Wan Light - Let's wake up somewhere else

Labrador / Al!ve
VÖ: 10.11.2003
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mattscheibe

Wan Light heißt "mattes Licht". Das schwedische Duo, das sich letztes Jahr nach Gastspielen in diversen anderen Projekten zusammengefunden hat, benannte sich nach einem Single-Titel der schottischen Band Orange Juice. Wir erinnern uns: Deren Sänger, Edwyn Collins, hatte irgendwann Mitte der 90er den wohl einzigen Hit seiner Karriere, "A girl like you". Zumindest nationalen Erfolg können Wan Light schon verzeichnen: Stockholms bekanntester Radiosender spielte in den Sommermonaten ihre erste Single, "Get it straighter", mindestens zweimal täglich, und Schwedens größte Entertainment-Zeitschrift, "Nöjesguiden", wählte besagten Song in seine "best right now"-Liste. Diese "best right now"-Kategorisierung ist gar nicht so falsch: "Let's wake up somewhere else" liefert zwei, drei Titel, die sicherlich Begleiter für ein paar Wochen sind. Aber eben keine Kleinode, an die man sich noch zwei Jahre später nennenswert erinnern würde.

Zu sehr klingt Krister Svensson nach Mercury Revs Jonathan Donahue (dessen Akzent er genau studiert zu haben scheint) oder gar Neil Tennant. Und auch eine gelungene Kopie ist eben niemals so gut wie das Original. Einfache Melodien, ummalt von akustischen Gitarren und Piano, werden mit elektronischen Klängen aufgemotzt, die zuweilen nur so dahinblubbern oder aber wie ein nervenaufreibend klapperndes Gebiß klingen ("The soul sisters"). Gleich sieben der fünfzehn Stücke sind aufgrund ihrer Kürze eher Songideen, die Großes versprechen (allen voran das orchestrale "Kandy kane") und dann doch als opulente Ouvertüre ins belanglose Nichts führen.

Neben der ersten Singleauskopplung, die zumindest durch Xylophonklänge überrascht, ist "It doesn't have to be in your lifetime" ein kleiner Lichtblick, jedoch mit geringer Brenndauer. Und in diesem Fall zeugt die schnelle Verderblichkeit nicht unbedingt von Frische, sondern deutet eher auf weitere Probleme hin: Monotonie ("Landmarks and houses"), Ideenraub (der Refrain von "Awake, drunk and average" erinnert stark an das Model von Kraftwerk) und elegische Langweiler-Kadenzen, die in "Canvas man" gleich auf über sechs sich schleppende Minuten ausgedehnt werden.

Das Eintagsfliegen-Schicksal von Edwyn Collins wird Wan Light nach derzeitiger Lage der Dinge wohl nicht bevorstehen. Dazu fehlt schlichtweg der Hit. Aber möglicherweise wären Wan Light die perfekten Filmmusik-Schreiber: nett emotional, ein bißchen experimentierfreudig und größtenteils unaufdringlich. Ein mattes Licht eben, in einem Raum, der weitaus Spannenderes zu bieten hat.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Get it straighter
  • It doesn't have to be in your lifetime

Tracklist

  1. The strophe #1
  2. Get it straighter
  3. It doesn't have to be in your lifetime
  4. Freedom fighters
  5. 25/75
  6. Awake, drunk and average
  7. In the heart of Sarah Freeman
  8. Theme from "Night at Roonlake"
  9. To the ground
  10. The astronauts
  11. Landmarks and houses
  12. Canvas man
  13. All things go round
  14. Kandy korn
  15. The soul sisters
Gesamtspielzeit: 40:10 min

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