The Twilight Singers - Blackberry Belle

One Little Indian / Birdman / Zomba
VÖ: 10.11.2003
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Black love

"Ladies, let me tell you about myself / I got a dick for a brain", raunzte Greg Dulli vor ziemlich genau zehn Jahren. Mit so viel Soul in der Stimme, daß man glaubte, der Mann müsse zweihundert Kilo auf die Wage bringen. Und mit so viel Sex, daß jeder dachte, mindestens 20 Kilo davon müssen auf sein Gemächt ausfallen. Und heute? Heute sind die legendären Afghan Whigs Geschichte und die Twilight Singers die Gegenwart. Mit dem zweiten Album seiner neuen Band scheint Greg Dulli dann auch endlich seine Hormone in den Griff bekommen zu haben und gibt sich zunächst ganz besonnen: "Hey there, boy / So good to see you again / I heard your woman left you / I heard you quit your band / How you on money? / You still feeding that Jones? / Man, you don't look like you used to / My God, you look like a ghost." Nicht etwa seine Biographie. Nur ein Songtext.

Realismus ist deswegen noch lange nicht eingekehrt. Der abstruse Romantiker in Greg Dulli ist geblieben. Er vermag immer noch, einen an die Boxen zu fesseln und alles andere vergessen zu lassen. Wer das nicht glaubt, der lausche für den Anfang dem wirkungsvollen "Teenage wristband". Das Klavier klimpert das schönste Intro seit Menschengedenken und trägt einen auf Wolke Sieben ganz weit weg. "She said... she said: You wanna go for a ride? / I got no more money to burn / And I'm gonna stay up all night." Und plötzlich möchte man wieder 16 sein, sich kopfüber in die Nacht stürzen und einfach nur abwarten, was passiert. Um sich ein Leben lang an diese paar Stunden zwischen Sonnenuntergang und Morgendämmerung zu erinnern.

"Blackberry Belle" vereint die Direktheit von "Gentleman", die Dramatik von "Black love" und die Euphorie von "1965". Kurzum: die Qualitäten aller Afghan Whigs-Meisterwerke. Der längst eingemottete Kopfhörer will plötzlich wieder aufgesetzt werden und einem helfen. Beim Lauschen, beim Fühlen, beim Entdecken. Da! Das Telefon-Tuten von "Esta noche", eine klare Pink Floyd-Referenz. Hier! Eine scheue Klarinette, die durch das zart pluckernde "Fat city (Slight return)" führt. Dort! Mark Lanegan, wie er sich in "Number nine" mit Dulli den heißen Wüstenwind um die Nase wehen läßt.

Und dann ist alle Konzentration doch wieder vergebens. Man schließt die Augen, stellt sich "The killer" und taucht ein. "I caught a fever / A holy fire / 'til I was crawling on the ceiling / Come out of your hole / I know you know / You know I know / I wanna go." Plötzlich spielt der Geist verrückt. Man fühlt sich betäubt, entführt, ergriffen. Sieht das Flackern in den eigenen Augen, geht die Decke hoch, schiebt den Regler noch ein Stückchen nach rechts und läßt sich treiben. In die Hitze der Nacht.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Martin Eden
  • Teenage wristband
  • The killer
  • Feathers

Tracklist

  1. Martin Eden
  2. Esta noche
  3. Teenage wristband
  4. St. Gregory
  5. The killer
  6. Decatur St.
  7. Papillon
  8. Follow you down
  9. Feathers
  10. Fat city (Slight return)
  11. Number nine
Gesamtspielzeit: 44:39 min

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