Plaid - Feorm Falorx

Warp / Rough Trade
VÖ: 11.11.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gerettet aus dem Licht

Wenn man "Plaid" googelt, sieht es erstmal so aus, als hätten Ed Handley und Andy Turner wenig Spuren hinterlassen mit ihrem gemeinsamen Bandprojekt. Allerdings hat man mit den kuscheligen Decken gleichen Namens auch eine fast schon übermächtige Konkurrenz. In gewisser Weise passt diese versteckte Positionierung aber ganz gut zur Band Plaid. Handley und Turner können guten Gewissens als Legenden der elektronischen Musik bezeichnet werden. Auf offener Straße werden sie aber wohl selten erkannt. Ihre Ausstrahlung und ihre Musik sind weit weniger exaltiert als die ihrer großen Labelkollegen Aphex Twin und Squarepusher. Einige der Alben, die Plaid nun seit 30 Jahren bei Warp veröffentlichen, sind aber durchaus ähnlich genial.

Seit ihrem letzten Release "Polymer" sind mittlerweile drei Jahre vergangen. Auf diesem Album sinnierten Plaid laut eigener Aussage über die Probleme und Vorzüge von Polymeren. Der Musik hört man das zum Glück kaum an. Nun ist der Nachfolger "Feorm Falorx" da. Und sein Konzept klingt noch ein bisschen abenteuerlicher: Plaid rekonstruieren auf dem Album einen Gig, den sie beim Feorm Festival auf dem Planeten Falorx gespielt haben. Wie wir alle wissen, muss man, um die Atmosphäre auf Falorx unbeschadet überstehen zu können, in Licht konvertiert werden. Diese Prozedur haben Plaids Aufnahmegeräte leider nicht überstanden. Mit Hilfe der Earth's Space Agency ist es ihnen aber gelungen, den Mitschnitt wiederherzustellen. Mitte November lassen sie uns daran teilhaben. Und um das schon mal vorab zu sagen: Danke, liebe Earth's Space Agency. Ihr habt da echt ein paar sehr nette Tracks für uns gerettet.

Plaid waren immer poppiger und ruhiger als viele brachialenergetische IDM-Kollegen. Die Störgeräusche sind aus ihrer Musik trotzdem nicht wegzudenken. Diese Mischung, die sie spätestens 2001 mit ihrem Track "Eyen" perfektionierten, prägt auch "Feorm Falorx". Turner und Handley bauen Stücke, bei denen man nicht weiß, ob man dazu lieber tanzen oder einfach darin versinken will. Wunderbar funktioniert das auf "C.A." und "Cwtchr", die charakteristisch für die Anfangsphase des Albums sind: simpel und hypnotisch. Mit "Nightcrawler" kommt danach ein beruhigender aber gleichzeitig sehr druckvoller Clubhit, der genau weiß, dass er es nicht eilig hat, weil er sowieso schneller schleicht, als man selbst rennen kann. Hervorragend gelingt Plaid auch der Aufbau von "Tomason". Turner und Handley erschaffen darin einen warmen, industriellen Klang, der eher nach verdientem Wochenende als nach Produktionsdruck klingt.

Mit "Wide I's" kommt dann noch ein absolutes Highlight als Rausschmeißer. Der Track baut sich mit der Geduld einer Naturgewalt auf und brettert dann einfach los. Bedrohlich klingt das trotzdem nicht, weil man immer das Gefühl hat, da jetzt genau im Auge dieses Sturms zu sein. Wie einige andere Nummern von Plaid klingt er schließlich unscheinbar aus, und das schafft das Duo nicht nur beim letzten Track auf ganz eigenwillige Weise: die Verbindung zwischen wildem Aufruhr und süßer Atmosphäre. Insgesamt ist "Feorm Falorx" ein Album geworden, das zu entspannten Situationen passt, aber auch in Clubs oder live funktionieren kann. Immerhin muss man aktuell nicht bis nach Falorx reisen, wenn man Plaid sehen will.

(Dominik Steiner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cwtchr
  • Nightcrawler feat. Mason Bee
  • Wide I's

Tracklist

  1. Perspex
  2. Modenet
  3. Wondergan
  4. C.A.
  5. Cwtchr
  6. Nightcrawler feat. Mason Bee
  7. Bowl
  8. Return to Return
  9. Tomason
  10. Wide I's
Gesamtspielzeit: 36:23 min

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Armin

2022-11-02 21:22:50- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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