Embrace - How to be a person like other people

Mobetta
VÖ: 26.08.2022
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Gutes von gestern

Es war sicherlich ein wenig Koketterie und gewolltes Understatement dabei, als Danny McNamara seinerzeit im Juni 2000 auf der berühmten Pyramid Stage des Glastonbury Festivals erzählte, dass seine Band eigentlich niemals einen richtig großen Hit geschrieben hätte, den alle Leute laut mitsingen könnten. Aber der nachfolgende Song würde es vielleicht auch tun. Das zwei Jahre zuvor veröffentlichte "Come back to what you know" vom famosen Debütalbum "The good will out" folgte und wurde natürlich mehrstimmig mitgegrölt. Gut zwei Jahrzehnte und einige mehr oder weniger gelungene Alben später kann es auf die Frage, welches Stück wohl auf "How to be a person like other people" am meisten hängen bleibt und mitsingkompatibel ist, nur eine Antwort geben: Der Titeltrack.

Schuld daran ist die Tatsache, dass gefühlt mehr als die Hälfte der knapp sechsminütigen Schunkelballade aus einem glückselig wiederholten "Lalala"-Singalong im Stile von "Hey Jude" besteht. Das lernt man schnell und vergisst es nie. Nicht gerade besonders einfallsreich, aber es funktioniert. Auch ansonsten beinhaltet der Song prinzipiell alles, was Embrace im Allgemeinen und das achte Studioalbum im Speziellen ausmacht: Dick aufgetragene britische Popmusik mit Gefühl und Melodie. Etwas Bombast darf natürlich auch nie fehlen. Das geht auch gleich beim Opener "Death is not the end" los. Harmlos beginnende Piano-Klänge werden nach und nach mit beherzten Griffen in die Saiten und ordentlicher Schlagzeugarbeit angereichert und mit McNamaras inbrünstigem Gesang vervollständigt. Dass er dabei nicht flüstert, dürfte klar sein. Nachdem der Song zum Ende hin etwas in Freestyle ausartet, steht mit "We are it" die potenzielle Radio-Single an. Knackig, rockig, gutes Tempo und für Embrace-Verhältnisse mit einer Spielzeit von unter vier Minuten vergleichsweise kurz. "Run away with me" geht später in eine ähnlich flotte Richtung, aber das ist die Ausnahme.

Denn ansonsten wagt das Yorkshire-Quintett um die beiden McNamara-Brüder auf "How to be a person like other people" nicht viel Neues, sondern setzt auf jahrelang bewährte Band-Standards und feilt hier und da noch ein wenig daran. Kann man ihnen das übel nehmen? Dieses Mal vermutlich nur bedingt, da sie im Gegensatz zum mauen Vorgängeralbum "Love is a basic need" eben nicht ausnahmslos gefühlsduselige Balladen im Schneckentempo und 08/15-Muster parat haben. Natürlich klingen Piano-Nummern wie "Remember me" und "I miss you" genauso, wie es die Songtitel erahnen lassen. Dafür entschädigen neben den wenigen knackigeren Nummern auch das sich peu à peu steigernde, episch anmutende "The terms of my surrender" und das irgendwie an U2 erinnernde "Up". So bleibt es letztendlich eine kurze Zeitreise zurück zu dem, was man kennt.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Death is not the end
  • We are it
  • How to be a person like other people

Tracklist

  1. Death is not the end
  2. We are it
  3. Up
  4. Remember me
  5. The terms of my surrender
  6. Run away with me
  7. Rubble
  8. How to be a person like other people
  9. I miss you
  10. For Kate
Gesamtspielzeit: 47:12 min

Im Forum kommentieren

oldschool

2022-10-15 19:11:13

kitschig waren die schon immmer, wenn man in der Stimmung dafür war, hatte diese Musik durchaus Ihre Momente.
Ich mochte die Band mal recht gerne, aber irgendwie ist die Musik auch nicht gut gealtert. Selbst auf dem debut finde ich mittlerweile etliches zu dick aufgetragen und kitschig. damals mochte ich es....

Andreas

2022-10-15 14:32:16

Die Stimme hat gelitten, das habe ich auch gedacht. Insgesamt enttäuschend und seicht, Up gefällt aber gut. Könnte tatsächlich ein U2-Song der 2010er sein. Aber gute Gelegenheit mal wieder in die alten -tollen- Sachen reinzuhören.

musie

2022-10-15 13:55:11

ich finde die Stimme so naja schlechter als früher. und die Songs sind zu kitschig.

oldschool

2022-10-15 10:06:05

finde es besser als die letzten Alben und wieder recht nah am Sound der ersten Alben. Natürlich ist das stellenweise arg dick aufgetragen und oft wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Aber das war bei der Band schon immer so.

ZoranTosic

2022-10-15 07:55:26

Das ist wirklich ganz hartes Brot. Das Album hätte man sich besser gespart. Wobei es mit der Drawn from Memory schon bergab ging.

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