Damien Jurado - Reggae film star

Maraqopa / H'Art
VÖ: 24.06.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Take me home, country roads

Ein Damien-Jurado-Album ist immer wie ein Trip in die Vergangenheit. Die melancholische, meist akustische Instrumentierung legt sich wie eine Wollmütze um die Ohren, welche Jurado mit fragiler, hoher Stimme und Erzählungen von damals streichelt. Mal braucht er nur seine Gitarre, mal flankieren Streicher und Klavier die Songs. Selten wird er aufbrausend, auf seinem 18. Album "Reggae film star" gibt es laute Momente wie "Silver Donna" oder "Johnny Caravella" auf den Vorgängern erst gar nicht. Stattdessen macht gleich die Tracklist die Vergangenheitsbezüge klar – mit Jahreszahlen und investigativen Fragen, was denn mit demunddem passiert sei. Und nicht zuletzt prangt auf dem Cover ein verwaschenes Foto, das denken lässt, die Twin Towers des ehemaligen World Trade Centers seien wiederauferstanden. Jurado macht also praktisch alles wie immer. Das ist auch gut so.

"Reggae film star" hat im Vergleich zu seinen sonstigen Werken ein paar mehr Songs, die reduziert, fast skizzenhaft daherkommen. "Lois Lambert" und "The pain of no return" brauchen jeweils gerade mal eineinhalb Minuten, um ihre Standpunkte auf den Tisch zu legen. "These lights are bright / Let's turn them down, it's day", fordert Jurado in ersterem. Nur nicht zu grell werden. Lieber eine unfassbar schöne Melodie für das vergleichsweise üppig mit Band und Streichern ausgestattete "Day of the robot" schreiben. Nur eine von vielen Andeutungen an einen Filmdreh findet sich hier, welche die Platte lyrisch umklammern: "He dies in a scene / We have to get it right / Sit closer to the window / Now fall back, we got you." Man fällt ja sowieso weich hier.

Einige Songs überraschen zumindest dadurch, dass sie mittendrin die Spur wechseln. "Ready for my close up" verliert sich nach einer Strophe in einer Wiederholung, fadet aus – und startet ein völlig anderes, aber gleichermaßen schönes Stück, das mit herrlich flattrigen Streichern endet. "Location, undisclosed (1980)" hingegen bleibt zwar verhalten, durchlebt jedoch mehrere Phasen in seiner kurzen Verweildauer. "Play on, there's no such thing as better days", seufzt Jurado gleich im streicherverhangenen Opener "Roger". Er kann eben nicht anders. Es ist nicht einfach zu erklären, warum man nach "What's new, tomboy?" und "The monster who hated Pennsylvania" ein quasi identisch gelagertes Album benötigt. Aber solange Jurado solche hübschen Stücke wie "Meeting Eddie Smith" schreibt, warum nicht? Immerhin deutet hier der beschwingte Schlussteil den Reggae aus dem Albumtitel zumindest an.

Erst der Closer "Gork meets the desert monster" verlässt überhaupt Jurados sicher abgesteckte Komfortzone und lässt den US-Amerikaner aus dem Nordwesten unerwartet laut und energisch werden. Natürlich gibt es dennoch tröstende Worte: "Maybe you'll find your way / Guided by the Northern Star / You've been away too long / Welcome home where you belong." Ob's am angesprochenen Filmset ist? Oder doch die "undisclosed location"? Mit "Reggae film star" als Untermalung reist es sich in jedem Fall leichter, ganz ohne böse Überraschungen.

(Felix Heinecker)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Roger
  • Day of the robot
  • Ready for my close up
  • Gork meets the desert monster

Tracklist

  1. Roger
  2. Meeting Eddie Smith
  3. Roger's audition
  4. What happened to the class of '65?
  5. Location, undisclosed (1980)
  6. Day of the robot
  7. Ready for my close up
  8. Taped in front of a live studio audience
  9. Whatever happened to Paul Sand?
  10. Lois Lambert
  11. The pain of no return
  12. Gork meets the desert monster
Gesamtspielzeit: 35:09 min

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Armin

2022-06-24 11:37:45- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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