Whitney - Spark

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 16.09.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Ehrlich-Brüder

Viele Alben, die in den letzten Monaten erschienen sind, haben eine Gemeinsamkeit: Sie entstanden unter dem Einfluss einer weltweiten Pandemie, der darauffolgenden Lockdowns und der Isolation, die damit einherging. Interessant ist es nun, zu erleben, welch unterschiedliche Ergebnisse diese misslichen Umstände zu Tage fördern: Während manch einer am liebsten schreiend und polternd gegen die Wand gelaufen wäre und andere sich komplett in die Introspektion zurückzogen, ging es in jener Zeit bei Julien Ehrlich und Max Kakacek, den beiden treibenden Kräften hinter dem US-amerikanischen Indie-Folk-Projekt Whitney, vor allem um die Frage, wie man als Band auch mit dem dritten Studioalbum einen frischen Sound erschafft. Isolation, Vereinsamung, Angst vor dem Virus und Wut auf den größeren Teil der Menschheit lassen sich auf "Spark" jedenfalls mitnichten heraushören. Die beiden sperrten sich in ihrem Bungalow in Portland ein und überlegten, welche Weiterentwicklung der eigenen Band guttun würde. Man will sich schließlich nicht unnötig im Kreis drehen. Die Pandemie? Musste derweil draußen bleiben.

Was man "Spark" in der Tat anhört, ist eine gewisse Frische, wenngleich doch unverkennbar der softe, zerbrechliche und fast schon transparent schimmernde Whitney-Sound drinsteckt. Die klanglichen Veränderungen, die Ehrlich und Kakacek, diese beiden Brüder im Geiste, ausbaldowert haben, mögen nun wirklich keinen Paradigmenwechsel darstellen, doch sie fügen dem eigenen Spektrum einige neue Elemente hinzu. Am augenfälligsten beim bereits vorab veröffentlichten "Real love": Das dunkle, stete Dräuen im Hintergrund liefert einen spannenden Kontrast zum harmonischen Klingeln der Synthies und Gitarren und zu Ehrlichs glockenklarer Stimme. Waren Whitney bis dato perfekte Sounddesigner für das gemütliche Picknick am letzten warmen Wochenende des Jahres, so klingt "Spark" nun eher nach einem klanggewordenen Accessoire in einem teuren Apartment. Ihre Musik ist nach wie vor behaglich, tauscht jedoch intime Wärme gegen glänzende Oberfläche und technische Brillanz.

Was jetzt vielleicht ein bisschen aseptisch klingen mag, klingt auch in Wirklichkeit etwas aseptisch. Doch diesen Schritt sind Whitney bewusst gegangen. Ein drittes Album im Stile der ersten beiden Platten wäre zu viel gewesen, die dezente Weiterentwicklung ist letzten Endes gewollt. Die Trademarks bleiben dennoch präsent, auch wenn der Opener "Nothing remains" mit seinem Titel möglicherweise eine andere Marschroute andeutet: Hier gibt es lässig aus der Hüfte geschossenen Indie-Pop ohne Brüche und andere Unregelmäßigkeiten. Natürlich streifen Whitney manchmal schon die Grenze zur schön klingenden Langeweile, aber wer Action und enorme Spannungsbögen sucht, war hier schon immer an der falschen Adresse. Und mal ganz unter uns: Wer würde sich nicht freuen, in einen Fahrstuhl zu steigen, in dem derlei angenehm perlende Musik läuft? Da dreht man doch gerne noch mal eine Extrarunde vom Erdgeschoss bis ganz nach oben.

