
Pabst - Crushed by the weight of the world
Ketchup Tracks / The OrchardVÖ: 02.09.2022
I love myself and want to live
"I'm on my own level" behaupten Pabst aus Berlin (beides mit B) direkt zum Einstieg. Aha? Das Trio ist mit seiner dritten Platte zurück, auf der es erneut, wie sagt man heute, "Retro-Rock" für die Generation Club Mate aufbereiten und salonfähig für den restlichen Hauptstadtsommer machen will. Grunge, Krach, Psych und Surf geben sich wieder einmal die Klinkenkabel in die Hand. Zumindest was diese Zutaten angeht, ist die Band in der deutschen Musiklandschaft doch eher ein Kuriosum und anachronistisch wie eh und je. Aber auch "Crushed by the weight of the world" funktioniert trotz seines vielleicht etwas umständlichen Titels und der wenig variierten Herangehensweise: Frischer und charmanter lassen sich Spinnweben von Genre-Leichen kaum abwischen. Zum dritten Mal! Fast schon ein bisschen frech.
Der Vorgänger "Deuce ex machina" gab sich zahmer und verteilte vor allem eine Menge Bubblegum an Jutebeutel-tragende Umsonst-und-draußen-Festivalgänger. "Mercy stroke" ist der direkte Gegenentwurf, walzt noisig-garagig nach vorne, spart sich allzu eingängige Refrainarbeit und setzt stattdessen voll aufs Riff. Stark! Die Pop-Breitseite fahren Pabst hörbar nach hinten, lassen woanders aber dennoch fluffige Melodien zurück. "Crushed" markiert so eingängigen, beinahe schon sterilen Alternative mit auf den ersten Blick merkwürdig lebensbejahender Message, die dieses ganze Grunge-Ding sowieso ad absurdum führt. Lieb Dich selbst, ey! Hier bricht sich wieder die der Band ureigene Sonnigkeit Bahn, und in ihrer Kuschelbereitschaft sind Pabst nicht weit entfernt von warmherzigem Neunziger-Balsam der Marke Dinosaur Jr.
Fröhlich geht es einmal quer durch das gesamte Stromgitarren-Gehege: "Shoulder to cry" bezieht seinen Stoner-Rock in etwa aus der "Era vulgaris"-Ecke, bevor "Say my name" stürmischen Indie-Pop anbietet. Die Lyrics des Albums sind dabei zweckmäßig, ringen manchmal mit etwas ungelenkem Englisch, aber die Beatsteaks sagen, dit is ok. In der nicht nur textlich eindeutigen Blink-182-Hommage "No future, no thanks!" lassen Pabst Berlin beinahe wie Los Angeles wirken, auch ohne nackt durch die Stadt zu rennen – zumindest bisher. Spätjugendliches Ungestüm und abgebrühte Musikalität kommen bei dem Trio zusammen: Mitunter lehnen sich Pabst nämlich richtig in eine Indie-affine Psychedelic-Variante mit blubberndem Bass und mäandernden Gesangsspuren, die nochmal etwa 20 Jahre älter ist als ihre sonstigen Hauptzutaten und die auch auf dem Debüt schon anklang. "Daddy's boy" übernimmt hier das Ruder, ufert aber doch wieder in schrägen Lärm aus.
Gitarren können bei Pabst nach kaputten Bohrmaschinen klingen oder nach einer sanften Umarmung – je nachdem, welche seiner Abermillionen von Effekten Frontmensch Erik Heise gerade anvisiert, und sie werden sowieso fast immer vom Killerbass des Todes unterstützt. "Never again" dreht den Noise-Regler zwischenzeitlich gar auf definitiv nicht Airplay-taugliches Metz-Niveau. Aber Radioverbot hin oder her: Standing und Image von Pabst sind ansonsten klipp und klar, der Insta-Feed grellbunt, und Pressetexte schreibt ihnen nun zielgruppengerecht Internet-Comedian El Hotzo, spricht von "zeitgemäß", fehlendem Cringe und einem "fast schon soziologisch ambitionierten Werk". Och, in erster Linie haben Pabst wohl schlichtweg Bock auf Rock, Bierchen zischen und Coolness galore. Funktioniert prächtig! Als neusten Beweis liefern sie ein starkes drittes Album mit vielen gelungenen Einfällen und diesmal wieder der Extraportion Lärm. Eigenes Level? In Deutschland bestimmt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Mercy stroke
- Crushed
- Daddy's boy
- Shoulder to cry
Tracklist
- Dead ahead
- Mercy stroke
- Crushed
- Locker room
- Daddy's boy
- P.O.P.
