Judy Collins - Spellbound

Cleopatra
VÖ: 25.02.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Age is just a number

Der Erfolg gab ihr Recht. Bisher begnügte sich Judy Collins auf ihren zahlreichen Veröffentlichungen mit einem Mix aus Eigenkreationen und Coverversionen – Legenden wie Leonard Cohen, Joni Mitchell und Bob Dylan lieferten die Vorlagen für ihre vielgepriesenen Interpretationen. Es brauchte 82 Lebensjahre und eine Pandemie, um der inzwischen selbst zur Legende gewordenen Collins genug Zeit und Muße für ein Album zu geben, das ausschließlich aus selbstgeschriebenen Songs besteht. Und während ihre Schönheit im äußeren Erscheinungsbild gegen die unvermeidliche Vergänglichkeit ankämpfen muss, ist sie in musikalischer Hinsicht unvergänglich geblieben.

Das trifft besonders auf die gesangliche Darbietung zu, erstaunt es doch, wie klar und vollkommen alterslos die Stimme der gebürtigen Amerikanerin wirkt. Das mag zwar auch technischer Unterstützung zu verdanken sein, aber ohne diszipliniert durchgezogene Maßnahmen zur stimmlichen Selbsterhaltung wäre das Resultat sicher nicht so überzeugend. Somit ist "Spellbound" zwar chronologisch ein Alterswerk, strahlt ansonsten aber Frische und Jugendlichkeit aus.

Das gilt auch für die Anekdoten und Geschichten, die Collins zum Besten gibt, denn sie besingt zwar auch unerfreuliche Erlebnisse, vor allem aber Heimat- und Frühlingsgefühle. Wichtige Lebensabschnitte, wie zum Beispiel ihre Jugend in Colorado, werden ebenso mit warmherzigen Worten bedacht wie Liebeleien mit ehemaligen Lebensgefährten, darunter Stephen Stills, der ihr bei Crosby, Stills and Nash mit "Suite: Judy Blue Eyes" ja einst selbst ein Denkmal setzte. Und Frühlingsgefühle sind es, die auch beim Hörer aufkommen mögen, denn das Album ist ein Nostalgietrip der leichtfüßig-entspannten und dabei mystisch angehauchten Art. Außerdem hat es etwas Tröstendes, wenn in Krisenzeiten Menschen mit reichlich Lebenserfahrung nicht voller Weltschmerz und Bitterkeit zurückblicken.

Und selbst wenn Vielseitigkeit zumindest auf diesem Album nicht zu ihren Stärken gehört, hat Judy Collins hoffentlich noch einige gute Jahre vor sich – die sie gerne dazu nutzen darf, um ein weiteres "Alterswerk" mit eigenen Liedern gleicher Güteklasse zu schreiben. Dann aber vorzugsweise ohne lebenslange Wartezeit und Weltkrise.

(André Schuder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Grand Canyon
  • Hell on wheels
  • When I was a girl in Colorado

Tracklist

  1. Spellbound
  2. Grand Canyon
  3. So alive
  4. Hell on wheels
  5. Shipwrecked mariner
  6. When I was a girl in Colorado
  7. Thomas Merton
  8. Wild with mist
  9. Gilded rooms
  10. Prairie dreams
  11. City of awakening
  12. Arizona
Gesamtspielzeit: 51:54 min

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Armin

2022-04-20 21:00:58- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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