Jack Harlow - Come home the kids miss you

Atlantic / Warner
VÖ: 06.05.2022
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
3/10

Bruder Zufall

Wenn man sich Fotos von Jack Harlow aus den Jahren 2019 und 2020 anschaut, sieht man darauf einen Typen mit leicht aufgedunsenem Gesicht, Wuschelmähne und Nerd-Brille. Eine Mischung aus Big Bang Theory und dem Sidekick von Jesse Pinkman in Breaking Bad. Nur zwei Jahre später ist Harlow der heiße Scheiß im US-Rap, Mode- und Lifestylebrands rennen ihm die Bude ein, und die Frauenwelt liegt ihm zu Füßen. Klar, mittlerweile trägt der 24-Jährige Rapper auch mal Designeranzüge, der Babyspeck ist einem verwegenen Bart gewichen. Um 180 Grad hat er sich aber nicht gedreht. Er verkörpert weiterhin den netten Typen von nebenan, der nur zufällig in die oberste Liga des US-Raps gestolpert ist und dort mit offenen Armen empfangen wurde.

Auf seinem zweiten Album zeigt Harlow, dass es nicht alleine sein charismatisches Image ist, das seinen Erfolg so befeuert. Man hört ihm an, dass er seit frühester Jugend rappt und sich mit seinen Fähigkeiten am Mic die Lorbeeren durchaus verdient. Dazu umgibt er sich mit einer wahren Heerschar an Produzenten, trotzdem ist der Sound des Albums auffallend homogen. Harlow flowt über die entspannten Beats und baut allerlei popkulturelle Referenzen in seine Tracks ein. Der Opener "Talk of the town" zitiert beim Refrain einen Song von Destinys Child, für "First class" wird Fergies "Glamorous" gesampled.

Erstklassig sind auch die Featuregäste des Albums und untermauern den Status des Überfliegers aus Kentucky. Lil Wayne steuert ein paar Autotune-Zeilen zu "Poison" bei, Rapper Drake zeigt sich auf "Churchill downs" in sehr guter Form. Der Titel bezeichnet eine Pferderennbahn, die Heimat des berühmten "Kentucky Derby". Bei dem zeigten sich Harlow und Drake während der Promo-Phase dann auch stilsicher der jubelnden Menge. Pharrell Williams gibt sich bei Harlows Song "Movie star" die Ehre, der Track lebt fast vollständig von einer wummernden Bassline und fällt musikalisch etwas aus dem Rahmen.

Textlich ist das gesamte Album etwas mau. In "Dua Lipa" gesteht Harlow der gleichnamigen britischen Sängerin seine vermeintliche Liebe, überhaupt rappt er auffallend oft über seine Frauengeschichten. Dazu reflektiert er häufig die Nachteile des schnellen Erfolgs, wie bei "Parent trap", auf dem ganz nebenbei Justin Timberlake ein wenig mitträllert: "You know the squares hate the prom king / You know they prayin' I say the wrong thing / Look at the disdain that these hit songs bring." Trotz der hohe Stardichte findet sich auffallend wenig Hit- oder Singlematerial auf "Come home the kids miss you". "Nailtech" sticht mit Bläsersounds und Gang-Shouts ein wenig heraus, "Lil secret" und "Like a blade of grass" sind durchschnittliche Filler. Einen echten Aha-Moment gibt es beim Track "Young Harleezy", wenn einem unangekündigt die Rap-Legende Snoop Dogg ein paar Zeilen über einen 90er-G-Funk-Beat in die Ohren säuselt.

Wie lange Harlow den charmanten Boy Next Door noch geben kann, bleibt abzuwarten. Bald steigt er auch in die Schauspielerei ein und darf für ein 90er-Jahre-Remake eine Rolle übernehmen, die damals Woody Harrelson spielte. Keine Angst, natürlich gibt dieser nette Typ nicht den Psychopathen aus "Natural born killers", es geht um die Neuauflage von "White men can't jump".

(Andreas Rodach)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • First class
  • Churchill downs (feat. Drake)
  • Nail tech

Tracklist

  1. Talk of the town
  2. Young Harleezy
  3. I'd do anything to make you smile
  4. First class
  5. Dua Lipa
  6. Side piece
  7. Movie star (feat. Pharrell Williams)
  8. Lil secret
  9. I got a shot
  10. Churchill downs (feat. Drake)
  11. Like a blade of grass
  12. Parent trap (feat. Justin Timberlake)
  13. Poison (feat. Lil Wayne)
  14. Nail tech
  15. State fair
Gesamtspielzeit: 45:04 min

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Armin

2022-05-19 21:43:13- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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