Arch Enemy - Deceivers

Century Media / Sony
VÖ: 12.08.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Fest etabliert

Volle 100 Tage werden einer neuen Regierung einem ungeschriebenen Gesetz zufolge eingeräumt, bevor ein erstes ernsthaftes Urteil über ihre Arbeit gefällt werden sollte. Musikalischen Vertretern darf generös etwas mehr Zeit gegönnt werden. Im Falle von Arch Enemy ist aber spätestens beim dritten Album nach einem durchaus einschneidenden Ereignis die Zeit reif für ein Urteil. Auf "War eternal" aus dem Jahr 2014 und das 2017er-Werk "Will to power" folgt mit "Deceivers" die nächste Studioarbeit mit Frontfrau Alissa White-Gluz. Mit Blick auf satte acht Jahre kann von einer neuen Sängerin zwar längst nicht mehr die Rede sein, Bilanz lässt sich trotzdem ziehen: Der Wechsel ist geglückt. Endgültig.

White-Gluz hat hörbar Spaß an ihrem im Metal-Kosmos nach wie vor außergewöhnlichen Tun. Gleich im Opener "Handshake with hell" ruft sie vielerlei Facetten ihrer Kunst ab und zeigt, dass ihre Stimme eben nicht nur im guttural-geprägten Death Metal wurzelt, sondern auch im Klargesang sehr wohl zu Hause ist. Der Song walzt zunächst alles weg, holt dann ordentlich Luft und nimmt abschließend wieder Fahrt auf. Keine Frage: So hat man die Band noch nie gehört. Wenngleich Arch Enemy auf ihrem inzwischen elften regulären Album damit die Messlatte mächtig hoch legen, halten sie in der Folge das einmal mehr überdurchschnittliche Niveau mühelos. "Deceiver, deceiver" holt alles aus Drummer Daniel Erlandsson heraus, während "In the eye of the storm" das Hymnen-Gesicht der Formation zutage fördert. Mitreißend gerät dann der wilde Ritt "The watcher".

Die spätestens auf "Will to power" beschleunigte Abkehr vom kompromisslosen Gebretter und die Hinwendung zur expliziten Eingängigkeit schreiben die Schweden auf "Deceivers" mit Augenmaß fort. Gewiss gibt es auch im dritten Bandjahrzehnt regelmäßig ordentlich Hochgeschwindigkeits-Riffs und Gebrüll mitten ins Gesicht, aber auch dezidiert zurückgenommene Passagen mit orchestralem Einschlag machen sich in ihrem Klangkosmos ganz exzellent. "Poisened arrow" ist so ein Beispiel, später gibt es mit "Mourning star" auch ein rein instrumentales Zwischenstück. Das passgenaue Zusammenspiel von humorloser Härte und fein abgestimmter Melodieführung bildet dabei die bewährte Klammer, die das musikalische Vorgehen von Arch Enemy zusammenhält.

Mit viel Klasse und ohne im schlechtesten Fall Langeweile evozierender Routine bringt das Quintett die Angelegenheit in "One last time" und "Exiled from Earth" zu einem stimmigen Ende. Das exakt aufeinander abgestimmte Werk knapp jenseits der 45-Minuten-Marke wirkt umso vortrefflicher, wenn man sich die äußeren Umstände noch einmal etwas genauer anschaut. Schließlich wird die Einordnung der Band als schwedische Combo der Realität kaum gerecht, denn die in den Staaten beheimatete Sängerin und Landsmann Jeff Loomis an der Gitarre, vielen als ehemaliges Mitglied von Nevermore ein Begriff, konnten in Pandemie-Zeiten nicht mal eben nach Skandinavien jetten, um ihre Parts an der Seite der Kollegen beizusteuern. Von diesen Hürden allerdings ist auf "Deceivers" glücklicherweise nichts zu hören.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Handshake with hell
  • Sunset over the empire
  • Spreading black wings
  • Exiled from Earth

Tracklist

  1. Handshake with hell
  2. Deceiver, deceiver
  3. In the eye of the storm
  4. The watcher
  5. Poisoned arrow
  6. Sunset over the empire
  7. House of mirrors
  8. Spreading black wings
  9. Mourning star (instrumental)
  10. One last time
  11. Exiled from Earth
Gesamtspielzeit: 45:10 min

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Armin

2022-08-05 20:01:18- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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