Josh Rouse - Going places
Yep Roc / BertusVÖ: 29.07.2022
This old dog
"Ist das Jack Johnson? Nein? Dann ist es Mac DeMarco, oder? Auch nicht?" Nun, es gibt Leute hier im Haushalt der Familie Holtmann, die Josh Rouse eben nicht kennen und aufgrund der entspannten Klänge, die da aus den wohnzimmerlichen Boxen schallen, ihre ganz eigenen Rückschlüsse ziehen. Und damit ist ja auch schon viel gesagt: Josh Rouse ist kein Big Player im Pop-Business, auch wenn seine Musik viele Trademarks mitbringt, die erfolgversprechend klingen. Ein Händchen für eingängige Melodien hatte der aus Nebraska stammende Singer-Songwriter prinzipiell schon immer. Hinzu kommt eine geschmackvolle, zurückgenommene Instrumentierung, die den Songs eine Leichtigkeit verleiht, die man nicht mit Easy Listening verwechseln sollte, wenngleich das durchaus mal passieren kann. Nach dem tollen "Love in the modern age", das – Pech gehabt – mitunter auch nicht jedem Anhänger der ersten oder zweiten Stunde gefiel, veröffentlicht Rouse mit "Going places" nun sein 14. Album, wenn man seine letzte LP, eine Weihnachtsplatte aus dem Jahr 2019, mit in die Rechnung aufnimmt. Es klingt locker-flockig und entspannt und wird vermutlich wieder kaum Aufmerksamkeit generieren. Tja.
Die Platte beginnt beschwingt: "Apple of my eye" packt die Orgel aus und sorgt direkt für fröhliche Kirmes-Stimmung, während Rouse mit allerlei Rhythmusinstrumenten und später sogar Bläsern im Gepäck das positive Grundgefühl weiter verstärkt. Beim Hören solcher Nummern sollte der Alltagsdruck alsbald einer tiefenentspannten Gelassenheit Platz machen. Es entsteht jedoch auch der Eindruck, dass dies eine Platte für den Moment ist. Kein Werk also, das in irgendwelchen Jahresbestenlisten auftauchen wird, sondern ein Album, wie gemacht für die letzten Wochen des Sommers. Und vielleicht auch noch für die ersten Herbsttage. Die Lockerheit, mit der Rouse hier die feinsten Melodien aus dem Ärmel schüttelt, ist auch im folgenden "City dog" spürbar: Über eine Folk-Gitarre und die kurz aufblitzende Orgel singt er seine leicht verschnupften Zeilen. Es entsteht ein herrlicher Sonnenuntergangs-Vibe. Zu nah am Tiki-Kitsch? Kaum, auch wenn die Grenze sanft und in Limbo-Manier touchiert wird. Die Stange wackelt, fällt aber nicht: Der US-Songwriter kennt seine Vorbilder und ein kleiner Beach Boy steckt eben schon in ihm.
"Hollow moon" könnte in seiner Zugänglichkeit auch von Alex Cameron sein, aber Rouse verzichtet freilich auf den lyrischen Schabernack, den uns unser Lieblings-Australier mit einem sarkastischen Gesichtsausdruck aufgetischt hätte. Er bleibt verlässlich über der Gürtellinie und heult in diesem Pop-Song lieber den Mond an. Ganz ohne Schalk im Nacken geht's dann aber doch nicht: "She's in L.A." nimmt den Lifestyle der Glamour-Metropole aufs Korn, dazu sehnt sich die Pedal Steel in die glitzerne Hügelwelt mit den schönen Villen und den tiefen seelischen Abgründen. "The lonely postman" überschreitet die Grenze zum Quatsch dann mit einem lockeren Hüftschwung: Mit solchen Songs füllt Slacker-Posterboy Mac DeMarco mittlerweile mittelgroße Hallen. Fluch oder Segen: Josh Rouse wird das so schnell wohl nicht passieren. Daran wird auch "Going places" wenig ändern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Apple of my eye
- City dog
- Hollow moon
Tracklist
- Apple of my eye
- City dog
- Henry Miller's flat
- Hollow moon
- Waiting on the blue
- She's in L.A.
- There's somebody whose job it is
- The lonely postman
- Indian summer
- Stick around
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Armin
2022-08-19 21:52:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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