Acua - Is there more past or more future

Papercup / Rough Trade
VÖ: 12.08.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

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"Hast Du die ganzen Ausrufezeichen bemerkt? Fünf? Ein sicheres Zeichen für jemanden, der seine Unterhose auf dem Kopf trägt." (Terry Pratchett)

The Flaming Lips fragten "Do you realize??" oder "Are you a hypnotist??" oder einfach nur "How??" in die Runde. "How you sell soul to a soulless people who sold their soul???", kam es von Public Enemy in dezenter Vewirrtheit. Und The Roots stellten sich mit "Do you want more?!!!??!" unangenehm nah vor die eigene Visage, bevor später auch noch "!!!!!!!" folgte. Wo jene Herrschaften ihre Unterpinten tragen, ist bis heute wenig überliefert. Fest steht jedenfalls, dass die Wäsche beim Kölner Trio Acua geschmackssicher am richtigen Platz sitzt. Ihr zweites Album "Is there more past or more future" verzichtet nämlich im Gegensatz gänzlich auf unflätige Fragezeichen trotz Fragestellung im Titel des Werks. Auch sonst gibt sich der psychedelische Pop stabil reserviert – jedenfalls solange, bis die Synths aus ihrem Käfig ausbrechen und Drummerin Caroline Prinz-Holtorf als heimlicher Star der Band der schnöde Rhythmus mal wieder zu wenig ist.

Als erstes denkt man im hübsch vertrödelten Opener womöglich an Tame Impalas verhallte Workouts, bevor "Something less affected" als noch größerer Hit diese Assoziation bekräftigt. Besonders warm schmiegt sich der summende Synthesizer ins Ohr, aber auch der Hippiechor-Breakdown hat Charme. Überhaupt fährt die Platte bis zum verträumten "What will they think about you" (?) nur auf verpeilte Weise eingängige Volltreffer auf. "Is there more past or more future" gibt sich dennoch zerrissen, die sonnige Akustik sucht nicht nur musikalisch, sondern auch textlich die Wolken. "Ghost train" leitet die abstraktere Albummitte ein, Patrick Braun fühlt sich "too deaf to feel any pain". "Don't sleep, stay high", hält er sich später zu postpunkigem Beat über Wasser. Plötzlich ist die Chose doch nicht mehr so einfach wie gedacht.

Bevor alles plötzlich an den Ohren vorbeiwirbelt, überlässt "Let's be quiet" den Instrumenten ein letztes Mal die lange Leine und ebnet den Weg für "Coexist", in dem Acua wieder zu einer kleinen Hymne ansetzen, die den angedeuteten Spannungsbogen komplettiert. So extrovertiert könnten die Drei tatsächlich noch einen Tick öfter rausgehen. Folgerichtig ist "Orange world" das über sieben Minuten famos explodierende Prä-Finale inklusive mitreißendem Jam. "Carry me all along the way" ist da nicht einfach nur eine Aufforderung, sondern Programm. Wenn im titelgebenden Closer dann die Percussion zunächst ganz ausbleibt, versteht man auch das Sentiment: "All I know is there's nothing happening right now." Der Kreis schließt sich: Am Ende fließt ohnehin Sonnenschein durch die Klänge herein – und man hat keinerlei Fragen mehr.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Help me up
  • Something less affected
  • Coexist
  • Orange world

Tracklist

  1. Help me up
  2. Something less affected
  3. It's raining
  4. What will they think about you
  5. Ghost train
  6. Stay high
  7. Let's be quiet
  8. Coexist
  9. Orange world
  10. Is there more past or more future
Gesamtspielzeit: 43:31 min

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Armin

2022-08-05 20:00:46- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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