Das kurze "Back then" überzeugt zum Beispiel mit seinen Keyboardflächen und der Dynamik, die gegen Ende nochmal anzieht. Unverkennbar stecken hier noch Kakacek und Ehrlich drin, aber nach Lagerfeuerromantik klingt das Stück beileibe nicht mehr. "Self" flirtet hingegen mit einem Saxofon und lüftet den Deckmantel des Indie-Pop für zarte Jazz-, Soul- und R'n'B-Annäherungen. Dabei wirkt die Nummer eher wie ein kurzes Interlude, eine Fingerübung – und doch bespielt die Band auch dieses Feld mit Geschick und Leichtigkeit. Im Zentrum von "Terminal" steht dann eine geloopte Glocke, um die herum Whitney eines ihrer bis dato melancholischsten Stücke herumbauen. Dieser experimentelle Zugang steht ihnen ziemlich gut. "Spark" wirkt letztlich wie eine Übergangsplatte und zeigt eine Band, die neue Wege für sich entdeckt. Für die nächste Weiterentwicklung wird es dann hoffentlich keinen Lockdown mehr brauchen.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Real love
  • Self
  • Terminal

Tracklist

  1. Nothing remains
  2. Back then
  3. Blue
  4. Twirl
  5. Real love
  6. Memory
  7. Self
  8. Never crossed my mind
  9. Terminal
  10. Heart will beat
  11. Lost control
  12. County lines
Gesamtspielzeit: 38:19 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2022-10-02 13:34:54

Was ist denn hier passiert? Mag ja sein, dass die Band den Sound des Debüts satt hatte, aber das hier ist doch nun wirklich nicht besser? Süßlich-klebriger Schlager-Schlonz ohne jeden Tiefgang oder doppelten Boden, der mir die Lautsprecher verklebt. Schade.

Armin

2022-09-14 21:23:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2022-08-25 19:35:25- Newsbeitrag





Das Chicagoer Duo Whitney um Julien Ehrlich und Max Kakacek wird sein neues Album “SPARK” am 16. September bei Secretly Canadian veröffentlichen. Mit den beiden neuen Singles “MEMORY” und “COUNTY LINES” präsentiert die Band heute einen weiteren Vorgeschmack inklusive Lyrik-Videos und setzt sich mit dem Gefühl der Endgültigkeit auseinander. Während sich "MEMORY" mit der Sterblichkeit beschäftigt, thematisiert der Album-Closer “COUNTY LINES“ das Ende einer Beziehung. Im November werden Whitney auch hierzulande ihre neuen Songs für vier Shows auf die Bühne bringen (siehe Termine weiter unten).

Armin

2022-07-28 18:33:35- Newsbeitrag

WHITNEY
veröffentlichen zwei neue Singles „TWIRL“ und „BLUE“!
Neues Album „SPARK” ab 16. September via Secretly Canadian
Auf EU-Tour im November!

WHITNEY, das aus Julien Ehlrich und Max Kakacek bestehende Chicagoer Duo, veröffentlicht heute mit „TWIRL“ und „BLUE“ gleich zwei neue Singles/Videos, aus seinem kommenden Album „SPARK“, das am 16. September auf Secretly Canadian erscheint.

Darauf lassen WHITNEY ihre songwriterischen Fähigkeiten strahlen: Selbst der traurigste Song auf „SPARK“ schafft es wie ein sanfter Traum in Technicolor zu funkeln. Das Schlagzueug-lose „TWIRL“ ist eine wunderbare Notiz an einen selbst. In dem Track geht es darum, neue Träume zu finden und an ihnen festzuhalten, auch wenn die Welt, um einen herum aus den Fugen gerät.

WHITNEY über „TWIRL“: „With TWIRL, John Congleton and Brad Cook really created the framework for us to explore a new palette. What started as a simple love song grew into a wider take on human connection that we feel lucky to have made.“

Im Gegensatz dazu kommt „BLUE“ mit federleichter Gitarre, verschnörkelten Keyboards, Streichern und Saxofon fast schon süß daher. Dazu gesellt sich Juliens flehende Stimme: „The sun’s hovering over concrete // Lately you’re the only reason my heart beats / All I want is to be your only.“

WHITNEY über den Track: „We wrote BLUE at what I would now call peak isolation in the beginning of 2021. In hindsight it’s clear that we were attempting to manifest a different set of circumstances through the fantasy of love.“

Zudem gaben WHITNEY kürzlich ihr Debüt bei „Jimmy Kimmel Live!“, wo sie eine sehenswerte Performance ihrer zuvor veröffentlichten Single „REAL LOVE“ an zwei Schlagzeugen zum Besten gaben.



