Soft Cell - *Happiness not included

BMG / Warner
VÖ: 06.05.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Befleckt und liebenswert

Scorpions haben es getan, ebenso wie Die Ärzte, Ozzy Osbourne oder Howard Carpendale. Jetzt ist es also auch bei den Synthie-Pop-Legenden von Soft Cell so weit und es gibt ein neues Studioalbum, nachdem das Duo Jahre zuvor bereits offizielle Abschiedskonzerte zelebriert hatte. Marc Almond und Dave Ball lassen stolze 20 Jahre nach der ersten Comeback-Platte "Cruelty without beauty" den neuen Longplayer "*Happiness not included" folgen und ja, das Sternchen gehört da hin, handelt es sich doch um eine augenzwinkernde Fußnote fürs Leben an sich, wie wir aus dem herrlich zynischen, treibenden Titelstück erfahren. Wie fügen sich die weiteren neuen Songs nun also ein in diese Diskografie voller Großtaten aus den frühen Achtzigerjahren, zu denen neben dem Radio-Dauerbrenner "Tainted love" auch zahllose weitere Preziosen wie die abgründigen Tanzkracher "Bedsitter" und "Sex dwarf" oder die herrlich kitschige Ballade "Say hello, wave goodbye" gehören?

Bereits die ersten Zeilen des hervorragenden Openers "Happy happy happy", der dankenswerterweise nur bis zum Titel an einen Song von Scooter erinnert, beschreiben eine Desillusionierung angesichts enttäuschter, optimistischer Vorstellungen für die Zukunft  ein Motiv, das sich auch in diversen anderen Tracks des Albums wiederfindet. Im ironischen Kontrast zum Titel skizzieren die weiteren, mit flächigen Synthie-Sounds und kühlen Beats unterlegten Lyrics dann eine dystopische Gesellschaft im wilden Mix aus "1984", "Schöne neue Welt" und  wie passend  "2022 ... die überleben wollen". In "Polaroid" beschreibt Almond die eher ernüchternde Erfahrung, als er 1981 Andy Warhol in dessen New Yorker Factory begegnete, und passend dazu lässt Ball den Synthesizer ganz ähnlich herrlich pluckern wie Kraftwerk bei "Taschenrechner" im selben Jahr. Im hymnischen "Purple zone" stehen dann euphorischer Sound und düstere Zeilen wie "Let's get out of this life / I'm afraid and alone" in herrlich verstörendem Kontrast. Leider handelt es sich hier jedoch nicht um die sogar noch etwas bessere, vorab veröffentlichte Single-Version des Tracks im Gipfeltreffen mit den Pet Shop Boys, die ergänzt um "Always on my mind"-Reminiszenz und Neil Tennants prägnante Stimme zu den bisher besten Songs des Jahres überhaupt gehört.

Die gesamte Platte zeichnet sich aus durch ihre dichte Atmosphäre, Almonds scheinbar altersloses Crooning und eine satte Produktion, die zwar tief im Synthie-Pop-Sound der Achtzigerjahre verwurzelt ist, jedoch nie altmodisch oder auch nur nostalgisch klingt. Es fällt hier ob der insgesamt herausragenden Qualität gar nicht allzu leicht, weitere Highlights herauszugreifen. "Light sleepers" ist eine luftige Ballade mit prägnantem Saxofon, die Party-Heimkehrer mit Opfern von Schlaflosigkeit und (seniler) Bettflucht versöhnt und die auch Martin Gore oder Brett Anderson von Suede gerne geschrieben hätten. Zurück in den Darkroom oder in Frankie Goes To Hollywoods Pleasuredome führt der transgressive und intensive Club-Hit "Nighthawks", ein Duett mit Drag-Queen und Performance-Artist Christeene. "Leaving, were leaving / Looking for the New Eden", kündigt Almond dann schließlich im fast sakral ätherischen Schlussstück "New Eden" an. Hoffentlich dauert es bis zur nächsten Rückkehr keine weiteren 20 Jahre.

(Michael Albl)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Happy happy happy
  • Bruises on all my illusions
  • Purple zone
  • Light sleepers
  • New Eden

Tracklist

  1. Happy happy happy
  2. Polaroid
  3. Bruises on all my illusions
  4. Purple zone
  5. Heart like Chernobyl
  6. Light sleepers
  7. *Happiness not included
  8. Nostalgia machine
  9. Nighthawks
  10. I'm not a friend of God
  11. Tranquiliser
  12. New Eden
Gesamtspielzeit: 55:09 min

Im Forum kommentieren

MasterOfDisaster69

2022-12-02 16:15:57

Ja, fuer die Fanzone inkl. Fangadgets. So ein richtiger Fan zahlt das.
Bei Rammstein ist die teure Feuerzone auch immer gleich weg, wobei bei dem Spektakel auch eher nachvollziehbar.

Klaus

2022-11-24 17:42:15

Was haben die eigentlich geraucht, dass sie denken, 154 € für einen Stehplatz zur kommenden Tour wäre angemessen?

MasterOfDisaster69

2022-05-03 17:24:27

Klasse - Kommentar von Shakinstevie, da muss man mal reinhoeren...



Klaus

2022-05-03 13:06:33

Nunja, gibt ja noch mehr Alben mit 8/10 Wertung die Woche. Such dir daraus doch dein persönliches aus. (nimmt Ultha!)

Ansonsten wird dem Titel "adw" positiv, wie negativ in meinen Augen zu viel Bedeutung beigemessen...

peter73

2022-05-03 12:45:43

AdW?
muss eine beschissene woche gewesen sein...

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