- Week full of weekends
- Shoulder to cry
- Say my name
- No future, no thanks!
- Never again
- You blink, you miss it
Im Forum kommentieren
Armin
2022-08-26 12:29:35- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
Nummer Neun
2022-08-26 12:11:31
Klingt vielversprechend.
Armin
2022-04-29 18:25:01- Newsbeitrag
Nach “Mercy Stroke”, der ersten, nur knapp über 2 Minuten langen, hyperaktiv-garagigen Teaser-Single zum neuen Album, ziehen PABST mit "Locker Room" nun mit quietschenden Reifen eine akkurate 180-Grad-Drehung, um dann gleich ein paar Gänge runterzuschalten. Die zweite Single ist eine 90er-Alternative Loser-Ballade mit riesen Refrain.
Die zweite Single-Auskopplung aus dem am 2. September 2022 erscheinenden Album “Crushed by the Weight of the World” beginnt für PABST-Verhältnisse zunächst ungewohnt schleichend: Metallisch klirrende Gitarrensaiten und nebulöse Synth-Loops begleiten das wummernde, hallende Schlagzeug und den sich viskos schleppenden Bass durch die ersten Sekunden, bis eine verhauchte Stimme den Song melancholisch weiterträgt. Doch kurz vor der Akklimatisierung ertönt eine schrille Rückkopplung und die Gitarre, jetzt mit voller Billy-Corgan-Breitseite, verzerrt die Melancholie zu feinstem 90er-Alternative-Pathos.
So “big” waren PABST noch nicht zu hören, und nach ihrem bisherigen Output erst recht nicht zu erwarten. Die Produktion von Magnus Wichmann und Adam Lenox verhilft dieser krachenden “Loser-Ballad” zu unerreichter Reife.
Auch das Video wirkt dieses Mal nicht so spielerisch, vermittelt der One-Shot in Ultra-Slow-Motion doch eher Tristesse und Einsamkeit. Und wenn es im Text heißt: "I guess, I peaked when I was seventeen..." dann kann vielleicht entgegnet werden, dass es immer mindestens zweimal im Leben knallt.
"Crushed by the Weight of the World" von PABST erscheint am 02. September 2022 und kann über den Shop der Band in verschiedenen Konfigurationen vorbestellt werden. Vorher war bereits die Single "Mercy Stroke" mit einem von der Band in 1.700 Frames selbstgezeichneten Animationsvideo erschienen. Von jetzt bis zum Ende des Jahres ist das Trio fast durchgehend auf Tour. Endlich. Alle Termine unten.
PABST - Live 2022
19.05.22 Bremen - Lagerhaus
20.05.22 Wolfsburg - Sauna Club
27.05.22 Rostock - Peter Weiss Haus
02.08.22 Essen - Zeche Carl (Open Air)
31.08.22 Münster - Sputnik Cafe
01.09.22 Köln - Bumann & Sohn
02.09.22 Hannover - LUX
04.09.22 Berlin - Lido
08.09.22 Flensburg - Volksbad
09.09.22 Hamburg - Molotow Club
11.09.22 Leipzig - Naumanns im Felsenkeller
13.09.22 Dresden - Ostpol
14.09.22 Jena - Cafe Wagner
15.09.22 Trier - Mergener Hof
16.09.22 Koblenz - Luke
20.09.22 Regensburg - Underground
21.09.22 Nürnberg - Club Stereo
22.09.22 München - Milla
23.09.22 Freiburg - Räng Teng Teng
24.09.22 Karlsruhe - KoHi
25.09.22 Augsburg - SoHo Stage
27.09.22 Prag, CZ - Rock Café
28.09.22 Wien, AT - Rhiz
29.09.22 Krakau, PL - tba
30.09.22 Warschau, PL - Chmury
06.10.22 Basel, CH - Hirscheneck
07.10.22 Winterthur, CH - Gaswerk
Armin
2022-03-18 18:53:28- Newsbeitrag
Der perfekte Popsong für die Generation Spotify ist minutiös geplant: Zuerst der Refrain, diesen dann in 2:30 Minuten möglichst häufig wiederholen und kurz vor Ende nochmal die Fahrt rausnehmen, damit die letzte Runde umso doller kickt. Mit "Mercy Stroke" machen PABST also alles falsch: Hier gibt es nicht mal einen richtigen Refrain!