Armin

2022-06-16 18:09:14- Newsbeitrag

WHITNEY

kündigen neues Album “SPARK” für den 16. September 2022

bei Secretly Canadian an

Video zur Leadsingle “REAL LOVE” jetzt anschauen




++ Auf Tour im November ++

Das Chicagoer Duo Whitney um Julien Ehlrich und Max Kakacek meldet sich heute mit der Ankündigung seines dritten Albums “SPARK” zurück, das am 16. September bei Secretly Canadian erscheint und präsentiert daraus die erste Single "REAL LOVE" inklusive Musikvideo. Die Ankündigung wird mit den Tourterminen in den US, UK und Europa komplett, mit denen die Band im November auch in Deutschland für vier Shows haltmachen wird (alle Termine weiter unten). Das neue Album “SPARK” stellt Whitney als zeitgemäßes Syndikat des klassischen Pops vor, dessen Dutzend fantasievoller und liebenswerter Tracks bezaubernde Melodien um Dilla-Beats im Paisley-Stil und üppige Electronic-Elemente wickeln. So überraschend es auch klingen mag - “SPARK” ist für Whitney weniger eine radikale Neuerfindung als vielmehr eine ehrliche Abrechnung damit, wie es sich anfühlt, wenn man aus der Vergangenheit in die Gegenwart aufbricht, wenn man die nächsten Schritte im Leben und in der Karriere auf einmal und ganz ohne Entschuldigung macht. “SPARK” behält dabei jedoch die Wärme und Leichtigkeit von Whitneys früheren Werken bei - diese Songs glühen mit der Neuheit des Hier und Jetzt.



Die Anfänge von “SPARK” gehen auf den Überraschungserfolg von Whitneys Debütalbum “Light Upon the Lake” aus dem Jahr 2016 zurück. Die sanft verzerrten Psych-Folk-Träume fanden schneller ein breites Publikum, als die beiden je erwartet hatten. Nach Jahren des ununterbrochenen Tourens fühlten sie sich gezwungen, denselben Sound auch für ihren Zweitling “Forever Turned Around” (2019) zu verwenden. Je weiter die Aufnahmesessions voranschritten, desto mühsamer wurden diese, da Julien und Max daran arbeiteten, Versionen von sich selbst zu sein, die sie nicht mehr waren; um Songs in einer Form zu schreiben, die einfach nicht mehr passte. “What are we doing? How do we fix this, together?” Max erinnert sich diese Frage Julien oft gestellt zu haben, als die beiden mit kaputten Bandmaschinen zu kämpfen hatten, die sich wie Metaphern anfühlten. Es fühlte sich nicht mehr wie ihre Musik an, sondern lediglich wie ein Überbleibsel ihrer anfänglichen Begeisterung. Sie hatten kaum genug Material oder Energie, um fertig zu werden.

Max und Julien wussten, dass eine drastische Veränderung notwendig war, aber sie hätten nie gedacht, dass Lockdowns im Zuge der Pandemie dies erleichtern würden. Wochen nachdem Julien nach dem Ende einer jahrelangen Beziehung nach Portland gezogen war, um einen klaren Kopf zu bekommen, folgte ihm Max in der Hoffnung, mit seinem besten Freund und Co-Autor dem langen Winter in Chicago zu entkommen. Vier Tage später wurden die Flüge gestrichen. Anstehende Tourneen wurden abgesagt. In den nächsten 14 Monaten arbeitete die Band mit einem Eifer und einer Entschlossenheit, die an ihre Anfänge erinnerten, bevor der Erfolg die Erwartungen bestimmte. “We had time to just sit and watch the body of work grow in real time”, erklärt Julien. “We were just stacking stronger and stronger songs on top of each other”. Max fügt hinzu: “Our favorite way to make records, the way we made the first one.”

