Sunda Arc - Night lands

Gondwana / Groove Attack
VÖ: 18.11.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Zwischentraum

Das Jazztrio Mammal Hands ist nur Eingeweihten ein Begriff. Zwei Drittel dieses Trios, nämlich das Brüderpaar Nick und Jordan Smart, bilden das Projekt Sunda Arc. Deren neues Album "Night lands" ist eine rundum gelungene Angelegenheit. Irgendwo zwischen Ambient, TripHop und Electronica angesiedelt ziehen die elf Tracks von der ersten bis zur letzten Sekunde in ihren Bann. Die Grundstimmung ist dabei melancholisch bis traurig, gleichzeitig sorgen die detailverliebten Arrangements dafür, dass intensives Hören belohnt wird. Getragen wird die Musik vom feinen Gespür für Zwischentöne, das den Smarts zueigen ist.

Einzelne Tracks hervorzuheben fällt schwer, da das Album einen sehr homogenen Sound besitzt. Im Mittelpunkt stehen analoge Synthesizer, deren seufzendes Blubbern den hinreißenden Lead-Melodien Halt verleiht, welche oft von Blasinstrumenten vorgetragen werden. Immer wieder schieben sich Beat-Fragmente, welche in ihrer Struktur an Künstler wie Massive Attack oder Portico Quartet erinnern, in den Vordergrund. Nachzuhören ist dies beispielsweise in dem betörenden "Neon forest", wo dräuende Flötenklänge auf minimalistische Rhythmen treffen, um im Verlauf durch allerhand Effektgeräte gejagt zu werden. Sunda Arc wissen genau, wie man per Resonanz-Regler eine Verzerrung zum Singen bringt.

Glücklicherweise ist die Musik des Duos nicht nur technisch auf hohem Niveau, sondern weiß auch emotional zu berühren. "Beacons" vereint schwere Basstöne mit schwebenden Klängen, welche sich aus in Hall getränkten Gesangssamples und wehmütigen Klarinettentönen zusammensetzen. Ähnlich schön, wenngleich deutlich finsterer, geht es in "Forgotten dream" zu. Von ganz weit weg ertönen getragene Klavierakkorde, während die zittrigen Stimmen der Synthesizer in eisiger Zerbrechlichkeit vergehen. Deutlich flotter kommt "Ritual" daher, das mit seinen fiebrig fiependen Samples auch auf einem Thom-Yorke-Album eine Heimat fände.

Sunda Arc haben keine Angst davor, dorthin zu gehen, wo die Wahrnehmung diffus wird. "Distant siren" gleicht einer Einflüsterung, deren Ursprung im Ungewissen liegt. Treiben und lassen, darum geht es. Abgerundet wird "Night lands" von dem kurzen, aber intensiven "Endless skies", welches Ideen aus "Endless fields" aufgreift und noch einmal alle Stärken des Duos in sich vereint. Dunkelheit legt sich über die Klanglandschaft, die Augen gehen zu. Die entscheidenden Bilder sind letztlich jene, die von der eigenen Fantasie gemalt werden. Zwischen Traum und Wirklichkeit mag ein Funken Wahrheit liegen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beacons
  • Neon forest
  • Ritual
  • Endless skies

Tracklist

  1. Distant siren
  2. Phantom's gift
  3. Beacons
  4. Endless fields
  5. Night lands
  6. Static waves
  7. Neon forest
  8. Forgotten dream
  9. Mirai
  10. Ritual
  11. Endless skies
Gesamtspielzeit: 47:36 min

Im Forum kommentieren

peter73

2023-01-24 12:36:58

spontan reingehört und bestellt. danke für den tipp!

ichreitepferd

2022-12-12 06:31:01

Kommt bei der Kälte nochmal richtig rein.

ichreitepferd

2022-11-16 21:30:45

Top3 Album dieses Jahr. Beim ersten Mal hören von Distant Sieren, dachte ich, dass Burial wieder bessere Musik macht.

Armin

2022-11-16 20:59:55- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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