
Loop - Sonancy
Cooking Vinyl / IndigoVÖ: 11.03.2022
Fuzzt wie damals
Mal unter uns: Tele 5 ist – oder war – gar nicht mal so schlecht. Wenigstens nicht Ende der achtziger Jahre, als die Indie-Musikshow "Off beat" nicht nur mit freidrehenden Interview-Formaten wie "Fünf Minuten für Cassandra Complex", sondern auch mit den neuesten Videoclips prächtig unterhielt. Besonders heavy rotierten dort Loop aus London, die in Stücken wie "Collision" oder "Arc-lite" Space-Rock und Psych zu maximal monotonen Konstrukten verbauten – zu einer Zeit, als der jugendliche Rezensent Shoegaze noch für geldmangelbedingtes Barfußlaufen hielt. Bis 1990 brachte es die Band um Robert Hampson auf drei Alben und diverse Standalone-EPs, ehe die Mitglieder mit den Projekten Main und The Hair And Skin Trading Company in immer formlosere Sphären entschwebten und Hampson vorübergehend sogar bei Godflesh einstieg. Den Genre-Rahm hatten da längst My Bloody Valentine abgeschöpft – und für ihr Comeback haben sich Loop satte zehn Jahre mehr Zeit gelassen als Kevin Shields und Kollegen für "M B V".
Dennoch ist schon bei den ersten Takten von "Sonancy" ein beduseltes, aber fröhliches "Lange nicht gehört, trotzdem wiedererkannt" fällig: Das seit der 2015er-EP "Array 1" reformierte Quartett gibt sich unverändert ruppiger als Ride und bedröhnter als Galaxie 500, steht immer mit einem Fuß in krautiger Can-Motorik und bricht die Songs nur auf die allernötigsten Harmonien herunter. Drei Akkorde für ein Hglglglgl. Zu schaden vermag ihnen das heute ebenso wenig wie damals: So entrückt die Titel mit Teilchenphysik, abstrakten Zeitbegriffen und ungreifbaren Naturphänomenen hantieren, so rigide schneidet Hampsons Fuzz-gesättiges Riffing durch den Opener "Interference" oder das ähnlich aufgeheizte "Fermion", während Schlagzeuger Wayne Maskell sein Möglichstes tut, für eine Drum-Machine gehalten zu werden. "Eolian" treibt es rhythmisch komplexer, Reverbs türmen sich zu mächigen Texturen auf – vielleicht nicht "A gilded eternity", die Loop auf ihrem dritten Longplayer in Aussicht stellten, aber ein blickdichter Groover vor dem Herrn.
Eine Menge lärmiges Holz also, wenn man bedenkt, dass Hampson Mitte der 2000er-Jahre die Gitarre zugunsten seiner elektroakustischen Experimente mit Main an den Nagel gehängt hatte und eigenen Angaben zufolge nicht beabsichtigte, sie jemals wieder in die Hand zu nehmen. Nun kündet lediglich die zweiteilige Drone-Interlude "Penumbra" von dieser Schaffensphase des Briten, und auch wenn sich "Supra" in einen zerrenden Trance-Zustand trommelt und "Isochrone" in wälzenden Soundschwaden zu versinken droht, rückt die gewaltige Single "Halo" kurz darauf die Verhältnisse wieder gerade. Spätestens hier weht nämlich auch ein Hauch strengen Post-Punks durch "Sonancy" – in Gestalt eines als waschechten, säurehaltigen Rockers samt weit aufgerissener Leads und lichtblitzartig zuckender Synthies, über dem Loop einen großzügigen Sack Speed auskippen. In aller mitreißenden Schnörkellosigkeit, versteht sich – Hirnzerbeulung leicht gemacht. Und immer dran denken: Keep it simple, Druffi.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Interference
- Eolian
- Halo
Tracklist
- Interference
- Eolian
- Supra
- Penumbra I
- Isochrone
- Halo
- Fermion
- Penumbra II
- Axion
- Aurora
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oldschool
2022-03-17 11:36:44
der song "Ferminion" klingt fett!
Bin überrascht, dass es die Band noch gibt.
Das ist alles so lange her! Ihre bisherigen Werke habe ich noch als LP's Zuhause
Armin
2022-03-16 20:21:25- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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