Tankard - Pavlov's dawgs

Reaper Entertainment / Warner
VÖ: 30.09.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Nah dran

"Hymns for the drunk", so nannten Tankard ihr vor einigen Jahren erschienenes Best of, und Songs wie "Die with a beer in your hand", "Need money for beer", "Beermuda" oder "Kings of beer" lassen erahnen, dass die Frankfurter Jungs um Sänger Gerre einen ausgeprägten Durst auf alkoholhaltige Hopfengetränke haben. Einen Durst, der vielleicht nur noch von der Leidenschaft für die in der Mainstadt ansässige Sportgemeinde Eintracht übertroffen wird. Der haben sie ebenfalls mehre Songs gewidmet, deren bekanntester "Schwarz-weiß wie Schnee" heißt und seit mehr als 15 Jahren nun schon jedes Heimspiel im Stadtwald einstimmt. Tankard sind aber nicht nur Fans, sie haben auch jede Menge Anhänger*innen, mehr oder weniger verstreut über den ganzen Globus, und das wiederum hat den einfachen Grund, dass es bei dieser Kapelle eben doch nicht zuvorderst ums Saufen oder um den Fußball geht, sondern um, Überraschung – die Musik. Tankard sind neben Kreator, Sodom und Destruction – mit denen zusammen auch zwei EPs mit dem Titel "The Big Teutonic 4" erschienen – der beliebteste und dienstälteste Thrash-Metal-Export des Landes.

Mit dem 18. Studio-Album im 40. Jahr der Bandgeschichte möchten es Tankard laut einiger Aussage noch einmal wissen. Und als wollten sie jeden Anschein von Altersmüdigkeit von Beginn an ausräumen, lässt "Pavlov's dawgs" kaum mehr als eine Minute verstreichen, bis ein treibendes Riff einsetzt und die Doublebass drauflos walzt. Und in diesem Härtegrad geht es munter weiter: "Ex-fluencer", "Veins of terra" und vor allem "Diary of a nihilist" sind Thrash-Bretter vor dem Herren und mit ihren melodischen Hooks gleichzeitig alles andere als unbekömmlich. Hier ein Solo, dort eine Break sorgen dazu für die nötige Abwechslung vom galoppierenden Gehämmer. Tankard sind routiniert genug, um zu wissen, wie man die Freund*innen des Genres bei der Stange hält und ihnen in gebührenden Abständen ein zustimmendes Nicken entlockt. Sie legen aber auch jene altersgemäße Gelassenheit an den Tag, um nicht mehr jeden Quatsch mitmachen zu müssen. Wo andere sich an Neuem versuchen und damit oft genug scheitern, pflegen Tankard die Tradition und fühlen sich sichtlich wohl dabei. Rührselige Balladen oder getragene Akustik-Songs wird man auf "Pavlov's dawgs" ebensowenig finden wie eine Hymne auf den OFC.

Davon abgesehen halten sich Tankard textlich nicht zurück, bewegen sich statt in mythologischen Höhen aber lieber auf dem Boden der Gegenwart. "Lockdown forever" nimmt etwa die neuen Routinen der Pandemiejahre aufs Korn, und Songs wie "Ex-fluencer" und "Metal cash machine" üben pointierte Kultur- beziehungsweise Szenekritik. Weil gewisse Klischees aber ebenfalls der fortgesetzten Pflege bedürfen, ist natürlich auch wieder ein obligatorischer Bier-Song am Start. Man muss den Humor von "Beerbarians" nicht unbedingt originell finden, aber zwischen dem heiligen Pathos, mit dem viele Genrevertreter unentwegt hausieren, und albernen Klamauk-Truppen à la J.B.O. nimmt sich die Frankfurter (Selbst-) Ironie doch ganz sympathisch aus. Und vielleicht ist das – neben den unbestreitbaren musikalischen Qualitäten, die Tankard mitbringen, und der Nähe zu den Fans, mit denen man dem Hörensagen nach im Block und nach den Konzerten auch gern mal einen heben geht – am Ende auch ein Teil des Erfolgsrezepts: dass Gerre, Andreas, Frank und Olaf sich einfach selbst nicht so ernst nehmen. Prost!

(Markus Huber)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pavlov's dawg
  • Diary of a nihilist
  • Lockdown forever

Tracklist

  1. Pavlov's dawg
  2. Ex-fluencer
  3. Beerbarians
  4. Diary of a nihilist
  5. Veins of terra
  6. Momento
  7. Metal cash machine
  8. Dark self intruder
  9. Lockdown forever
  10. On the day I die
Gesamtspielzeit: 55:10 min

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Armin

2022-09-28 21:32:33- Newsbeitrag

Tankard - Pavlov's dawgs

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