King Gizzard & The Lizard Wizard - Omnium gatherum

Caroline / Universal
VÖ: 22.04.2022
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mit Mustern drauf

Wenn eine Band eine achtzehnminütige Single veröffentlicht, ist das mindestens ein Statement. Aber mal ehrlich: Es geht hier um King Gizzard & The Lizard Wizard. Da sollte einen gar nichts mehr wundern. Die Australier hauen nicht nur Platten im Rekordtempo raus, sie wechseln die Stile auch häufiger als der 1. FC Nürnberg die Ligazugehörigkeit. Im Gegensatz zum "Glubb" handelt sich bei den Mannen um Stu Mackenzie auch um keine Deppen, sondern um im besten Sinne Wahnsinnige. Anders ist die überbordende Kreativität auch kaum zu erklären. Womit wir wieder bei "The dripping tap" wären. So heißt die eingangs erwähnte Single – und sie ist ein einziger Rausch. Immer dann, wenn keine Steigerung mehr möglich erscheint, legt das zum Sextett geschrumpfte Musikerkollektiv noch einen drauf.

Im Gegensatz zu früheren Werken gibt es diesmal kein einheitliches Soundkonzept. Stattdessen wildert sich die Band einmal quer durch die eigene Diskografie. So erinnern "Gaia" und "Predator X" mit ihren Metal-Riffs an "Infest the rats' nest". Auch der fluffige Elektropop von "Butterfly 3000" wird gelegentlich aufgegriffen, allen voran in "Magenta mountain", einer Ode an Landschaften mit Mustern drauf. Wer nun eine Kollektion von Aufgüssen alter Ideen befürchtet, muss keine Angst haben. Das Konzept der Ideenlosigkeit ist King Gizzard & The Lizard Wizard nämlich generell fremd. Wahrscheinlich aus diesem Grund besitzt "Sadie sorceress" auch einen waschechten Oldschool-HipHop-Beat. Auf Scratches wird glücklicherweise verzichtet, stattdessen darf die Hammond-Orgel zeigen, was in ihr steckt. In eine ähnliche Kerbe schlägt "The grim reaper", wobei sich hier die Flöte verlustieren darf.

Was sich auf dem Papier nach Stückwerk anhört, entfaltet im Ganzen eine ungeheure Sogwirkung. Trotz der wildesten Stilsprünge gelingt es den Australiern, die Spannung hochzuhalten. Verantwortlich dafür ist in erster Linie ihr unglaubliches Gespür für Grooves. Praktisch jeder Song eignet sich mindestens zum Mitwippen, selbst wenn das Arrangement noch so abseitig daherkommt. Auch die Produktion lässt keine Wünsche offen. Der Sound ist variabel, druckvoll und transparent, was sich angesichts der bisweilen arg spinnerten Ideen als sehr hilfreich erweist. Einen Song wie "Garden goblins" kann man sich eigentlich gar nicht ausdenken, aber King Gizzard & The Lizard Wizard haben es trotzdem getan. Diese Schlingel.

Einen weiteren Höhepunkt stellt "Evilest man" dar, eine Art Todes-Boogie mit furiosen Gitarrensoli und einer noch viel besseren Gesangsmelodie. "Presumptous" ist dagegen waschechter Soul, lässige Rhodes-Elemente inklusive. Schließlich sei noch "Candles" erwähnt, das in einer besseren Welt zur Beschallung von Fahrstühlen eingesetzt werden würde. Doch selbst wenn man alle Songs aufzählt, wird man dem Gesamtwerk nicht gerecht. "Omnium gatherum" zeigt eine Band auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft. Wo das alles noch hinführen soll, weiß niemand. Schon jetzt kursieren Memes, die für 2024 ein Black-Metal-Album prognostizieren. Allein die Tatsache, dass dies nicht gänzlich unmöglich erscheint, sagt alles.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The dripping tap
  • Gaia
  • Evilest man
  • The grim reaper

Tracklist

  1. The dripping tap
  2. Magenta mountain
  3. Kepler-22b
  4. Gaia
  5. Ambergris
  6. Sadie sorceress
  7. Evilest man
  8. The garden goblin
  9. Blame it on the weather
  10. Persistence
  11. The grim reaper
  12. Presumptous
  13. Predator X
  14. Red smoke
  15. Candles
  16. The funeral
Gesamtspielzeit: 80:20 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2023-08-19 02:00:42

Hier sind 8 Liveversionen von "The dripping tap", weil dieses 18 Minuten Monster göttlich ist:

fakeboy

2023-07-24 23:39:25

Geil gefilmt, geiler Sound, geile Band!

@mayak: ich wüsste nicht was Motorpsycho dazugeben könnten, was KG nicht sowieso schon haben bzw. können...

The MACHINA of God

2023-07-24 21:41:29

Und hier noch das ganze Bonaroo-Set '22:



Vor "Gaia" gibt es ne kleine Liebeserklärung an Tool von einem der Gitarristen.

fuzzmyass

2023-07-23 12:23:01

Woa, Geastie Boys mit dem großartigen Flöteneinsatz - live ein Knaller... noch 1 Monat bis zum Gig!

Quirm

2023-07-23 10:35:56

Man, freu ich aufs Konzert in Köln. :D

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