shitney Beers' zweitem Longplayer "This is pop". Doch neben der angestammten Plattenfirma Zeitstrafe (Punker-Label!) hat mittlerweile auch das Grand Hotel van Cleef angedockt, um die 26-Jährige zu supporten. Das ist aufgrund der Reichweite der Hamburger erfreulich. Doch spätestens hier hört's dann auf mit Punk.
Zwinker, zwinker. Aber passt schon, denn Frau Beers sagt selbst laut ja zu den eher zurückhaltenden Klängen, zum selbstbewussten Ruhigen, zum Singer-Songwritertum. Sie bringt uns auf "This is pop" einige wunderbar melancholische Stücke mit, meist an gezupften und nur selten an verzerrten Saiten. Songs, die an vielen Orten entstanden sind, aber nicht bloß im stillen Kämmerlein. Denn auch die leisen Töne, wie etwa im Opener "Advice song", haben Mut und Message. Wer wissen will, warum man besser nicht mit besten Freund*innen oder Kolleg*innen schläft, zuckt kurz. Nicht selten geht das überraschend direkt unter die Haut, was an Beers' wirklich intensiver Stimme liegt, die eindringlich und zart zugleich sein kann. Das sanft-intime "Friend" etwa und das absolut berührende "Long distance". Oder "Callisto", ein Stück, leicht ironiebehaftet, über jedwede Art überhöhter, göttlicher Wesen - die natürlich genauso scheitern wie wir Normalos.
"This is pop" ist nach diversen EPs und dem Debütalbum nun überraschend schlauer und ambitionierter Indie-Pop, der bloß klassische Instrumentierung braucht: Stimme, Gitarre, Percussion, Cello, Bass und hier und da auch mal ein Keyboard. Die beiden Herzstücke der Platte überstrahlen alles: "Pop queen", die quirlige Indie-Rock-Melange mit Elena Steri, ist ein zum Hüpfen animierender Hit und "Peaches style" nicht nur stilistisch eine Hommage an Courtney Barnetts Lässigkeit, sondern zugleich einer der Songs des Jahres 2022. "I tried to fuck the pain away / To get you out of my mind" singt Beers zu fein flirrenden Gitarren und man weiß genau: Im diesem Seelenzustand braucht es vieles, aber eher keinen Punker-Namen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hun so low
- Pop queen (feat. Elena Steri)
- Peaches style
- Long distance
Tracklist
- Advice song
- Hun so low
- Blue
- Pop queen (feat. Elena Steri)
- Movements
- Peaches style
- Friend
- Callisto
- Long distance
- Lilac
- Cast
- Wasted coffee
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Mr Oh so
2023-03-13 01:57:06
Der selten dämliche Name hält erstmal davon ab, sich näher mit der Musik zu beschäftigen. Tut man das doch, stellt man überrascht fest, dass das gar nicht so übel ist.
Armin
2022-12-21 20:13:59- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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