Kat Frankie - Shiny things

Grönland / Rough Trade
VÖ: 13.05.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Schatten im Nacken

Von Stakkato-Releaserhythmen war die bisherige musikalische Karriere von Kat Frankie nun wirklich nicht geprägt. Alleine für das 2018er Album "Bad behaviour" , das gewissermaßen ihre endgültige Ankunft im deutschen Indie-Kosmos darstellte, genoss sie eine Schaffensphase von satten sechs Jahren. Eine Zeit, in der sich die australische Wahlberlinerin mehr und mehr einen Namen machte – auch in mainstream-affinen Kreisen. Nicht zuletzt auch dank der zwischenzeitlichen Position in der Bandbesetzung des allseits umtriebigen Olli Schulz. Kat Frankie kam gewissermaßen aus dem Schatten, rollte das Feld mit einer fluffigen Indie-Pop-Großtat von hinten auf, nur, um sich im Anschluss für vier Jahre wieder in die künstlerische Hibernation zu begeben. Das Ergebnis lässt sich nun auf "Shiny things" begutachten – eine Sammlung von auf den ersten Blick spärlichen neun Songs, die aber, so Frankie, tiefgreifender als noch vorher einen "Tanz der Geister der Vergangenheit" heraufbeschwören sollen.

Ein Tanz, der zum Start erst einmal geschickt mit falschen Fährten lockt. Der Titeltrack leitet "Shiny things" mit nervösen Gitarrenklängen, zittrigen Schlagzeugrhythmen und vor allem einer äußerst wuchtigen Orchestrierung für Frankies Verhältnisse äußerst pompös ein. Die 43-Jährige schwebt mit exaltiertem, beinahe schon pathosgetränktem Gesang über dem vielschichtigen Instrumental, das in einen äußerst weitläufigen, athmosphärischen Refrain mündet, dabei jedoch bewusst vage und ungreifbar bleibt. Mit dem vergleichsweise fluffigen Sound, der noch auf "Bad behaviour" vorzufinden war, hat das hier wenig bis gar nichts mehr gemeinsam. Aber: Wenn schon dick auftragen, dann gerne häufiger so. Eine Wucht von einem Song, der neben der tollen Instrumentierung auch Frankies Qualitäten als Songwriterin unmittelbar in den Mittelpunkt stellt – eine Florence Welch könnte hier durchaus aufs erste Ohr sofort neidisch werden. Allerdings auch ein Song, der auf "Shiny things" als Blaupause für ein bewusstes, losgelöstes Experiment steht und keineswegs für das Gesamtwerk spricht.

Was jedoch nicht negativ gewertet werden sollte. Vielmehr zelebriert Kat Frankie auch auf den restlichen acht Beiträgen einen weitergedachten und in sich gekehrteren Sound, der sich etwas gitarrenlastiger und verquerer als zuvor präsentiert. Und dabei von einer beachtlichen atmosphärischen Dichte profitiert: Das karg-entrückte "The sea" steht hier sinnbildlich für eine sich beinahe bedrohlich aufbauende Soundkulisse, die sich in mitreißender Monotonie einer Abrechnung auf den Wahnsinn in Politik und Wirtschaft widmet. "In the name of freedom / In the name of peace" ist hier die vermeintliche Versprechung, welche die Wirklichkeit jedoch nie erreicht. Das folgende, famose "Be like water" ist ein nahezu perfektes Indie-Pop-Juwel auf knapp vier Minuten voller unterdrückter Wut und Verzweiflung mit Blick auf den Status Quo – besonders auch dank des tollen Zusammenspiels aus Synths und Gitarrenlicks im Refrain. Möchte man Frankie etwas vorwerfen, dann vielleicht, dass sie diese durchweg überzeugenden Klangelemente auf Albumlänge ein wenig zu selten variiert. Ein kleiner Dämpfer, der spätestens dann wieder vergessen ist, wenn das abschließende "Road movie" mit düsteren Gitarrenläufen und mysteriösen Klängen in persönliche Abgründe blickt und einen faszinierenden Schlusspunkt setzt. Eine Ode an ein Album, das Qualität vor Quantität setzt und sich vor der großen Geste effektvoll verbeugt. "Earth underneath me / My mind manifesting / When does the journey begin?"

(Hendrik Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Shiny things
  • Be like water
  • Road movie

Tracklist

  1. Shiny things
  2. Spoiled children
  3. The sea
  4. Be like water
  5. Riverside
  6. Natural resources
  7. Wrong
  8. Love
  9. Road movie
Gesamtspielzeit: 33:02 min

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Armin

2022-05-05 20:19:31- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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