Just Mustard - Heart under

Partisan / PIAS / Rough Trade
VÖ: 27.05.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Finest Irish blend

Der Sprung, den Just Mustard in ihrer irischen Heimat schon geschafft haben, soll nun auch Übersee erfolgen: Vom Geheimtipp zur etablierten, insbesondere für mitreißende Liveauftritte bekannten Institution. Gute Voraussetzung bietet dabei der Gang zu einem größeren Label: Die Unterschrift bei Partisan macht das Quintett zu Kollegen etwa von ihren Landsleuten Fontaines D.C., Idles oder auch Cigarettes After Sex. Dort erscheint nun mit "Heart under" ihr zweites Album, nachdem "Wednesday" vor vier Jahren schon ein heimischer Achtungserfolg war. Stilistisch sind Just Mustard in vielerlei Genres zu Hause: in lärmendem Shoegaze, Noise und Post-Rock, aber auch elektronische Spielereien und hypnotische TripHop-Elemente finden ihren Einzug.

Wie gut diese Symbiose an Stilen klingen kann, beweist schon der Opener "23". Um die ersten gehauchten Verse von Sängerin Katie Ball schmiegt sich eine röhrende Gitarrenlinie, welche später unter ordentlich Störfeuer immer breiter aufgeht. Auf hohem Niveau krachig geht "Still" schleifend zur Sache, ehe es durch einen tiefen Basslauf herabgezogen und später von anderen Saiten zersägt wird. Ball schwebt hier und überall gewissermaßen über den Dingen, die sich unter ihr abspielen, und in diesem Einstiegsdoppel passt alles wunderbar zusammen. "I am you" spaziert auf den Pfaden eines Portishead-Riffs, auch hier unterlässt es Ball, abgesehen von etwas Lautstärke, ihren bisher gezeigten Stil groß zu variieren: einen monotonen, meist neben dem Song hergezogenen, verhallten Gesang in einer permanenten Halbgeschwindigkeit, welche die krachigen Songs gleichermaßen beschreitet wie auch das düster verzerrte "Blue chalk" und andere Balladen.

Damit formt sich der Gesang einerseits zu einem Anker über dem Lärmteppich ihrer Kollegen, zeigt andererseits aber auch im Verlauf von "Heart under" Spannungsdefizite auf. Es mag Markenzeichen der Band sein, in diesem Aspekt konstant aufzutreten und ansonsten musikalisch einiges abzufeuern, über die Länge des ganzen Albums jedoch nutzt sich dieses zentrale Element etwas ab. Passend zur mittig beginnenden Midtemponummer "Early", dem Einstieg zu "Sore" und dem zwar eingängigen, aber mittelprächtigen "Mirrors" wäre etwas mehr Abwechslung wünschenswert. Gen Ende gelingt dann die Wende, durch "In shade" nochmals mit Hilfe von großen, groovenden Aufbauten viel Eindruck zu erzielen und den Status als eine der momentan spannendsten, aufstrebenden Bands des Jahres festzuschreiben.

(Klaus Porst)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 23
  • Still
  • In shade

Tracklist

  1. 23
  2. Still
  3. I am you
  4. Seed
  5. Blue chalk
  6. Early
  7. Sore
  8. Mirrors
  9. In shade
  10. Rivers
Gesamtspielzeit: 45:15 min

Im Forum kommentieren

boneless

2023-11-19 13:05:21

Wednesday > Heart Under

;)

saihttam

2023-11-17 01:49:13

Ich finde das Album auch sehr stark. Sie haben es geschafft einen ganz eigenen Sound zwischen Shoegaze und Noise zu finden, der ungemein fesselnd ist. Die Gitarren klingen zuerst fast eher wie atmosphärische Hintergrundeffekte, deren verzerrte Melodien sich dann aber doch tief eingraben. Darüber schwebt der klagende Gesang, der mir erst etwas zu sehr im Vordergrund war. Mittlerweile ergibt das aber alles ein sehr stimmiges und faszinierendes Ganzes.

Der Untergeher

2023-01-15 22:28:56

Hatte sie auch in der Liste. Super Band.

myx

2023-01-15 22:10:06

Ja, das Debüt finde ich ebenfalls stark, habe es mir vorhin angehört (allein z. B. das tolle Finale von "Tennis"). Bin froh, dass ich der Band doch noch über den Weg gelaufen bin.

ZoranTosic

2023-01-15 21:38:45

Habe die in der Liste. Eins der besten Shoegaze Alben des Jahres. Der Vorgänger lohnt ebenfalls

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