UB40 featuring Ali Campbell & Astro - Unprecedented

Universal
VÖ: 01.07.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ein Toast auf den Toaster

In Monty Pythons "Das Leben des Brian" lassen die konkurrierenden Widerstandsgruppen Judäische Volksfront und Volksfront von Judäa kein gutes Haar aneinander. So ähnlich muss man sich die Situation bei UB40 vorstellen. Aber von vorn: Oftmals international hauptsächlich für ihre Reggae-Schunkel-Versionen von "Red red wine" und "(I can't help) Falling in love with you" bekannt geworden, waren UB40 in Großbritannien seit ihrem brillanten Debüt "Signing off" 1980 ebenso eine multinationale, hochpolitische Band mit sozialistischer Agenda, wie auch zuverlässige Hitgaranten. 2008 verließ schließlich Sänger Ali Campbell UB40, nur um seit 2014 mit ehemaligen Mitstreitern ebenfalls unter dem Namen UB40 aufzutreten. Während die ursprünglichen UB40 also im vergangenen Jahr ein neues Album veröffentlicht hatten, erscheint nun erstmals unter diesem Interpretennamen die neue Platte von UB40 featuring Ali Campbell & Astro. Spalter!

Trompeter, Percussionist und Toaster (kein Küchengerät, "Toasting" ist die Reggae-Spielart des Rap) Astro verstarb kurz nach dem Ende der Aufnahmen zu "Unprecedented", und Ali Campbell widmet die Veröffentlichung des Albums auch dem Gedenken des langjährigen Freundes und Wegbegleiters. Wie ist die Platte nun aber abseits von Bandnamensverwirrung und tragischem Todesfall musikalisch einzuordnen? Kurz gesagt: Es ist ein würdiger Abschied von Astro. Seit dem Mega-Erfolg von "Labour of love" anno 1984 gehört es bei UB40 zur guten Sitte, einen großen Fokus auf Coverversionen zu legen, und auch auf "Unprecedented" stammen acht Songs aus fremder Feder. Der Opener "What have I done" mit den angesichts Astros Tods noch ergreifender wirkenden Zeile "I've got to learn to do all the things we used to do together" stammt ursprünglich von der New Yorker Rocksteady-Band Frightnrs, für deren Debütalbum von 2016 hiermit eine unbedingte Hörempfehlung ausgesprochen sei. "Lean on me" hält sich eng an Bill Withers Hit-Vorlage, während die mit sattem Sound produzierte Neuauflage von "Sufferer" von den Kingstonians noch einmal Astro die Gelegenheit gibt, am Mikrofon zu glänzen.

Spannender sind jedoch die Interpretationen von Kris Kristoffersons melancholischer Country-Ballade "Sunday morning coming down" mit streicherseligem Groove und von "Stay another day", das den Boygroupkitsch von East 17 völlig entkernt und mit neuer Instrumentierung, Phrasierung und Tempo auf links dreht. Die Eigenkompositionen fügen sich stimmig in den entspannten Flow des Albums ein, das Highlight ist hier der düstere Titeltrack, dessen Text den Umgang der politischen Führung mit der Coronapandemie kritisiert. Das arg seichte und in Richtung Radio-Airplay schielende "We'll never find another love" wiederum bestätigt alle Vorurteile von UB40-Hassern. Denen allerdings sollte man den guten Rat für viele Lebenslagen aus dem herrlich chilligen "Mellow" nahelegen: "Just mellow / Don't be such an angry fellow."

(Michael Albl)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Unprecedented
  • Sufferer
  • Sunday morning coming down

Tracklist

  1. What have I done
  2. We'll never find another love
  3. Unprecedented
  4. Sunday morning coming down
  5. Emperors wore no clothes
  6. Sufferer
  7. Heaven in her eyes
  8. Do yourself a favour
  9. Happy includes everyone
  10. Stay another day
  11. Lean on me
  12. Mellow
  13. Caught you in a lie
  14. Lean on me (feat. Bounty Killer)
Gesamtspielzeit: 52:30 min

Im Forum kommentieren

MM13

2022-07-09 19:51:36

jaja, die von ub40 machen es einem nicht leicht!
da gibts ja noch die „anderen“ ub40,was so ein streit unter bandmitgliedern so mit sich bringt!

octoberswimmer

2022-07-09 16:42:00

Hi MM13,

ganz genau, 2018 war es wie schon zweimal zuvor "UB40 feat. Ali, Astro & Mickey", "Unprecedented" ist, wie die Rezi erwähnt, das erste Album unter dem Namen "UB40 featuring Ali Campbell and Astro".

Loketrourak

2022-07-06 10:43:06

UB40 prä redredwine waren eine tolle Band. Bis Präsent Arms (in Dub) war das popästhetischer Konsens. Ich persönlich mag auch noch UB44, aber da schieden sich schon die Geister.

MM13

2022-07-05 19:08:32

ja so ein,zwei songs hatten sie schon.
find das album einfach gut,klar reggae halt werden manche sagen,aber ich steh drauf und auf sämtliche dub geschichten.
zur rezi,es gibt schon ein album unter dem bandnamen ub40 feat. ali,astro+mickey (a real labour of love)2018 war das.

keenan

2022-07-04 20:32:52

ach, die hatten mehr als ein lied?

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