Maxim Mental - Make Team presents Maxim Mental in maximalism

Dine Alone / Universal
VÖ: 08.07.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Keine Ahnung

"We're all born in a prison / Can't you see?!"

Say Anything sind tot, es lebe Maxim Mental. Wäre aber auch wirklich zu schade, wenn dieser kaum greifbare Kerl namens Max Nemis keine Musik mehr machen würde. Womöglich ist genau das aber schon Irrealis. Frei von den komplexen Geflechten der Gemeinschaft legt der Kalifornier nach dem Say-Anything-Schlussakt "Oliver Appropriate" nun sein Solo-Debüt "Make Team presents Maxim Mental in maximalism" vor – und uns allen ein ganz schön happiges Ei ins noch total verwaiste Oster-Nest. Happig in dem Sinne, weil es natürlich wieder schonungslos offene Scheuklappen zu bestaunen gibt und Bemis seine Hörerschaft einlädt, in seine in Achterbahn-Windungen verordneten Emotionen mit einzutauchen. Bricht man den Titel der Platte herunter, ahnt man bereits so ein wenig, auf was man sich einlässt. "Make Team presents Maxim Mental in maximalism" bietet also nicht weniger als 56 Minuten den maximalen Bemis himself.

Und das heißt: schonungslose Einblicke in das Seelenleben des Kreativkopfs. Diese können manchmal nur mit offenem Mund verarbeitet werden. Die bemerkenswerte Auskopplung "Grace beyond Christ" etwa widmet der US-Amerikaner seiner Frau Sherri, deren Wesen ihn einige Male bereits davon bewahrte, sich das Leben zu nehmen. Denn daran dachte Bemis häufig genug. Sie sei eben "wertvoller als jeder religöse Gott und anregender als jede Droge", wie der Künstler sagt. Jener just angesprochene Sechsminüter probiert sich zunächst in R'n'B-infiziertem Popgewand, auch der Vocoder darf sich in seiner zeitgemäßen popkulturellen Relevanz sonnen. Bevor dann ein hymnischer Schlusspart die Gitarren dicker aufschichtet und den gewohnt brillianten Emo-Rausch zelebriert. Mit dem Schild "Ohrwurm? Hier lang!" läuft eben kaum einer so gerne durch die Flughafen-Wartehalle wie Bemis. Überhaupt ist das Sound-Potpourri des Albums auffällig. Bemis kommt zwar weiterhin vom Storytelling-Ansatz und leidet im Emo-Gewand, modernisiert seinen Stil jedoch deutlich. Kumpel Will Yip (Code Orange, Turnstile) hat produziert und die neuen Elemente wunderbar mit den bekannten zusammengeflickt.

Der Indie-Pop von "Girl's the truth" animiert sofort zum Tanz und fasziniert mit Bläser-Sprenklern. In einer guten Welt wäre der Song bald ein Mega-Hit, vermutlich wäre er das auch schon, wenn The 1975 draufstehen würde. Dort würden dann mehr Menschen aus den Augen ihrer Kinder lernen, die ohne Scheuklappen durch eine Welt laufen, frei von Vorurteilen und dem, was folgt. Der ebenfalls tolle Opener "Evermore (and the Grammy goes to)", eine fesselnde Mixtur aus Trap zugewandtem Pop und Emo-Hymnen-Rafinesse, hatte Bemis in einer Zeit geschrieben, als seine Frau Sherri gegen postpartale Depressionen zu kämpfen hatte. Lauschen wir hier also vordergründig kathartischer Reinigung in Klangform? Nein, das Gefühl, dass seine Band entfachte, streift Bemis nicht komplett ab, doch so manch Ausflug ins bunte Trap-Wunderland wie etwa "Cliffwood" dürfte Say-Anything-Verehrern womöglich einen Tick zu weit gehen.

