Whitmer Thomas - The older I get the funnier I was

Hardly Art / Cargo
VÖ: 21.10.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Ernsthaft gut

2021 war ein überraschendes Jahr für Comedy-Musik. Mit seinem virtuos in den eigenen vier Wänden inszenierten "Inside" traf Bo Burnham den Zeitgeist nicht nur auf den Kopf, sondern landete auch Treffer auf Treffer, sodass die einzelnen Songs aus dem notdürftig erdachten Programm für sich genommen zu teilbaren Snippets und am Ende zu Hits wurden. Dass Nonsens auch ein wenig persönlicher daherkommen kann als in Songs über Jeff Bezos oder Internetkultur, zeigt ein anderes aufstrebendes Gesicht des US-amerikanischen Humors. 2020 produzierte unter anderem Burnham das Special "The golden one" von Whitmer Thomas. Darin verarbeitete der junge Mann den Suchttod seiner Mutter und eine ganze Reihe von Jugenderinnerungen in einem musikalischen Comedy-Programm mit einem ordentlichen Einschlag Emo-Pop à la Blink-182. Mit "The older I get the funnier I was" legt Thomas nun auf eine überraschend andere Art nach.

Denn wo auf dem Vorgänger noch ein deutlicher Hang zur Grandeur und zu einer überlebensgroßen Bühnenpersönlichkeit bestand, ist der Zweitling ruhiger, zurückgenommener. Statt nach Tom DeLonge und Mark Hoppus klingen die Songs viel eher nach Conor Oberst und seinen verschiedenen Projekten. Statt schrill und offensiv zu pointieren, sind die elf Stücke folkiger und subtiler und wollen erkundet werden. Das kann in Form des Leichen im Keller vermutenden "Most likely" erst mal sacken: "People who say 'no regrets' have most likely done some fucked up shit." Oder es kann im Dream-Pop-Gewand die eigenen Unsicherheiten offenbaren: "Lie to your therapist so they like you more."

Das funktioniert alles deshalb besonders gut, da Thomas die Musik ernst nimmt. Songs wie "Pop fly" streicheln mit weiblichen Backingvocals und Mundharmonika das Ohr, nie verkommen die Tracks zu reinen Vehikeln, die nur einen Gag transportieren sollen. Humorvoll sind die Songs trotzdem immer wieder, wenn in Zeilen wie "Too silly for sex / Too stupid for chess" Witz und Wahrheit verschwimmen. Und wer der Aufforderung im Drum-Loop-Hit "Big truck" widerstehen kann, mit einer fast schon albernen Melodie die schlechten Tage wegzusingen, der hat die Hoffnung längst aufgegeben. Whitmer Thomas hält sich noch lächelnd an ihr fest.

(Arne Lehrke)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Most likely
  • Big truck
  • Bushwacked

Tracklist

  1. Most likely
  2. Rigamarole
  3. Everything that feels good is bad
  4. Big truck
  5. Pop fly
  6. Cooler when I'm sick
  7. Pinwheel
  8. Stick around
  9. South Florida
  10. Navel gazey
  11. Bushwacked
Gesamtspielzeit: 45:03 min

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Armin

2022-10-19 21:19:48- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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