
She & Him - Melt away: A tribute to Brian Wilson
Fantasy / Concord / UniversalVÖ: 22.07.2022
Gute Schwingungen
Paul McCartney hat in Interviews oft berichtet, dass es Brian Wilson und seine Kompositionen auf dem legendären The-Beach-Boys-Album "Pet sounds" waren, die The Beatles erst zu den eigenen Großtaten in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre inspirierten. In eben jenem Jahrzehnt sind auch She & Him bereits seit ihrem Debüt "Volume one" musikalisch verhaftet und mit "I just wasn't made for these times" hätte sich auch immer der Titel eines Brian-Wilson-Songs angeboten, um die Programmatik des bedingungslosen Retro-Indie-Folks des Duos deutlich zu machen. Auf "Melt away" kommt nun mit den gekonnt-nostalgischen Arrangements von M. Ward und Zooey Deschanel also etwas zusammen, das ganz offensichtlich zusammenpasst. Und trotz mangelnder Reibung wird das Album zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Großen Anteil hieran hat die originelle Songauswahl, die der Versuchung widersteht, ein Potpourri der größten Hits von The Beach Boys zu kompilieren, sondern auch eher obskure Albumtracks beinhaltet und Wilsons spätes Solowerk außerdem nicht unberücksichtigt lässt. Der Opener "Darlin'", im Original einer der ersten Ausflüge von The Beach Boys in die Gefilde des Soul, überzeugt mit coolem Twang und dem zwischen Ward und Deschanel aufgeteilten Leadgesang. In Produktion und Arrangement wird hier bereits deutlich, was für einen Großteil der Tracks gilt: Die oftmals sehr komplexe Instrumentierung der Originale wird reduziert, die Vocal-Harmonien stehen im Zentrum und die für She & Him typische, etwas lakonische Art des Vortrags sorgt für eine Extraportion Coolness, so auch bei "Don't worry baby", Wards feinstem gesanglichen Moment der Platte. Der Überhit "Wouldn't it be nice" beginnt mit verzerrter Gitarre im Intro, bleibt im Grunde aber eine mit hörbarem Vergnügen aufgenommene, recht ehrfürchtig inszenierte Hommage.
Etwas anders verhält es sich beim ebenfalls von "Pet sounds" stammenden "Don't talk (Put your head on my shoulders)": Die Harmonien sind hier deutlich zurückgenommen, stattdessen dominiert Deschanel das langsame Stück mit ihrer brillanten Stimme, die hier fast schon an Ella Fitzgerald erinnert. Ein kongenialer Höhepunkt des Albums ist das Arrangement zu Brian Wilsons wohl fatalistischstem Song "Til I die", den Beach Boy Mike Love seinerzeit zunächst gar nicht aufnehmen wollte, weil er so ein Downer sei. Zu Snare-Drum, Country-Gitarre und gedämpfter Solotrompete gesellt sich hier ganz großartig Deschanels mit viel Hall versehener, gleichzeitig unterkühlter und eindringlicher Gesang. "Melt away", das Titelstück von Wilsons misslungenem Solo-Debüt aus dem Jahr 1988, wird bei She & Him zu einem Motown-Girlgroup-Ohrenschmeichler und so zu einer wahren Wiederentdeckung. Dass der Meister sich schließlich beim Surf-Rocker "Do it again" auf dem eigenen Tribute-Album selbst noch einmal die Ehre gibt, bereitet herzerwärmenden Spaß, um nicht zu sagen: "Fun, fun, fun". Angesichts des großen Hörvergnügens bleibt an She & Him nur der Wunsch nach dem längst überfälligen "Volume four" mit eigenen Songs. Zooey, M.: Do it again!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Til I die
- Melt away
- Don't talk (Put your head on my shoulder)
Tracklist
- Darlin'
- Wouldn't it be nice
- Til I die
- Deirdre
- Melt away
- Good to my baby
- Don't talk (Put your head on my shoulder)
- Don't worry baby
- This whole world
- Kiss me, baby
- Do it again (feat. Brian Wilson)
- Heads you win, tails I lose
- Please let me wonder
- Meant for you
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octoberswimmer
2022-07-19 00:31:21
Tut sie, @Phillson89!
Phillson89
2022-07-14 22:02:35
Ich dachte das kommt erst am 22.07.?
Armin
2022-07-12 21:37:20- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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