
Vance Joy - In our own sweet time
Atlantic / WarnerVÖ: 10.06.2022
Wie Tumbleweed in der Wüste
Songwriter-Pop mit sommerlich leichten Gitarrenakkorden, und hier und da ein paar Banjo-Sounds. Vance Joy setzt auf seinem dritten Album "In our own sweet time" konsequent fort, was er sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Was soll man groß dagegen sagen? Oder besser formuliert: Was soll man überhaupt darüber sagen? Es ist eine Zwickmühle, in der gefühlt mehrere seiner Genre-Kollegen stecken: Joy verlässt sich vielleicht zu sehr auf charmante Gitarrentöne, die nicht anecken und stets dem gleichen, lockeren Soundfluss folgen, während er darüber irgendwas über Liebe, Vermissen und Tage am Strand trällert. Was er immerhin zweifelsohne kann.
Dennoch hat das Songwriting beim Australier mit den Jahren stark nachgelassen. Nach dem Hit "Riptide", der so packend ist, auch wenn man sich dagegen sträubt, kam gefühlt nicht mehr viel von dem Künstler, der in seiner Heimat immerhin mit beiden Vorgänger-Alben Platz eins der Charts erreichte. Und so wirkt "In our own sweet time" fast wie der etwas lieblose Versuch, seinen Plattenvertrag zu erfüllen.
Sicher kann nicht jeder Song ein Radio-Dauerbrenner oder Sommerhit sein, ohne zu sehr nach genau diesem Versuch zu klingen. So ist beispielsweise das von gezupfter Gitarre durchzogene "Solid ground" durchaus charmant. Auch die Single "Missing pieces", die mit dynamischen Drum-Sounds und Chorgesang ein bisschen nach Disney-Soundtrack klingt, gehört zu den Glanzpunkten von "In our own sweet time". Entstanden ist sie wie die meisten der insgesamt zwölf Stücke während der Corona-Pandemie – und handelt davon, dass viele Menschen wegen der Reisebeschränkungen räumlich getrennt wurden.
Die Dramatik und tatsächliche Emotion, die diesem Thema gebührt, flacht allerdings schnell in wenig euphorischem Gesang und einer ebenso unspektakulären Instrumentierung ab. Ein Phänomen, das sich auf Joys drittem Album zu oft wiederholt. Statt zu entspannten Hits entwickeln sich seine Songs zu Lagerfeuermusik, der man bewusst lauschen kann – oder eben nicht. Noch drastischer ausgedrückt: "In our down sweet time" ist so spannend, wie Tumbleweed in der Wüste zu beobachten.
Und so entfernt sich Vance Joy mit seinen schemenhaften Songs immer weiter von Kollegen wie George Ezra oder James Bay und nähert sich glatt geschliffenem Radiopop à la Rea Garvey oder Michael Patrick Kelly an. Auf einem Sampler mit den beiden wurde er jedenfalls nur bedingt herausstechen. Vielleicht findet er die Euphorie von "Riptide" ja bei Album Nummer vier wieder, damit man ihn nicht endgültig in die Wüste schicken muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Missing piece
Tracklist
- Don't fade
- Solid ground
- Missing piece
- Catalonia
- Way that I'm going
- Every side of you
- Clarity
- Wavelength
- Boardwalk
- Looking at me like that
- This one
- Daylight
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Armin
2022-06-16 20:13:30- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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