Imagine Dragons - Mercury - Act II

Interscope / Universal
VÖ: 01.07.2022
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Legenden der Leidenschaftslosigkeit

Anfang 2019 zeigte sich Matt Bevin, damals amtierender Gouverneur von Kentucky, auf Twitter nicht gerade erfreut. Was war passiert? Nun, Imagine Dragons hatten für den Auftritt in der Halbzeitpause eines Football-Spiels Lil Wayne als Gast auf die Bühne geholt – worauf Bevin den Rapper abfällig als "tired has-been" bezeichnete, der eine unterhaltsame Show ruiniert habe. Doch abgesehen davon, dass die Band nicht auf die Fürsprache eines Tea-Party-Politikers und Trump-Aficionados angewiesen ist, der gleichgeschlechtliche Ehe und flächendeckende Krankenversicherung ablehnt: Das Quartett aus Las Vegas hätte das Ganze sicher auch ohne fremde Hilfe versaut. Man kennt es schließlich gar nicht mehr anders. Nicht erst seit dem Album "Mercury - Act I", dem Kollege Müller seinerzeit einen zweiten Teil prophezeite. Wie man sieht, behielt er Recht, und wer möchte, kann sich nun sogar den Komplett-Klumpatsch "Mercury - Acts I & II" ins Haus holen. Wir beschränken uns an dieser Stelle aus naheliegenden Gründen auf Act II.

Was wiederum nicht ganz korrekt ist: Erwähnt gehört auch, dass Imagine Dragons Act I im Doppelpack zusätzlich mit der One-Off-Single "Enemy" anfüttern, was vermutlich als Mehrwert gedacht ist. Nicht ganz nachvollziehbar ob des anämischen Geklackers mit Rap-Einlage von JID aus Atlanta, das im Oktober 2021 als Titelsong des E-Sports-Events League Of Legends World Championship fungierte. Apropos Mehrwert: Den bietet scheinbar auch "Mercury - Act II" – mit gleich fünf Tracks mehr als der Vorgänger und einer knappen Stunde Spielzeit. Zumal "Bones" dank satt zupackendem Drum-Punch und angenehm ins Psychedelische lappendem Keyboard-Lauf einen ordentlichen Opener abgibt, zu dem Auf- und Abhüpfen selbst dann nicht verboten ist, wenn die Band in ihrer kolossal unsubtilen Art einen Großteil des Stücks mit vereinten Kräften singen zu müssen glaubt. Trotzdem sind Zweifel angebracht: "My patience is waning / Is this entertaining?" Und dass die Antwort "nein" lautet, verdeutlichen die nachfolgenden 55 Minuten umso mehr.

Zwar will der zweite Akt offenbar ein positiver, womöglich heilender Gegenpart zum ersten sein, der vornehmlich um psychische Erkrankungen und Verlust kreiste – allzu weit her ist es mit den tröstlichen Qualitäten allerdings nicht. Zu leidenschaftslos verdingt sich die zweite Single "Sharks" als hymnischer Minimalkompakt für Mehrzweckarenen, und kehrt "Blur" das kurzweilige Indie-Rock-Feierbiest raus, warten Gewissensbisse der Sorte "Why is everything never good enough for me?" gleich um die Ecke. "Higher ground" bringen Imagine Dragons als möglichen "Whatever it takes"-Nachfolger in Stellung, kriegen aber letztlich keinen guten Song hin – ähnlich wie bei "Bad liar", das Sänger Dan Reynolds einst kurz vor der Versöhnung mit seiner Frau zusammen mit dieser schrieb. Schön für ihn, schlecht für uns, denn das ihr gewidmete Liebeslied "Ferris wheel" sticht in seiner Kitschüberladenheit sogar die Lalala-Nichtigkeiten "Waves" und "They don't know you like I do" aus. Ihm und Imagine Dragons wird's recht sein – uns dann mal nicht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bones
  • Blur

Tracklist

  1. Bones
  2. Symphony
  3. Sharks
  4. I don't like myself
  5. Blur
  6. Higher ground
  7. Crushed
  8. Take it easy
  9. Waves
  10. I'm happy
  11. Ferris wheel
  12. Peace of mind
  13. Sirens
  14. Tied
  15. Younger
  16. I wish
  17. Continual
  18. They don't know you like I do
Gesamtspielzeit: 57:43 min

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Armin

2022-07-12 21:36:00- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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