No Trigger - Dr. Album

Red Scare
VÖ: 26.08.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Furztrocken

Man kann es drehen und wenden: Entweder No Trigger waren trotz einer kompletten Dekade ohne Album obendrein noch zu faul, sich in all den Jahren einen knackigen Titel für ihren dritten Langspieler zu überlegen, oder das Sextett aus Worcester, Massachusetts, steht schlicht auf sehr, sehr flachen Humor. Vielleicht ist "Dr. Album" aber auch weniger ein Nineties-Bote, sondern der zum Running Gag gewordene Projekttitel für dieses Vorhaben, das lange Zeit nur langsam vorankam – in einer Zeit, in der sich die Welt gefühlt mehrfach und komplett auf den Kopf gestellt hat. Auf den poppigen Punkrock von No Trigger, entsprechend der Trademarks dieses Genres reich an feinen Hooks und Refrains, trifft das eher nicht zu. Und das ist gut so.

Erstes Lebenszeichen seit der viel beachteten "Adult braces"-EP aus 2017 war im Frühjahr 2022 die "Acid lord"-EP, mittels der No Trigger bereits einige der hier vertretenen, neuen Stücke vorab servierten. Selbiger Track ist dann auch gleich mal ein 66-sekündiges Statement, musikalisch wie inhaltlich-politisch. Im Hochgeschwindigkeits-Rausch offenbaren No Trigger ihre kantige Seite und rufen freudig Kapellen wie Strike Anywhere ins Gedächtnis. Mitbringen lassen von ebenjenem Vorboten hat sich auch der hymnische Opener "Antifantasy" und der packt gleich jede Menge "Oh"s und "Ah"s in den Seesack dazu – durchaus ein Stück, das auch ein gewisser Fat Mike an der Pop-Flanke seiner Hauptband NOFX absegnen würde. "Take your time" trägt den Zynismus mit dick geschichteten Gitarren Richtung Festivalbühne und fragt mit Blick auf das Verhalten der Spezies Mensch beinahe logisch: "Where is your goddamn high end culture?!" Ein bisschen luftiger und deutlich weniger ernst wird's mit dem kleinen Melodycore-Brocken "No tattoos" und der Collegerock-Hymne "Too high to die".

Midtempo-Punkrock beherrschen No Trigger auch, wie "Northern corner" zeigt. Und "Brainwashed" bringt gleich zu Beginn Westerngitarre und Offbeat zusammen, um dann beides in einer Hook zu verschmelzen, wie Less Than Jake sie früher einmal reihenweise auf die Kette bekamen. Lagerfeuer-Streetpunk mit der Akustischen gibt's mit "Euro Coke" obendrauf – nach viel mehr Abwechslung braucht hier wohl niemand schreien. Und auch wenn die Truppe auf ihrer Bandcamp-Seite furztrocken wie der Sommer 2022 "We don't need a bio" verlauten lässt und damit jegliche Faulheitsargumente clever aussticht: Allen Freunden von Baggersee-Musik kommt "Dr. Album" gerade recht. Ob bloß für den Sommer oder für all die "Best friend stuff"-Erinnerungen. In der Vinyl-Ausgabe dann sicherlich auch zum Drehen und Wenden.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Antifantasy
  • Take your time
  • Acid lord
  • Brainwashed

Tracklist

  1. Antifantasy
  2. Take your time
  3. Acid lord
  4. Coffee from a microwave
  5. Too high to die
  6. No tattoos
  7. Brainwashed
  8. Water by the beer can
  9. Foggy Mountain bus stop
  10. Northern corner
  11. Euro coke
  12. Best friend stuff
  13. Totally digital
Gesamtspielzeit: 34:42 min

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Peacetrail

2022-09-06 12:23:50

Ordentlich. 7/10 passt.

Armin

2022-09-05 20:55:03- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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