King Gizzard & The Lizard Wizard - Ice, death, planets, lungs, mushrooms and lava

KGLW / Virgin / Universal
VÖ: 07.10.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

The Woo!

Über die Produktivität von King Gizzard & The Lizard Wizard wurde eigentlich alles gesagt. Während andere Bands zehn Jahre für ein Album brauchen, hauen die Australier mal eben vier Werke innerhalb eines Jahres raus. Nach dem im Frühjahr 2022 erschienenen "Omnium gatherum" markiert "Ice, death, planets, lungs, mushrooms and lava" den Auftakt zu einem Dreierpack, das innerhalb des Monats Oktober auf die Welt losgelassen wird. Musikalisch machen Stu MacKenzie und seine Mitstreiter ungefähr dort weiter, wo sie mit "The dripping tap" aufgehört haben. Es wird also gejammt, bis die Finger bluten. Was zielloses Gedudel hätte werden können, entpuppt sich als gelungene Hommage an den Psychedelic Rock der Siebzigerjahre.

Freilich muss man als Hörer bereit sein, sich auf viele Wiederholungen einzulassen – das gehört bei diesem Genre einfach dazu. Doch King Gizzard & The Lizard Wizard wissen genau, wie man die Leute bei der Stange hält. Die Grooves sind wieder einmal unwiderstehlich, die Riffs nicht minder eingängig. Der Kopf hat zu nicken. Schon die ersten Takte von "Mycelium" machen klar, wohin die Reise gehen wird. Endlich bekommt das Reich der Pilze eine Erkennungsmelodie. Der Kniff ist dabei, dass die Musik beinahe penetrant fröhlich daherkommt, während im Text von Verfall und Tod berichtet wird. Wer hätte gedacht, dass man zu Zeilen wie "Bursting beams of hopping rabbits / Organs bleed with sucking maggots" beseelt mitwippen kann?

Konzeptionell basiert das Album auf der Idee, dass jeder Song sich eines der griechischen Modi bedient. Das ist eine typische Gizzard-Spinnerei, die sich sogar auf den Titel des Werks auswirkt: Die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter korrelieren mit denen der sieben Modi. Nerdkacke ist das, aber genau dafür werden die Australier geliebt. Das alles wäre natürlich nur halb so unterhaltsam, wenn die Musik langweilig wäre. Doch in Tracks wie dem unwiderstehlich dahinmarschierenden "Ice V" oder dem sich famos steigernden "Lava" zelebriert das Sextett die Schönheit des Absurden. Auffällig ist, dass die Flöte diesmal wieder eine deutlich prominentere Position im Sound einnimmt, was hervorragend zur Räucherstäbchen-Klangästhetik des Albums passt.

Regelrecht episch wird es dann in "Hell's itch", welches sich über dreizehn Minuten erstreckt. Hier zeigen die Australier, dass sie es nicht verlernt haben, polyrhythmische Luftschlösser zu errichten. Getragen wird die Komposition zudem von wunderbaren Gesangsharmonien, für die Stu Mackenzie und Ambrose Kenny-Smith verantwortlich zeichnen. Und immer dann, wenn man denkt, dass ihnen jetzt die Ideen ausgegangen sind, kommt ein neues Solo oder Riff vorbei. Auf diesem Prinzip basiert auch "Iron lung", das nach einem vorsichtigen Beginn schnurgerade dem Wahn entgegensteuert. Empfehlenswert ist hierzu übrigens das hervorragende Video, welches mit "Trip" noch zurückhaltend beschrieben ist.

Schwachpunkte gibt es keine auf dem Album, höchstens "Magma" dauert vielleicht zwei bis drei Minuten zu lang. Dies fällt aber nicht negativ ins Gewicht, da der Track mit schlicht fantastischen Riffs aufwartet. Am Ende richten King Gizzard & The Lizard Wizard den Blick in die Sterne. "Gliese 710" ist eine jazzig angehauchte Meditation über die Unendlichkeit des Kosmos und dabei genauso zappenduster wie die Nacht in der australischen Wüste. Spätestens wenn ein fieses Gitarren-Ostinato das Ruder übernimmt, gibt es kein Zurück mehr. "Woo!", ruft Mackenzie wieder einmal. Besser kann man es nicht ausdrücken.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lava
  • Hell's itch
  • Gliese 710

Tracklist

  1. Mycelium
  2. Ice V
  3. Magma
  4. Lava
  5. Hell's itch
  6. Iron lung
  7. Gliese 710
Gesamtspielzeit: 64:00 min

Im Forum kommentieren

PKingDuck92

2023-07-14 18:40:11

Naja das tollste an dem Dripping Tap Intro ist ja der "Ruhe vor dem Sturm" Faktor, der Sturm fällt bei Young Blindness weg, wenn dir das passt, habe ich keinesfalls zu viel versprochen... Ansonsten bzgl murlocs kann ich mit den neueren Alben eher weniger anfangen... Das liegt aber nicht an der Qualität der Musik, sondern eher daran dass das Frühwerk einfach deutlich charmenter daherkommt... Auf jeden Fall perfekte Hängematten Mucke!

Mayakhedive

2023-07-14 18:24:03

Puh, bei einer Aussage wie "Das Intro von Dripping Tap als Album" ist die potenzielle Fallhöhe aber auf einen Schlag gigantisch :D

Werd ich demnächst aber auf jeden Fall mal ausprobieren.

PKingDuck92

2023-07-14 18:15:00

@Mayakhedive: bei den Murlocs kannst dir theoretisch blind i.ein Album holen, da gibt's keine Ausfälle, persönlich würde ich aber die "Young Blindness" empfehlen! Schön Lo-Fi, im Vergleich zu KGLW angenehm unspektakulär, ohne Stuck und Schnörkel aber jeder Song ein kleines Juwel und frei von Ausfällen oder Skipmomenten... Quasi das Intro von Dripping Tap als Album^^

fuzzmyass

2023-07-14 17:09:41

ja, Amby hat eine eigene Band, wo er dauerhaft singt: The Murlocs. Haben auch bereits einige Alben raus, die eig. alle super sind...

javra

2023-07-09 07:55:30

Für mehr Amby an den Vocals unbedingt seine zweite Band The Murlocs ausgechecken. Vor allem Bittersweet Demons ist bei mir schon ewig in der Rotation...

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