
Meshuggah - Immutable
Atomic Fire / WarnerVÖ: 01.04.2022
Dissonant in den Abgrund
Slayer spiel(t)en Thrash Metal, Dream Theater gniedeln sich durch den Progressive Metal und Mayhem erkunden die dunklen Gefilde des Black Metal. Und Meshuggah? Nun, die sind schlicht: Meshuggah. Seit ihrer Gründung 1987 entziehen sich die Schweden selbstbewusst einer stimmigen Schubladen-Einsortierung und machen einfach ihr Ding. Und das exerzieren sie in einer Konsequenz und Güteklasse, die ihresgleichen suchen. Gewiss gab es in der Karriere der Formation auch mal einen Ausschlag nach unten, die Höhepunkte aber, beispielsweise ihr Meilenstein "Destroy erase improve", überwiegen die wenigen Aussetzer deutlich. "Immutable" reiht sich nun mit seinen fast 70 intensiven Minuten ein in die Liste ihrer Alben von bleibendem Wert.
Wer sich bei Meshuggah dem genretypischen Headbangen hingeben möchte, muss eigentlich zum mehrköpfigen Wesen mutieren. Denn wer nickend der Gitarre folgt, liegt oft ein gutes Stück abseits der Drumspur; wer glaubt, den Rhythmus gefunden zu haben, wird rasch von der nächsten Dissonanz aus dem Takt geworfen. Dass Meshuggah in diesem vermeintlichen Chaos den Überblick bewahren und irgendwie doch am gleichen Strang ziehen, ist nur eine ihrer vielen Qualitäten. Auf "Immutable" kommt dabei das vollständige Bouquet zum Einsatz. Intro-artig geht es mit "Broken cog" los. Ein zermürbender Schlagzeug-Furor weckt sofort alle Synapsen, bevor die Band sich nach und nach in das Geschehen einmischt und Schicht über Schicht legt. Auch der Gesang erlebt eine Metamorphose, schleicht sich eher sprechend an die Oberfläche, nach gut viereinhalb Minuten ist Jens Kidman dann endgültig angekommen: Schrei! Mich! An!
"The abysmal eye" zieht in der Folge das Tempo entschlossen an, Kidman beweist nicht nur hier, sondern auf dem kompletten Album, in welch glänzender Form er sich befindet. Zwischendrin erklingt das erste Gitarrensolo, das in seiner irren Tonfolge eben vor allem eines ist: Meshuggah-typisch. Auf das atmosphärische "Light the shortening fuse" lassen die Schweden mit "Phantoms" und "Ligature marks" nicht nur zwei mächtige Tracks folgen, sondern auch zwei überaus gelungene Ausklänge, die einen hypnotisch mit in den Abgrund reißen. Ganz ohne Gesang kommt in der Albummitte "They move below" aus, ein fast zehnminütiges Instrumental-Epos, in dem sich die Musiker hörbar wohlfühlen und sich zwischen ruhigeren Passagen auch mal eruptiv austoben dürfen.
In "Kaleidoscope" meldet sich Kidman dann mit Macht zurück, Meshuggah servieren eine direkte, schnörkellose Nummer, hübsch mitten ins Gesicht. Dankbarerweise geht man dabei aber nicht k.o., sondern widmet sich mit Freude dem Rest des neunten Studioalbums. "Black cathedral" nimmt kurz Anlauf in Richtung Schwarzmetall-Gefilde, ist aber mehr ein gleichermaßen unerwartetes wie stimmiges Zwischenstück. Und auch im abschließenden Song-Quartett inklusive des zurückgenommen instrumentierten Schlussakts "Past tense" stecken so viele Ideen, Unmengen an Meshuggah-Typischem, eine Flut an Entdeckungswürdigem. Ohnehin hat die Formation stolze 35 Jahre nach ihrer Gründung nichts an ihrer Faszination eingebüßt und wieder einmal ein Werk vorgelegt, das der geneigten Zuhörerschaft ein Übermaß an Möglichkeiten liefert, sich damit auseinanderzusetzen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Broken cog
- Phantoms
- They move below
- Armies of the preposterous
Tracklist
- Broken cog
- The abysmal eye
- Light the shortening fuse
- Phantoms
- Ligature marks
- God he sees in mirrors
- They move below
- Kaleidoscope
- Black cathedral
- I am that thirst
- The faultless
- Armies of the preposterous
- Past tense
Im Forum kommentieren
boneless
2025-02-14 23:58:52
Was ist das denn für ein Witz?
Affengitarre
2025-02-14 23:14:53
Also eine große Veränderung ist das jetzt nicht. :D
Affengitarre
2025-02-14 23:05:37- Newsbeitrag
Okay, am 04.04.2024 erscheint ein Remaster des Albums, nur drei Jahre nach dem eigentlichen Release. "Ligature Marks" gibts bereits remastered zu hören:
fakeboy
2024-12-09 20:14:58
Opeth ist auch wieder da. War vermutlich ne Lizenz-Geschichte.
The MACHINA of God
2024-12-09 18:15:56
Jetzt wieder alles da. Vielleicht ein Problem bei Atomic Fire, bei dem ja Opeth und Meshuggah sind? Denn irgendwie wirkten die Album-Ausfälle eher wie Unfälle als Absicht.
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