Blind Guardian - The god machine

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 02.09.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

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Zwei etablierte Vertreter des Heavy Metal aus Deutschland haben in den vergangenen zwölf Monaten dank außergewöhnlicher Klasse einmal mehr auf sich aufmerksam gemacht. 2021 hauten Helloween mit ihrem selbstbetitelten Album ein Meisterwerk raus, 2022 präsentierten Kreator "Hate über alles". Ihr beider Rezept: Konzentration auf den ureigenen Bandkern und punktgenaues Songwriting. Daran muss man fast zwangsläufig denken, wenn heuer die nächste deutsche Metal-Institution mit hörbarem Selbstbewusstsein abliefert: Blind Guardian sind zurück. Und wie!

"The god machine" ist kurz vor dem 40-Jährigen das zwölfte Studiowerk der Rheinländer und markiert in vielerlei Hinsicht eine besondere Wegmarke. Da ist einerseits der offenkundige Rückgriff auf alte Stärken, denn während des Hörens muss man mit großer Freude an Großtaten wie "Imaginations from the other side" denken, während andererseits die knackige, moderne Produktion den Hörgenuss veredelt. Kein wehmütiges Graben in der Vergangenheit, sondern einfach die Besinnung auf den Kern des Schaffens. Was zudem auffällt: Das zuweilen überstrapazierte Orchestrale, das auf "Twilight orchestra: legacy of the dark lands" seinen nicht immer verdaulichen Höhepunkt erreichte, wurde deutlich in den Hintergrund gedrängt.

Die Abkehr vom gelegentlich zu Verkopften ist gleich zu Beginn herauszuhören, wenn Sänger Hansi Kürsch in unnachahmlicher Manier durch "Deliver us from evil" pflügt, Doublebass-Gewitter erklingen und feine Brüche den Song zu einem überaus gelungenen Auftakt machen. Mit Vollgas und enormem Schwung geht es im flotten "Damnation" weiter, bevor das formidable "Secrets of the American gods" alle Register zieht. Dutzende Ideen kommen hier zum Vorschein, ohne dass das Stück auch nur im Ansatz überladen wirkt. Chapeau! Der längste Song des Albums leitet über zu zwei Titeln, die den einen oder anderen Extra-Durchlauf vertragen, bevor schließlich aber auch sie zünden.

Die Offenheit für ruhige, balladeske Momente haben sich Kürsch und Kollegen unterdessen bewahrt, wie das zurückgenommene "Let it be no more" vortrefflich beweist. Mit einer wahren Power-Granate geben sich Blind Guardian auf "Blood of the elves" schließlich noch einmal ausladend und mitreißend, bevor das stimmige "Destiny" einen Schlussstrich unter ein wirklich bemerkenswertes Album setzt, das inhaltlich Ausblicke in die Literaturgeschichte wagt, persönliche Schicksalsschläge verarbeitet und einen Blick auf die Spezies Mensch wirft. Bereits von 2015 datiert übrigens das auch schon sehr gute "Beyond the red mirror", und es ist unverkennbar, dass die Krefelder Band in der Zwischenzeit enorm zielgerichtet über die zukünftige Ausrichtung nachgedacht hat. Es riecht nach weiteren Großtaten, denn so frisch klingt beileibe nicht jede Metal-Kapelle nach 38 Jahren.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Deliver us from evil
  • Secrets of the American gods
  • Architects of doom
  • Blood of the elves

Tracklist

  1. Deliver us from evil
  2. Damnation
  3. Secrets of the American gods
  4. Violent shadows
  5. Life beyond the spheres
  6. Architects of doom
  7. Let it be no more
  8. Blood of the elves
  9. Destiny
Gesamtspielzeit: 51:03 min

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Armin

2022-08-26 10:50:52- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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