Drug Couple - Stoned weekend

PaperCup
VÖ: 18.02.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Triff die Robinsons

"Choose your own apocalypse", steht da auf der – zugegebenerweise nicht unbedingt aktuellen – Facebook-Seite des Musiker-Ehepaares Drug Couple und sorgt im ersten Moment allerhöchstens für den Ansatz eines Stirnrunzelns. Bis man schließlich begreift, dass Miles Benjamin Anthony Robinson eine Hälfte des Duos ausmacht. Dessen letzter Solo-Output erschien 2009 in Form seines zweiten Albums "Summer of fear", es ist aber vielmehr das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr davor, das Eingeweihten im Angesicht der frei wählbaren Apokalypse einen kleinen Schauer über den Rücken jagt. Eine Platte voller Zerstörungswut, Verzweiflung und Selbsthass, die die tiefe Traurigkeit ihres Machers derart nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt hat mit solch unmissverständlichen und ebenso unvergesslichen Zeilen wie "And I said / Believe me, I wish that I was dead": Nein, da fallen Endzeit-Witzchen und blöde Weltuntergangs-Sprüche doch etwas schwerer als vielleicht üblich.

Die erste gute Nachricht ging damit jedoch fast unter, denn ja, Robinson ist wieder da! Der zweite Teil von Drug Couple ist zudem seine Frau Becca, und wenn man dem sehr offenherzigen Instagram-Account der beiden auch nur ein wenig Glauben schenken darf, geht es ihnen ganz ausgezeichnet. Die Dunkelheit scheint der mittlerweile 39-Jährige hinter sich gelassen zu haben, was auch das quietschbunte, wenngleich auch leicht versoffene Artwork des ersten Drug-Couple-Albums "Stoned weekend" andeutet. Um das an dieser Stelle dann wenigstens mal kurz zu erwähnen: Keine Macht den Drogen, Kinder! Freuen wir uns einfach, dass es Miles offenbar erkannt hat, dass das Gras auf der anderen Seite deutlich grüner ist. Hust, hust ... Die Robinsons schweben also auf Wolke 7. Ein Album voller Schnulzen und romantischer Für-immer-Bekundungen sollte man dennoch nicht unbedingt erwarten. Eher vertontes Glück über das entspannte Zusammensein: Der Opener und Titeltrack von "Stoned weekend" sucht und findet seinen Verbündeten schon in den ersten Sekunden und teilt die Tüte brüderlich. Derweil groovt und grölt sich "Blue water" durch die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings und versüßt die Fahrt auf der freien Landstraße, schunkelt das Paar harmonisch im wunderbaren "Lemon trees" und räkelt es sich im reduzierten "Little do I know" völlig faul in Lazy-Sunday-Manier auf der heimischen Couch. Muss auch mal sein.

So ein wuchtiges Meisterwerk wie "Miles Benjamin Anthony Robinson" es einst war, ist "Stoned weekend" sicher nicht. Und auch an die Intensität des Solo-Zweitlings kommt es nicht heran. Muss es auch gar nicht, oder besser: Will es auch gar nicht. Die zehn Stücke sind ein kleiner, intimer Einblick in das Leben zweier Menschen, die sich gefunden haben, jedoch kein höchstpersönliches Tagebuch, bei dem sich mit jedem Umblättern ein paar mehr Nackenhaare aufstellen. Es ist nicht der Anspruch einer glasklaren College-Rock-Nummer wie "Linda's tripp", in über einem Jahrzehnt in den Einleitungssätzen einer Rezension zitiert zu werden, um das tiefe Nachempfinden dieser Zeilen zu verdeutlichen. "Our December" rumpelt und dröhnt und bereitet damit Spaß, ohne sich um einen Platz in den Bestenlisten der Dekade zu bewerben. Worum es hier wirklich geht, zeigt am besten möglicherweise der Abschlusstrack "Still stoned" auf, der eine Weiterführung des Openers ist. Manchmal ist es eben doch ganz einfach: "I hope this weekend never ends", das ist doch mal eine Zeile, die man in fast jeder Einleitung zitieren könnte.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stoned weekend
  • Lemon trees
  • Blue water
  • Our December

Tracklist

  1. Stoned weekend
  2. Missed our chance
  3. Lemon trees
  4. Linda's tripp
  5. Little do I know
  6. Ben & Bongo
  7. Blue water
  8. Our December
  9. Wyld chyld
  10. Still stoned
Gesamtspielzeit: 45:41 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-03-19 16:06:38

Mal wieder rausgeholt bei der Sonne heute. Immer noch ein herrliches verkifftes Album. :D

The MACHINA of God

2022-05-11 20:50:49

Ich find das Album richtig schön inzwischen. Gerade an so einem lauen Sonmerabend. Und danke für die schöne rezi.

The MACHINA of God

2022-04-28 00:22:26

Oha, wow. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Armin

2022-04-27 20:46:47- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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