Minor Majority - Kiss off

Voices Of Wonder / Soulfood
VÖ: 24.06.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Untiefen der Liebe

Manchmal werden Wünsche wahr. Unsere Besprechung des Albums "The universe would have to adjust" endete im Juni 2021 mit der ausgesprochenen Hoffnung, dass sich die Band Minor Majority mit neuem Material doch bitte nicht allzu viel Zeit lassen möge. Angesichts der Tatsache, dass nur zwölf Monate später mit "Kiss off" der Nachfolger auch in physischer Variante das Licht der Musikwelt erblickt, geht ein Dankeschön hinaus an die fleißigen Norweger. Sie selbst konnten es offenbar auch nicht mehr abwarten und schubsten die zehn Songs sogar schon vorzeitig in die digitalen Kanäle. Die Ungeduld ist nachvollziehbar, denn die neuen Stücke fügen sich nahtlos an den starken Vorgänger an.

Die Meister der ruhigen Töne starten auch auf "Kiss off" zunächst einmal eher zurückhaltend und wählen mit dem Titelstück einen intimen Einstieg, der inhaltlich die Richtung vorgibt: "I love you, I used to, I'm sure I did / But all our memories will fade / And when they are gone / Who cares about the marks that we made." Es wird viel von der Liebe erzählt, über ihre Verlockungen und ihren Reiz, aber eben auch über die Hindernisse, Probleme und die oft fast zwangsläufig erscheinenden Untiefen. Das setzt sich auch im ebenfalls mit gebremstem Tempo vorgetragenen "Nosedive" fort, in dem die Liebe nur noch im Rückspiegel betrachtet werden kann: "There are days when I am unsure about my ways / And the battles that I choose / But I don't regret the time / I chose to spend with you."

Minor Majority können aber auch anders, das beweist beispielsweise "Brilliant mistake". Während die menschlichen Beziehungen im Text erneut den Ton angeben, tritt die Band etwas mutiger aufs Gaspedal. Und der Sänger stürzt sich beherzt ins nächste Wagnis, das aber ohnehin wieder ins Unberechenbare führen wird: "And though I'm old, I'm young enough to hope / For another brilliant mistake / Another promise I can't promise not to break." Dieser entschlossene musikalische Schwung steht Minor Majority gut, was in der Albummitte das grandiose "The best of us" unter Beweis stellt. Entstanden sind die Stücke übrigens im Rückgriff auf den Vorgänger, bei dessen Produktion viel Material liegen geblieben war. Für "Kiss off" nahmen sich die Musiker den Stoff noch einmal vor, versuchten zunächst vielerlei Anpassungen und schrieben dann doch wieder zehn ganz neue Lieder.

Zwar greift die Band auf ihrem achten Studioalbum zu einer vielfältigen Instrumentierung und lässt unter anderem Cello, Violine und Klarinette erklingen, inszeniert aber auch äußerst reduzierte Nummern, die auf ganz kleinen Bühnen und mit dezimiertem Personal funktionieren können. Dass sie in diesen vielen intimen und feinfühligen Momenten aber auch richtige Hits wohl dosiert platzieren, spricht für die Klasse der Norweger, die sich mit ihrem Folk, Pop und Rock einen festen Platz erspielt haben. Wenn es nach uns geht, dürfen sie den engen Takt gerne beibehalten; Abnutzungserscheinungen jedenfalls machen sich keinesfalls bemerkbar.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The best of us
  • Other people's live
  • Meat and potatoes metal

Tracklist

  1. Kiss off
  2. Nosedive
  3. Brilliant mistake
  4. Hopeful
  5. The best of us
  6. To let you win
  7. Other people's live
  8. Concerning David Palmer
  9. Hold on to
  10. Meat and potatoes metal
Gesamtspielzeit: 41:50 min

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Armin

2022-06-24 11:38:24- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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