The Hellacopters - Eyes of oblivion

Nuclear Blast / Rough Trade
VÖ: 01.04.2022
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Aus alt mach jung

Eigentlich war diese Reunion zu Ende, bevor sie wirklich anfing. 2016, also ganze elf Jahre nach dem letzten regulären Studioalbum, fanden sich The Hellacopters noch einmal zusammen, um den 20. Geburtstag ihres Debütalbums "Supershitty to the max" mit einem einmaligen Auftritt beim Sweden Rock Festival zu feiern. Nur ein halbes Jahr später, im Januar 2017, verstarb Gitarrist Robert Dahlqvist mit gerade einmal 40 Jahren. Doch das, was eigentlich das Ende des zarten Reunion-Pflänzchen hätte sein müssen, entpuppte sich als Triebfeder für einen Neuanfang, unterstützt vor allem durch einen gewissen Anders Tyrone Svensson, besser bekannt als Dregen, der die Band bereits 1998 verlassen hatte, um mit seinen Backyard Babies selbst durchzustarten. Der aber auch auf diversen Festival-Shows umgehend unter Beweis stellte, dass die alte Chemie zwischen ihm und Hellacopters-Frontmann Nicke Andersson immer noch existierte.

Unter diesen Umständen scheitern Reunion-Alben zumeist. Vor allem, weil die Erwartungen meist gnadenlos überhöht sind oder die Musiker die Energie aus den frühen, glücklichen Zeiten dann doch nicht mehr erzeugen können. "Eyes of oblivion" ist allerdings kein Dokument des Scheiterns. Es ist ein Album, das eine Band, die zu ihren besten Zeiten Legendenstatus innehatte, dermaßen nachhaltig wieder ins Bewusstsein brennt, als sei sie nie wirklich weg gewesen. Für diesen Eindruck braucht es keine unzähligen Durchläufe, Analysen oder verzweifelte Versuche, sich eine Platte schönzuhören. Es braucht genau drei Minuten und 15 Sekunden.

Denn diese Zeit benötigt der Opener "Reap a hurricane", um die gleiche ekstatische Verwüstung zu hinterlassen wie zu der Zeit, als The Hellacopters das Maß aller Dinge im Heavy Rock waren. Spätestens beim Titeltrack gilt es, das heimische Mobiliar zu sichern, wenn man nicht gerade die Freudentränen trocknen muss. Da sind wieder diese wunderbaren Hooks, die faustreckenden Refrains sowie die herrlich rock'n'rolligen Klaviereinsätze – hier wirkt nichts bemüht, ganz im Gegenteil: Die Endvierziger rocken, als wären sie wieder Anfang 20 und völlig unbekümmert. Da kann Andersson auch mit Fug und Recht bei "So sorry I could die" den etwas derangierten Crooner geben.

Denn so langsam verschwanden sie aus dem Bewusstsein, die alten Recken des Genres, das in den Neunziger liebevoll "Rotzrock" genannt wurde – die Backyard Babies dümpeln so vor sich hin, bei Gluecifer blieb es bei zarten Reunion-Ankündigungen, einzig Turbonegro zehren noch von ihrem einzigartigen Ruf, haben aber ihre Innovationskraft ihrem eigenen Klischee geopfert. Insofern ist es eine Wohltat, The Hellacopters nicht nur wieder vereint zu sehen, sondern in einer so nie für möglich gehaltenen Verfassung. Insofern mag die arg knappe Spielzeit noch ihr Gutes haben – wer mit der Band gealtert ist, kann eine Albumlänge problemlos ohne Sauerstoffzelt im Pit durchhalten. Die nächste Generation hingegen muss zunächst einmal sehen, wie sie diesen jungen Alten das Wasser reichen soll.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Reap a hurricane
  • Eyes of oblivion
  • Tin foil soldier

Tracklist

  1. Reap a hurricane
  2. Can it wait
  3. So sorry I could die
  4. Eyes of oblivion
  5. A plow and a doctor
  6. Positively not knowing
  7. Tin foil soldier
  8. Beguiled
  9. The pressure's on
  10. Try me tonight
Gesamtspielzeit: 34:33 min

Im Forum kommentieren

Sloppy-Ray Hasselhoff

2022-04-09 11:37:28

Ich hör die 7/10 leider gar nicht. Tauwetter. Unter 7/10 haben die Copters aber nix verloren. Danke, ring the Bell, Mann.

Armin

2022-04-07 21:40:48

Danke, ist zusammengelegt.

fakeboy

2022-04-07 11:26:05

Thread gibt's schon

Hoschi

2022-04-07 08:53:57

Die Rezi klingt besser als deren Wertung :)
Ich geh aber prinzipiell mit.
Hab die Scheibe jetzt 3 x gehört und bin weder begeistert, noch geneigt sie als schlecht zu bezeichnen.
Ja, der Drive ist noch da, und das ist nicht selbstverständlich, aber mir fehlen die, in diesem Genre doch eher die Ausnahme, lässigen und groovigen Solis der High Visibility und Grace of god Zeiten.
Hier wirken diese dann doch etwas... naja..
langweilig.
Kann man trotzdem gut hören ohne zappen zu müssen.
Die 7 geht in Ordnung.

Armin

2022-04-06 20:11:04- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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