Absent In Body - Plague god
Relapse / MembranVÖ: 25.03.2022
Kurz und schmerzhaft
Es war eine dieser Ankündigungen, die Genrekenner sofort elektrisieren: eine Supergroup, bestehend aus Mathieu J. Vandekerckhove, Colin H. van Eeckhout, Scott Kelly und Igor Cavalera. Mit anderen Worten: Amenra plus Neurosis plus den Schlagzeuger von Sepultura. Unter dem Namen Absent In Body tritt das Quartett nun mit seinem Debüt in Erscheinung, wobei das genau genommen so nicht stimmt. Bereits 2017, als diese Konstellation entstand, erschien ein selbstbetitelter gemeinsamer Song auf einer LP in Kleinstauflage. Das etwa 20 Minuten lange Stück verfing sich zwischen Ambient, Drone, Doom und einem sehr rauen, übersteuerten Industrial-Inferno – und kann als Blaupause dessen gesehen werden, was nun "Plague god" enthält.
Dass die vier hier ausladend zu Werke gehen, passt weiterhin, denn nur schmale fünf Songs finden sich auf der Titelliste. Gewaltig geht's los mit "Rise from ruins": ein bisschen Kerkeratmosphäre, dazu hallversetztes Tribal-Drumming (Sepultura!), dann die komplette Breitseite aus Sludge-Riffs, Störgeräuschen und seltsam verzerrtem Geschrei in doppelter Ausführung. Einerseits mächtiges Industrial-Gegrowle, andererseits keift sich van Eeckhout wie bei seiner Hauptband die Seele aus dem Leib – es wird jedoch die einzige Stelle auf "Plague god" bleiben, an der diese typischen Vocals zu hören sind. Stattdessen überwiegt ebenjenes undefinierbare, monströse, tiefgestimmte Growlen. Ein interessantes Element, das keinem der beteiligten Musiker bislang zuzuordnen ist.
"In spirit in spite" fährt eingangs mit maximalem Regleranschlag weiter, stapft bös grummelnd vorwärts, um nach knapp drei Minuten in ein ruhiges, monotones Riffing zu wechseln, zu dem van Eeckhout in seiner cleanen Stimmlage den Text vorträgt, während sich eine schöne Gitarrenlinie ihren Weg bahnt. Spätestens hier ist Amenra drin, wo Amenra draufsteht. Überraschenderweise knallt es am Ende nicht, dafür umso mehr in "Sarin", das permanent im bewährten genannten Zerrmix aus Keifen und Growlen auf die Zwölf gibt und gut zum Nervengift im Titel passt. Zu "The acres the ache" kehrt das Tribal-Drumming zurück, einen kurzen Moment wartet man gar darauf, dass "Roots bloody roots" einsetzt, ehe die Dynamik bricht und den Song in eine bis mehrere mittlerweile wohlbekannte Richtungen lenkt.
Zu guter Letzt spendieren Absent In Body noch einmal einen atmosphärisch finsteren Ambient-Track, der gegen Ende in einem schön konstruierten, aber viel zu kurzen Finale aufgeht und ganz plötzlich die einzige Schwäche von "Plague god" offenbart: Das Album ist schlicht zu kurz. Für viele Platten mögen 36 Minuten komplett ausreichen, hier schleicht sich das Gefühl ein, dass etwas fehlt. Nicht nur, weil "The half rising man" dieses Werk an einer Stelle beendet, wo es nicht unbedingt zu erwarten war, sondern ganz allgemein: Erst dem raum- und zeitgreifenden Sound der undefinierbaren Melange aus Sludge, Doom und Post-Metal komplett Rechnung tragen – und dann ist nach fünf Songs Schluss? Also: Nachschlag bitte!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rise from ruins
- Sarin
Tracklist
- Rise from ruins
- In spirit in spite
- Sarin
- The acres the ache
- The half rising man
Im Forum kommentieren
Affengitarre
2024-01-06 15:32:32
Der Sound ist echt interessant. Da muss ich mal näher reinhören.
The MACHINA of God
2024-01-01 16:30:15
Das Ding ist so grandios. Mag es weiter mehr als das meiste in dem Bereich. Was für eine Wand.
Dumbsick
2022-05-27 22:20:01
Steile These aber wirklich gutes Album;)
The MACHINA of God
2022-05-27 21:30:07
Besser als jede Amenra. ;)
Dumbsick
2022-04-05 10:22:44
Richtig starkes Ding. Vor allem der opener und closer sind meine highlights.
https://www.transcendedmusic.de/2022/04/absent-in-body-plague-god-review/
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