Bemis' Solo-Debüt mutet daher hier und da auch an wie eine Songsammlung, als hätte der Kreativkopf seine Ideenkiste über die Jahre randvoll gestopft und gerade noch so mit dickem Schloss dichtgehalten. Schön also nun zu mitzuerleben, wenn die Ideenkise namens "Make Team presents Maxim Mental in maximalism" bisweilen zu platzen droht. In "Jawbreaker" fiept, knarrt, pluckert, pumpt und rappt es. Doch Bemis schafft es, sogar "Simple sweet", diesen finalen Wust aus Rap-Trap, Pop und Emo irgendwie zusammenzuhalten, bevor er das über achtminütige Paket am Ende doch nochmal in irdische Regionen lenkt. Musste man nach "Oliver Appropriate" mit dem Negativsten rechnen, ist mit Blick auf Bemis nach diesem Album zumindest wieder klar: Wir wissen absolut nicht, was da noch kommt.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Evermore (and the Grammy goes to)
  • Girl's the truth
  • Christ beyond Christ
  • Simple sweet

Tracklist

  1. Evermore (and the Grammy goes to)
  2. Sunk 'im
  3. Girl's the truth
  4. Jay were a Jew
  5. Christ beyond Christ
  6. Cirque le douche
  7. Cliffwood
  8. Jawbreaker
  9. Mime
  10. Fucking part 2 (Fucking on a trampoline)
  11. Mental music
  12. Simple sweet
Gesamtspielzeit: 56:10 min

Im Forum kommentieren

Plattentests.de-Sammelaccount

2022-07-20 21:10:10- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

2022-04-21 20:24:46- Newsbeitrag

MAXIM MENTAL - Das Soloprojekt von SAY ANYTHING's Max Bemis kündigt Album an:
"Make Team presents Maxim Mental in Maximalism" erscheint am 08.07.22 bei Dine Alone Records
Die neue Single "Girl's The Truth" erscheint heute


Heute kündigt Maxim Mental, das Soloprojekt von Max Bemis von Say Anything, sein Album "Make Team Presents Maxim Mental in Maximalism" an, das am 8. Juli über Dine Alone Records erscheint.


Das Album wurde von dem Grammy nominierten Produzenten Will Yip (Code Orange, Title Fight, Turnstile) mitgeschrieben und produziert, der auch ein langjähriger Mitstreiter von Max Bemis ist.

Ebenfalls heute erscheint mit "Girls The Truth" eine neue Single von Maxim Mental. Bemis äußert sich zu dem neuen Track wie folgt: "Ich sehe meine Tochter an, sie ist definitiv schlauer als ich, und sie hat sich das Essen über das ganze Gesicht geschmiert. Wahrscheinlich irgendeine Art von Körperflüssigkeit, aber sie ist trotzdem schlauer, und so handelt dieser Song davon, dass ich froh bin, von meinen Kindern und allen anderen, die es besser wissen als ich, in den Schatten gestellt zu werden. Und es gibt mir einen Sinn, morgens aufzuwachen, nicht für mich selbst, sondern für sie, und das definiert so ziemlich diese zweite Hälfte meines Lebens."

MAXIM MENTAL - "Girl's The Truth"
Visual:

Der neue Song folgt auf den Debütsong "Evermore (and the Grammy goes to)", der in einer Zeit geschrieben wurde, in der Bemis' Frau Sherri Dupree-Bemis mit einem jahrelangen Kampf gegen postpartale Depressionen zu kämpfen hatte.

Say Anything waren, trotz ihrer Stellung in einem Genre, das für seine Aufrichtigkeit bekannt ist, eine Art Satire auf die Emo-Band schlechthin. Bemis, der Andy Kaufman des Ganzen, genügte, um eine ganze Generation zu erfreuen und zu verwirren, ob er nun ein "real boy" oder ein Ziggy Stardust mit Curb Your Enthusiasm und der Diskographie von Vagrant Records war.


Die letzte Say Anything-LP wurde aus der Sicht vom titelgebenden "Oliver Appropriate" geschrieben, einer Verkörperung dieser absichtlich verwirrten öffentlichen Person; sein Tod während des kulminierenden "Sediment" war das Echo auf das Ende einer Ära für die Band selbst. Auf die Frage, wie er sich von zwanzig Jahren traumatischen Musizierens erholen könne, war Max' Antwort eher natürlich als offensichtlich: Bowie und andere Musiker erfanden "Charaktere", um Schubladen zu entkommen; bei Maxim Mental musste Max zum ersten Mal ganz er selbst sein.

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