
Toro Y Moi - Mahal
Dead Oceans / Secretly / CargoVÖ: 29.04.2022
Jeep-Urlaub mit Chillwave
Ein Album als Roadtrip. Das Cover zeigt Chaz Bear persönlich an einen Jeepney gelehnt, diese Art Kleinbus ist auf den Philippinnen das häufigste Fortbewegungsmittel. Passend dazu entspricht "Mahal" dem Wort Liebe auf Tagalog, der am weitesten verbreitete Sprache des Landes im Westpazifik. Die Platte enthält einige Bezüge zu früheren Veröffentlichungen, klingt aber wie eh und je experimentell wie vielfältig. Am ehesten noch ähnelt das inzwischen siebte Studioalbum von Toro Y Moi dem ebenfalls etwas mehr von Rock-Einflüssen geprägten "What for" von 2015, womit auf romantische Weise ein Kreis geschlossen wird: What for? Love!
Dem Jeepney-Motiv folgend, startet "The medium" mit Motorengeräuschen, schnell abgelöst von einem Sammelsurium an Instrumentals, dabei ragt der markante Gitarreneinsatz am meisten hervor. Während im Opener noch Startschwierigkeiten bewusst musikalisch dargestellt werden, ist bei "Goes by so fast" das Triebwerk endgültig angesprungen, es gibt ansprechenden Gesang und sonnige Samples, womit das erste richtige Highlight auf des Albums früh feststeht. Dass es neben der liebevoll gestalten Geräuschkulisse auch ansprechende Inhalte zu genießen gibt, ist ein Markenzeichen des Kaliforniers, hier erleben wir mit "Magazine" und "Postman" zwei medienkritische Songs, welche unser menschliches Miteinander in Zeiten von Social-Media-Überfluss, mächtigen Tech-Konzernen und einer quasi nicht mehr zu bremsenden Digitalisierung zynisch hinterfragen, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu heben. Trotz der Thematik unterscheiden sich beide Songs stimmungsmäßig nicht allzu sehr vom darauffolgenden "The loop", dessen Heiterkeit geradezu heilend wirkt. Dezente Drums, hin und wieder Synth-Effekte, eine gemütliche Bassline, perfektes Timing beim Gitarreneinsatz und nicht zuletzt dieser so eingängige, unaufdringliche Gesang ergeben einen Track, der wohl noch tagelang im Ohr bleibt.
Hinsichtlich der Features überzeugen alle drei Gastbeiträge, sowohl die Produzentin und Songwriterin Salami Rose Joe Louis bei "Magazine", als auch das Jazz-Duo The Mattson 2 durch ihr Wirken am frohmütigen "The millenium". Aber am beeindruckendsten wirkt zweifellos "Clarity", ein Duett mit Sängerin Sofie Royer, auch wenn der stimmliche Anteil eher im Hintergrund bleibt und der Song von den Instrumentals getragen wird, was jedoch im Zusammenspiel hervorragend zur Harmonie des Gesamtwerks passt. Ähnlich funktioniert "Way too hot", lyrisch das wohl pessimistischste Lied der ganzen Platte, doch die kratzige Lead-Gitarre übernimmt spätestens ab der Hälfte das Kommando so sehr, dass die Vocals beinahe untergeordnet scheinen. Und auch in diesem Fall ergibt dieses fantastisch umgesetzte Mastering einen tadellosen, detailverliebten sowie animierenden Track. Mit "Days in love" gibt es schließlich den Vorzeige-Closer, bei dem die Vocals zwar wieder stärker zum Einsatz kommen, doch experimentelle Samples und leidenschaftliche Gitarrenparts kommen hier nochmal mehr denn je zur Geltung. Gerade die letzten Nummern belegen, dass jener für Toro Y Moi typische Stil auch nach diesem Album am ehesten Chillwave zu nennen ist. Aber es hört sich nun eher nach Psychedelic- oder stellenweise sogar Indie-Rock an, sein Musikstil an sich allerdings steht über den Genres, er ist und bleibt eben einzigartig.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Goes by so fast
- The loop
- Clarity (feat. Sofie)
- Way too hot
Tracklist
- The medium
- Goes by so fast
- Magazine (feat. Salami Rose Joe Louis)
- Postman
- The loop
- Last year
- Mississippi
- Clarity (feat. Sofie)
- Foreplay
- Déjà-vu
- Way too hot
- Millenium (feat. The Mattson 2)
- Days in love
Im Forum kommentieren
Konsul
2022-05-18 19:39:03
Ist meine erste Scheibe von ihm und was Wollschal sagen? Bin sehr angenehm überrascht. Die wird dieses Jahr öfters bei mir laufen.
kingbritt
2022-05-18 19:28:31
. . . läuft hier gerade in Dauerrotation. Perfektes Sommeralbum auch ohne Strand.
Lateralis84skleinerBruder
2022-04-29 17:19:30
Bei Postman kribbelt es in meinen Beinen. Kommt auf die Playlist der „irgendwann mal Discobesitzer sein“ :)
ichreitepferd
2022-04-29 16:22:05
Man ist das Album gut.
Ulli
2022-04-21 17:38:08
Muß ich mir unbedingt noch holen! Aber seit ich vor Jahre das erstemal das Video zu "So many details" gesehen habe, bin ich ein großer Fan von Toro y moi.
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Toro Y Moi - Hole Erth (3 Beiträge / Letzter am 07.08.2024 - 19:09 Uhr)
- Toro Y Moi - Mahal (6 Beiträge / Letzter am 18.05.2022 - 19:39 Uhr)
- Toro y Moi - Outer peace (3 Beiträge / Letzter am 22.01.2019 - 17:53 Uhr)
- Toro Y Moi - Boo boo (3 Beiträge / Letzter am 13.07.2017 - 10:39 Uhr)
- Toro Y Moi - What for? (4 Beiträge / Letzter am 08.04.2015 - 02:04 Uhr)
- Toro Y Moi - Anything in Return (15 Beiträge / Letzter am 28.10.2014 - 08:24 Uhr)
- Toro Y Moi - Causers of this (8 Beiträge / Letzter am 12.02.2012 - 15:33 Uhr)
- Toro Y Moi - Underneath The Pine (4 Beiträge / Letzter am 02.12.2011 - 12:07 Uhr)