“SPARK” // Tracklist:

1. Nothing Remains

2. Back Then

3. Blue

4. Twirl

5. Real Love

6. Memory

7. Self

8. Never Crossed My Mind

9. Terminal

10. Heart Will Beat

11. Lost Control

12. County Lines

Auch wenn der Weg ähnlich war, sind die Ergebnisse bemerkenswert unterschiedlich - eine erfrischende Erinnerung daran, wie mühelos sich ein Umschwung anfühlen kann, wenn er eine echte Kurskorrektur ist. Auch Max und Julien waren gegen den Moment des überwältigenden Verlusts nicht immun. Max verlor seinen Großvater im Dezember 2020 an COVID-19, kurz nachdem Whitneys gemeinsamer Mentor JR White (Girls), gestorben war. Aber der Schlüssel zu “SPARK” - selbst bei den traurigen Songs der Platte, die alle wie sanfte Technicolor-Träume funkeln - ist die Sublimierung oder Whitneys Fähigkeit, lange genug durchzuhalten, bis sich die Bedingungen verbessern. So ist “REAL LOVE” der erste Song, den Max und Julien nach ihrer Rückkehr nach Chicago im Mai 2021 schrieben und der letzte, den sie fertigstellten, bevor sie nach Texas fuhren, um “SPARK” mit den Produzenten Brad Cook und John Congleton aufzunehmen. Ein Song, der das überfällige Ende einer Beziehung als Chance feiert, sich ganz und gar in den richtigen Menschen zu verlieben. Vom Wurlitzer-Glockenspiel bis zum gezackten Bass, von den strahlenden Harmonien bis zum massiven Refrain ist "REAL LOVE" eine fröhliche Feier dessen, was sein wird, und keine Lobeshymne auf das, was war. Der Track fühlt sich - wie vieles auf “SPARK” - an, als würde man in jedem Sonnenstrahl schwelgen, der gerade durch die Wolken kommt. Unter der Regie von Aaron Brown ist das zugehörige Video eine völlig andere visuelle Präsentation als alles, was die Band bisher veröffentlicht hat.


“Max and I wrote ‘REAL LOVE’ in June 2021 right after a cross country move back to Chicago. I was experiencing heightened levels of anxiety and panic, while the entire city was re-emerging from isolation. I’ve been running away from and self medicating my anxiety for as long as I can remember, but for whatever reason, it felt like it was time to dive straight into it. During late night sessions over a two week period, we captured the embrace of anxiety and fear in a way that resonated with us immediately. We spent the next few summer nights driving on Ashland with the windows down and the song turned up. It felt like an emotional and musical burst of light and we’re so grateful to finally be sharing that with people.”

– Julien über die neue Single "REAL LOVE"

In “SPARK” wird häufig auf Rauch und Feuer Bezug genommen, was wiederum eine doppelte Bedeutung für die Inspiration von etwas Neuem oder das Niederbrennen von Altbewährtem hat. Max und Julien lebten in Portland, als der Rauch der nahe gelegenen Brände die Stadt in Rekordhöhe zu ersticken drohte. Wissenschaftler sprechen immer häufiger von Serotin, einem evolutionären Wunder, das manche Bäume dazu bringt, nur in der Zeit des Feuers Samen zu bilden. So fühlt sich “SPARK” oft an - Whitneys Umstände waren auf so vielen Ebenen belastend, dass sie “the past...out to dry” aufhängten und neu begannen, um nach dem Brand eine neue Version von sich selbst, ihrer Beziehung und ihrer Band zu finden. “SPARK” ist ein inspirierendes Zeugnis für Durchhaltevermögen und Erneuerung, für beste Freunde, die einander genug vertrauen, um sich gegenseitig auf die andere Seite zu tragen.




WHITNEY: Live in DE im November 2022:

10.11.2022 - Köln - Bürgerhaus Stollwerck

11.11.2022 - München - Freiheitshalle

13.11.2022 - Berlin - Columbia Theater

15.11.2022 - Hamburg - Mojo Club

Tickets ab Freitag, 17.06. im VVK


“SPARK” erscheint am 16. September bei Secretly Canadian und kann hier vorbestellt werden:

https://whitney.secretlyca.co/spark

Whitneys neue Single “REAL LOVE” auf Spotify, Apple Music & Co. anhören:

https://whitney.secretlyca.co/real-love


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