Stone Temple Pilots - Thank you

Atlantic / Eastwest / Warner
VÖ: 10.11.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Kernspintomographie

Nachzügler haben es immer schwer. Als damals Grunge so richtig durch die Decke gegangen war, fingen sich die Stone Temple Pilots jede Menge Vorwürfe der Trittbrettfahrerei ein. Meist war das gewichtigste Argument jenes, daß sie nicht aus Seattle stammten. Offensichtlich aber waren die Ankläger allesamt ziemlich taub. Denn das, was mit "Core" da aus dem heißen San Diego herüberbratzte, hatte alles, von dem all die gottesfürchtigen Plagiatoren und dauergewellten Goldlöckchen nur träumen können: Eier, Druck, Leidenschaft. You name it.

So dauerte es bis zum famosen "Purple", bis auch der letzte Kritiker seine Ohren gespült hatte. Wo Flanell-Hymnen wie "Plush", die epische Verzweiflung von "Creep" oder Knüppel wie "Sex type thing" noch nicht gefrucht hatten, setzten sich der bittersüße Rock von "Big empty" oder das grandiose "Interstate love song" umso nachhaltiger fest. Große Melodien dulden eben keinen Widerspruch. Und nachdem Kurt Cobain seinen Kopf verloren hatte, waren die Stone Temple Pilots drauf und dran, sich neben Soundgarden und Pearl Jam in die erste Reihe zu mogeln. Bis Teilzeitgenie Scott Weiland entdeckte, daß er den Nadeln auf der Schallplatte lieber die Nadel im Arm vorzog.

Zwischen Verhaftungen und Entziehungskuren schaffte es der Vierer dennoch immer wieder, zerrüttete Nerven, zornige Riffs und verzweifelte Harmonien unter einen Hut zu bringen. Der schillernde Glam von "Big bang baby", der donnernde Ausbruch "Down", die niedergeschlagene Liebeserklärung "Sour girl" oder das streuselkuchige "Days of the week" waren zielgruppengerecht zusammengezimmerter Alternative Rock für Viva-2-Gucker und Visions-Leser. Grandiose Singles, alle miteinander.

Über allem thront stets Weilands königliche Stimme, die auf "Thank you" fünfzehn Mal große Gefühle erweckt und auch den angenehm knarzigen, neuen Riffrocker "All in the suit that you wear" trägt. Selbst wenn man mit "Still remains", "Hollywood bitch", "Pretty penny", "Unglued", "Dead and bloated", "Kitchenware & candybars" oder dem gänsehautigen Zeppelin-Cover "Dancing days" eine ganze Reihe von Songs vermissen mag, wird schnell leise Wehmut an früher wach. Denn ob sich der frisch geschiedene Vierer vielleicht doch noch einmal zusammenrauft oder ob Weilands jüngstes Nebenprojekt Velvet Revolver jemals das Tageslicht erblicken wird, bleibt in der Schwebe. Und immer, wenn neue Meldungen über weitere Heroineskapaden des Sängers auftauchen, fürchtet man, daß er sich in die traurige Reihe von Leuten wie Andrew Wood, Kurt Cobain und Layne Staley einreiht. Das wäre wahrlich ein Verlust, über den die versammelten Grunge-Lumpensammler nicht ansatzweise hinwegtrösten könnten.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Big empty
  • Plush
  • Creep
  • Interstate love song
  • Down

Tracklist

  1. Vasoline
  2. Down
  3. Wicked garden
  4. Big empty
  5. Plush
  6. Big bang baby
  7. Creep
  8. Lady picture show
  9. Trippin' on a hole in a paper heart
  10. Interstate love song
  11. All in the suit that you wear
  12. Sex type thing
  13. Days of the week
  14. Sour girl
  15. Plush (Acoustic version)
Gesamtspielzeit: 58:25 min

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