Ithaca - They fear us
Hassle / CargoVÖ: 29.07.2022
Geliefert wie bestellt
Ein schönes Beispiel dafür, wie sehr Bilder täuschen können, liefern Ithaca mit ihrem Zweitling "They fear us". Cover- und Bandaufmachung eignen sich durchaus zur Zuordnung in den weiten Bereich des Indie- oder Hipstertums, eine gemeinsame Tour mit Big Thief passt ebenfalls in diesen ersten Eindruck. Und doch durften wohl so einige Kinnladen nach unten gerutscht sein, als die Briten 2020 im Vorprogramm der Genannten starteten: Der Mix, den Ithaca auf das Publikum loslassen, speist aus vielen Quellen – allen voran jedoch Metalcore, Blackgaze und Industrial. Garniert mit einer gehörigen Portion Clear-Gesang und Popmelodien. Wer nun denkt, das britische Quintett würde sich auch gut im Co-Programm von Rolo Tomassi oder Jinjer eignen, liegt ziemlich richtig.
Dabei gehen die fünf um Frontfrau Djamila Boden Azzouz noch etwas stumpfer zu Werke. Wo Rolo Tomassi eine gewisse Eleganz ausstrahlen, regiert hier überwiegend die übel gelaunt klingende Abrissbirne. Neun Tracks, 35 Minuten, wenig Schnickschnack, viel wüstes Gekeife. "They fear us" ist gleichermaßen Statement und Anleitung. Die Stimmgewalt und Variabilität, die von Boden Azzouz ausgeht, ist schon in kurzer Zeit von "In the way" umrissen und findet im finalen "Hold, be held" seine ungewöhnliche Vollendung. Das übliche Rezept ist jedoch leicht verzerrtes Geschrei aus dem Off, Übergänge zu intensivem Gekeife, unterstützt vom Growling der Bandkollegen, variabler Switch zu cleanen Parts. Jenes schon im Opener präsente Wechselspiel bestimmt "They fear us", allerdings in unterschiedlichen Varianten: "Cremation party" etwa spielt zwei Minuten einfach die Dampfwalze, während "You should have gone back" erst einmal ein Ambient-Intro spendiert bekommt, welches in Hardcore-Kreisen so manche Songlänge sprengt.
Die Produktion ist dabei klar, scharfkantig, bringt ordentlich Druck mit. Sowieso ist "They fear us" optimal abgemischt, die Rhythmus-Sektion prügelt in gewohnter, beziehungsweise gewünschter Manier alles nieder, ohne dabei jedoch ihre Frontfrau zu erschlagen. Der große progressive Wurf ist "They fear us" nicht, die Stärke dieses Albums liegt vielmehr in seiner Ausführung. Das Wütende wütet gut, der Pop-Anteil ist für einen Metalcore-Act nicht anbiedernd peinlich geraten, sondern passt ins Konzept (Rückfragen dazu bitte gern an Architects). Manchmal braucht es eben nicht mehr als ein gut abgehendes Album zur richtigen Zeit, und Ithaca bringen hier alles auf den Punkt. Dass die Briten darüber hinaus noch wichtige Aussagen zu Themen wie Feminismus und Rassismus liefern – umso besser.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Camera eats first
- Cremation party
Tracklist
- In the way
- The future says thank you
- They fear us
- Camera eats first
- Cremation party
- Number five
- Fluorescent
- You should have gone back
- Hold, be held
Im Forum kommentieren
tjsifi
2024-11-21 18:16:39
Wollte gerade schauen ob es was zu einem Album gibt da muss ich lesen dass die Band sich auflöst:
https://www.morecore.de/news/ithaca-geben-ihre-bevorstehende-aufloesung-fuer-2025-bekannt/
Sehr schade!
MartinS
2022-08-08 21:28:45
Würde die gerne mögen, aber wie schon beim Vorgänger bin ich eher genervt vom dargebotenem. Keine Ahnung warum, ist auf dem Papier genau meins.
Klaus
2022-08-08 10:25:00
Habs gehört ;)
Ansonsten der kurze Hinweis, dass die Ende August/Anfang September auf Tour sind.
29.80. Hamburg
30.08. Hannover
31.08. Bochum
01.09. Karlsruhe
02.09. Potsdam
tjsifi
2022-08-08 10:16:58
Keiner sonst reingehört? Ich bin total an diesem Album hängen geblieben und habe es quasi das ganze Wochenende durchgehört. Momentan mein AOTY.
tjsifi
2022-08-05 15:03:24
Ok, nach 2 Durchgängen direkt hintereinander muss ich sagen: das Album ist der Hammer!
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