Sorry - Anywhere but here
Domino / GoodToGoVÖ: 07.10.2022
Sternstunden der Verpeiltheit
Scheiden tut weh. Das wissen auch Sorry aus dem nördlichen London, weswegen Asha Lorenz und Louis O'Bryen den Nachfolger ihres rasant abzischenden Debüts "925" kurzerhand mit einer Menge Trennungslieder vollgepackt haben. Vor allem die Sängerin weiß nämlich, wovon sie spricht, weil während der Corona-Pandemie ihre Beziehung in die Brüche ging – und im Grunde handelt Popmusik seit jeher von nichts anderem: Zwei Menschen treffen sich, kommen zusammen und gehen wieder auseinander. Das zu erzählen, dauert selten länger als drei Minuten – also ungefähr die Zeit, die Sorry benötigten, um uns auf ihrem Erstling mit "Right round the clock" oder "Starstruck" störrische Rotzpopel von Songs vor die Füße zu spucken, bei denen man eine Weile pulen musste, damit der weiche Kern unter der rauen Schale zum Vorschein kam. Und rumpelt "Anywhere but here" mit dem drahtigen Opener "Let the lights on" in der gleichen dynamischen Weise los, fühlt man sich sofort wieder ganz zu Hause. Und doch ist etwas anders.
Ein betrunken durch das Stück geisterndes Piano und in der Plastiktüte mitgeführte Percussion-Shots zahlen Sorry noch aus der Portokasse, ehe sie ihren latent schluffigen Indie-Rock in der Folge immer wieder auseinanderschrauben und schief und scheel wieder zusammensetzen. Und es ist ein charmantes Vergnügen, mit dem Duo in seiner unaufgeräumten, aber mit illustren Bordmitteln aus Indie-Rock und Neunziger-Splittern gefüllten Werkzeugkiste zu wühlen und Sternstunden der Verpeiltheit zutage zu fördern. Etwa das verzögert in Fahrt kommende "Tell me", in dem sich O'Bryen zunächst im Stil eines übernächtigten Alex Turner oder Damon Albarn über die Brit-Rock-Runden schleppt und anschließend zusammen mit Lorenz in einen aus allen Ecken quietschenden Krautrock-Shuffle verfällt. "Tell me which way the wind blows", sinnieren beide gemeinsam – sicher zu sein scheint sich keiner von ihnen. Und tatsächlich lassen Sorry hier zuweilen eine gewisse Richtungslosigkeit erkennen, die "925" noch weitestgehend fremd war.
So hat Portishead-Mann Adrian Utley am Mischpult seine liebe Mühe, die Veranstaltung einigermaßen glattzuziehen – am besten gelingt ihm das, wenn er dem Duo und seinen Mitmusikern die gröbsten Flausen austreibt und dieses Album in Richtung infektiöser, wiewohl meist eiernder Grooves schubst. So steigt unter dem "Willow tree" eine vorsintflutliche TripHop-Party, zu der jemand eine ramponierte Gitarre mitgebracht hat, "Baltimore" tapst ungelenk über eine Klavierruine und lässt sich von einem kantigen Bass piesacken, bis schließlich doch noch ein knackiger Rocker aus der buntgewürfelten Versuchsanordnung hervorlugt. Die gekippten Trennungslieder wie das trotzige "There's so many people that want to be loved" oder der Wehmut-Brocken "I miss the fool" sind da schon fast vergessen – und das knarzige Doppel aus "Step" und "Closer" stellt mit der Zeile "I built a song for you and me to live in" sogar kurz ein neues Glück in Aussicht. Platz für die Liebe ist nun mal in der zugigsten Hütte. Auch auf "Anywhere but here".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Let the lights on
- Willow tree
- Baltimore
Tracklist
- Let the lights on
- Tell me
- Key to the city
- Willow tree
- There's so many people that want to be loved
- I miss the fool
- Step
- Closer
- Baltimore
- Hem of the fray
- Quit while you're ahead
- Screaming in the rain
- Again
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MickHead
2025-06-19 14:31:29
Neuer Song "JIVE"
https://youtu.be/AZC4PHI0qwY?si=X08PLgWC7mZLzEbs
saihttam
2025-04-16 10:46:18
Oh, hoffentlich dann auch bald ein neues Album.
myx
2025-04-10 22:16:43
Der mich wieder überzeugt.
MickHead
2025-04-10 12:17:39
Ein weiterer neuer Song!
"Jetplane"
https://www.youtube.com/watch?v=Q-i9mqxK8DI
myx
2024-10-24 15:36:16
Erstes Lebenszeichen der Band aus London nach zwei Jahren mit der tollen, Synthie-getriebenen Single "Waxwing".
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