Wer jetzt allerdings eine 8-minütige Rock-Oper erwartet, liegt auch vollkommen falsch. Die erste Single vom heute angekündigten, dritten PABST-Album "Crushed by the Weight of the World" ist ein hyperaktiver Indie-Fuzz-Knallkörper, der in unter 3 Minuten alles auf den Tisch legt, was das Power-Trio ab sofort ausmacht.
PABST - "Mercy Stroke"
Musikvideo:
Im wahrsten Sinne des Wortes untermalt wird "Mercy Stroke" im von der Band selbst animierten Video: Über 1.700 Frames, alle einzeln per Hand von Sänger und Gitarrist Erik Heise gezeichnet, zeigen die Band, wie sie sich in einem Strudel von Farben und Formen zu Untoten und vierarmigen Monstern verwandeln.
Die Geradlinigkeit bisheriger PABST-Songs weicht einer manisch produzierten Zerfaserung, ohne dabei jedoch an Präzision in eingängigen Riffs und gepeitschten Drums zu verlieren. Es sind die ganzen Dings und Dongs, die aus allen unerhörten Ecken des Lautsprechers tönen und damit "Mercy Stroke" ausmachen. Mal fliegen Synthesizer wie Sirenen durch die Luft, mal wirbelt das komplette Schlagzeug, mal werden mittelalterliche Gitarren-Melodien auf Amphetamin angestimmt und zum Abschluss wird auch noch ein Klavier eintönig malträtiert.
Und wie war das jetzt mit dem Refrain? Da gibt es schon noch etwas, was man mitsingen könnte: Infantile "Na-Na-Nas" konterkarieren das Manifest einer resignierenden Jugend, die in dieser prä-apokalyptischen Welt dazu verdammt ist, den noch übrigen Scherbenhaufen aufzufegen: "We’re the mercy stroke so what’s the use?!", was soll das alles überhaupt noch bringen?
Das dritte PABST Album "Crushed By The Weight Of The World" erscheint am 02.09.2022 und kann ab sofort über die Seite der Band vorbestellt werden. Den Rest des Jahres geht es endlich auf Tour für PABST, und wenn nicht, werden wir ungemütlich! Alle aktuellen Termine der Band finden sich unten.
PABST – LIVE 2022
09.04. Osnabrück, Popsalon
19.05. Bremen, Lagerhaus
20.05. Wolfsburg, Sauna Club
27.05. Rostock, Peter Weiss Haus
07.07. ES - Madrid, Madcool
02.08. Essen, Zeche Carl
31.08. Münster, Sputnikcafé
01.09. Köln, Bumann & Sohn
02.09. Hannover, Lux
04.09. Berlin, Lido
08.09. Flensburg, Volksbad
09.09. Hamburg, Molotow Club
11.09. Leipzig, Naumanns
13.09. Dresden, Ostpol
14.09. Jena, Kassablanca
15.09. Trier, Luckys Luke
16.09. Koblenz, Circus Maximus
20.09. Regensburg, Alte Mälzerei
21.09. Nürnberg, Club Stereo
22.09. München, Milla
23.09. Freiburg, Räng Teng Teng
24.09. Karlsruhe, KoHi
25.09. Augsburg, SoHo Stage
27.09. CZ - Prag, Rock Café
28.09. AT - Wien, Rhiz
29.09. PL - Krakau, Klub RE
30.09. PL - Warschau, Chmury
06.10. CH - Basel, Hirscheneck
07.10. CH - Winterthur, Gaswerk
Ralph mit F
2022-03-18 13:19:55
Neues Album der Berliners im September.
Garagige erste Single, "Mercy stroke":
https://www.youtube.com/watch?v=CsfFw65XrXU
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Referenzen
Spotify
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